Grammatik


Lektion 1: Grammatik 3

Deklination des Nomens: Plural

Bildung des Plurals

Das Awarische bildet den Plural des Nomens auf vielfältige Art und Weise. Dabei wird das Pluralsuffix an den Stamm angehängt. Der Stamm entspricht dem Lexikoneintrag des Nomens, also dem Nominativ (genauer: Absolutiv) Singular. Es gibt die folgenden Pluralsuffixe

  1. Der Plural auf /-al/. Endet der Stamm auf einen Konsonanten wird die Endung wird unmittelbar angehängt. Endet der Stamm auf einen Vokal wird ein Binde-/j/ zwischengeschoben. Die Endung lautet dann . Diese Endung ist die derzeit produktivste, d.h. alle neuen Wörter im Awarischen bilden den Plural mit diesem Suffix. Deshalb finden sich Wörter aller drei Klassen in dieser Gruppe. Bei einigen Nomen mit dieser Pluralendung kommt es zu einem Vokalwechsel und/oder dem Verlust des finalen Vokals.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Junge, Sohn
    Bruder
    Mädchen
    Schwester
    Tisch
    Tag
    Kalb
    Fuß, Bein
    Buch
    zweirädriger Karren
    Brot

  2. Der Plural auf /-ul/. Die Besonderheit dieses Plurals ist, dass alle Vokale des Stammes zu einem /u/ assimiliert werden. Bei zweisilbigen Stämmen wird der zweite Vokal elidiert. Zudem kommt es sehr oft im Stamm zu einer Metathese. Bis auf zwei Lexeme stammen alle anderen Nomen, die den Plural auf diese Weise bilden, aus Klasse III. Zudem ist ein "n-m"-Wechsel möglich.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Kopf
    Berg
    Floh
    Katze
    Vater (Klasse I)
    Mutter (Klasse II)

  3. Der Plural auf /-dul/. Auch hier werden alle Vokale des Stammes zu einem /u/ assimiliert werden. Offensichtlich gibt es bei diesem Plural jedoch nur einsilbige Stämme, sowie ausschließlich Stämme aus Klasse III. Die Aussprache des suffixinitialen /d/ passt sich die Artikulationsart (stimmhaft, stimmlos bzw. glottalisiert) des letzten Konsonanten des Stammes an.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Ohr
    Stange
    Lied
    Fuchs

  4. Der Plural auf /-bi/. Hier werden wieder alle Vokale des Stammes zu einem /u/ assimiliert. Labialisierungen des Stammes verschwinden dabei. Bei Zweisilblern geht der zweite Vokal des Stammes verloren. Auch hier sind fast nur Wörter der Klasse III vorhanden.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Tür
    Fisch
    Baum
    Lippe

  5. Relativ häfig ist der Plural auf /-abi/. Die Stammvokale ändern sich nicht. Ein stammfinale Vokale und stammfinales /-en/ werden getilgt. Es handelt sich fast ausschließlich um Wörter der Klasse III. Die Stämme sind fast ausschließlich mehrsilbig.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Märchen
    Schule
    Zahn
    Hund
    Siedlung im Kaukasus
    Bett, Unterlage
    Armband
    Herde

  6. Der Plural auf /-zabi/ findet sich ausschließlich bei Wörtern der Klassen I und II.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Lehrer
    Meister
    Schwiegermutter
    Cousine

  7. Der Plural auf /-zal/ bilden nur Wörter der Klassen III. Dieser Plural alterniert bei diesen Wörtern mit dem Plural auf /-zabi/.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Haus
    Acker
    Zeuge

  8. Sehr selten ist der Plural auf /-i/. Dabei kann es im Stamm zu einem Vokalwechsel kommen

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Vogel
    Vogeljunges

  9. Die letzte Gruppe bilden die Wörer, die den Plural irregulär bilden. Das sind Pluralformen, die nur einmal vorkommen, Pluralformen, bei denen ein Konsonantenwechsel oder eine Konsonanteneinfügung vorkommt. Und zuletzt ein Wort, dass im Plural einen anderen Stamm hat.

     BEDEUTUNGSINGULARPLURAL
    Ziege
    Kuh
    Mensch
    Frau

Diese vollständige Liste der Pluralsuffixe im Awarischen, erlaubt es in einem awarischen Text eine Pluralform als solche zu erkennen. Sie nützt aber nicht beim Erlernen des Awarischen. Denn anhand der Singularform eines Nomens kann man die Pluralform nicht vorhersagen. Genauso, wie man beim Erlernen des Deutschen das Geschlecht "der, die, das" eines Nomens mitlernen muss, muss man beim Erlernen awarischer Nomen die Pluralform leider mitlernen.




Letzte Änderung: 12-APR-06


Z U R Ü C K

© 2006    Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik)   &   Aina Kazimagomedova (FB 11)
Universität zu KölnUniversität Oldenburg