Fliessendes-n und Verborgenes-g



Mongolisch ist in gewisser Hinsicht eine leicht zu erlernende Sprache. Es gibt zwar wie etwa im Lateinischen für jeden Fall - und das Mongolische hat gleich 7 Fälle - eine besondere Endung. Aber es gibt kein grammatisches Geschlecht, d.h. für alle Nomen (und Adjektive) gilt das gleiche Deklinationsschema. Es müssen also keine zusätzlichen Informationen zum Wortstamm dazu gelernt werden, die das Erlernen des Lateinischen und auch des Deutschen (für Nicht-Muttersprachler) zum Beispiel so schwierig erscheinen lassen.

Es gibt jedoch zwei Ausnahmen, die gelernt werden müssen: Das "Fließende-n" und das "Verborgene-g".

Fließendes-n

Einige Wörter des Mongolischen, deren voller Stamm auf "n" endet, verlieren im Nominativ und einigen weiteren Fällen (s.u.) am Wortende dieses "n" - in den anderen Fällen und vor einigen Postpositionen bleibt es dagegen erhalten. Tatsächlich ist - wissenschaftlich gesehen - nicht so ganz klar, was denn der Stamm nun wirklich ist. Manche Beschreibungen gehen deshalb davon aus, dass diese Wörter zwei Stämme haben, einen "nackten Stamm" (den ohne "n") und einen "erweiterten Stamm" (den mit "n"). Beide Stämme muss man lernen, da es auch Wörter auf "n" gibt, die dieses "n" in allen Fällen, d.h. auch im Nominativ behalten ("Stabiles-n").

Ein "n", das in manchen Fällen des Deklinationsschemas eines Nomens oder Adjektivs auftritt und in anderen nicht, heißt dagegen in manchen Beschreibungen des Mongolischen "Fließendes-n". In den meisten Wörterbüchern steht in solchen Fällen hinter dem nackten Stamm (identisch mit dem Nominativ) der erweiterte Stamm in Klammern.

Bspl.: мод(он) Baum, Holz

Wenn der nackte Stamm wie im Beispiel auf einen Konsonanten endet, wird für den erweiterten Stamm vor dem "n" noch ein Vokal eingefügt (hier "o"). Manche Wörterbücher verzichten auf die Angabe dieses Vokals im erweiterten Stamm, der sich meist gemäß der Vokalharmonie einstellt und notieren nur ein "n" in Klammern:

Bspl.: мод(н) Baum, Holz

Kommt es jedoch zu einer Metathese (Lautvertauschung) im erweiterten Stamm, so wird dieser in allen Wörterbüchern vollständig in Klammern angegeben:

Bspl.: гэдэс (гэдсэн) Bauch

Gleiches gilt auch für Wörter mit Fließendem-n, die auf ein weiches Zeichen enden.

Bspl.: морь (морин) Pferd

Im Beispiel:

Nominativ:мод      морь
Genitiv:модны      морины
Dativ-Lokativ:модонд      моринд
Akkusativ:модыг      морийг
Ablativ:модноос      мориноос
Instrumental:модоор      мориор
Kommitativ:модтой      морьтой

Verborgenes-g

Bei manchen Wörtern mit einem stabilen "n" (bei denen also das "n" in allen Fällen auftritt), erscheint ein zusäzliches "g" in einigen Fällen des Deklinationsschemas, in anderen, wie dem Nominativ nicht. Auch diese, eher seltenen Varianten müssen gelernt werden.

In der altmongolischen Schrift werden diese Wörter im Nominativ mit "-ng" am Ende geschrieben und lassen sich so von denen mit "-n" am Ende unterscheiden. Im modernen Mongolischen wird jedoch jedes "n" am Wortende wie [ŋ], also genauso wie "ng" ausgesprochen. In der modernen kyrillischen Schrift werden die Wörter im Nominativ deshalb in beiden Fällen mit "-н" am Ende geschrieben.

In den Wörterbüchern steht deshalb im Falle ein solches in der kyrillischen Schrift "Verborgenes-g" in Klammern hinter dem Stamm.

Bspl.: байшин(г) Gebäude

Es tritt jedoch vor allen Kasussuffixen, die mit Vokal beginnen, also Genitiv, Ablativ, Instrumental und Akkusativ auf. Beim Akkusativ kann das finale "g" entweder als Kasuszeichen oder als "Verborgenes-g" gedeutet werden. Im Beispiel:

Nominativ:байшин
Genitiv:байшингийн
Dativ-Lokativ:байшинд
Akkusativ:байшинг
Ablativ:байшингаас
Instrumental:байшингаар
Kommitativ:байшинтай

In der Übersicht:

FallFließendes-nVerborgenes-g
Nominativneinnein
Akkusativnein(ja)
Dativ-Lokativjanein
Genitivjaja
Ablativjaja
Instrumentalneinja
Kommitativneinnein



Letzte Änderung: 13-OKT-05


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