Grammatik


Lektion 2: Grammatik 3

Deklination des Nomens: Akkusativ

Der Akkusativ beschreibt wie im Deutschen das direkte Objekt eines transitiven Verbs. Ein solches Verb ist z.B. "lesen". In einem Satz wie "Der Mann liest das Buch.", gibt eine Person, die etwas liest. Diese Person steht im Nominativ bzw. im 1.Fall (Frage: "wer oder was?"), in diesem Fall "der Mann" und etwas, das gelesen wird. Das steht im Akkusativ bzw. im 4.Fall (Frage: "wen oder was?"), hier "das Buch". Transitive Verben haben also einen bzw. etwas Handelnden/es und einen bzw. etwas dadurch Betroffenen/es. Erstere steht im Nominativ, letzterer im Akkusativ.

Im Deutschen wird der Kasus bzw. Fall in erster Linie durch den Artikel gekennzeichnet, z.B. "der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann". Welcher Fall gemeint ist, wird außer im Genitiv bzw. im 2.Fall (wo ein -es an den Stamm angehängt wird) ausschießlich durch den Artikel bestimmt. Im Mongolischen gibt es jedoch keine Artikel. Der Fall bzw. die Kasusmarkierung wird hier - wie z.B. auch im Lateinischen - durch eine spezifische Endung am Nomen angezeigt und ist für jeden Fall unterschiedlich. Der Nominativ hat im allgemeinen keine besondere Endung - er stimmt mit dem Stamm des Nomens überein.

Bildung des Akkusativs

Im Mongolischen wird der Akkusativ durch Anhängen der Endung /-g/ bzw. /-i:g/ an das Nomen gebildet. Die Schreibung der Endung ändert in Abhängigkeit von den Lauten im Wortstamm (Vokalharmonie). Es gibt folgende Regeln:

  1. Die Endung lautet /-g/ bei Wortstämmen, die mit Langvokal, Diphthong oder auf Verborgenes-"г" enden.


     BEDEUTUNGNOMINATIVAKKUSATIV
    jüngeres Geschwister(chen)дүүдүүг
    Raumɵрɵɵɵрɵɵг
    Meerдалайдалайг
    Hundнохойнохойг


     BEDEUTUNGNOMINATIVAKKUSATIV
    Gebäudeбайшинбайшинг

  2. Bei Wortstämmen auf Kurzvokal oder Konsonant lautet das Akkusativkennzeichen /-i:g/. Bei der Schreibung kommt es dagegen auf den (letzten) Stammvokal des Nomens an.


     BEDEUTUNGNOMINATIVAKKUSATIV
    Hausгэргэрийг
    Heftдэвтэрдэвтрийг
    Mutterэхэхийг
    Farbeɵнгɵɵнгɵийг


    BEDEUTUNGNOMINATIVAKKUSATIV
    Buchномномыг
    Lehrerбагшбагшыг
    Messerхутгахутгыг


    BEDEUTUNGNOMINATIVAKKUSATIV
    Briefбичигбичигийг
    Pferdморьморийг
    Stuhlсандальсандалийг
    Klasseангиангийг
    Lehrerбагшбагшийг
    Mamaээжээжийг

Verwendung des Akkusativs

Anders als im Deutschen wo jedes direkte Objekt im Akkusativ stehen muss, wird im Mongolischen die Akkusativendung sehr oft fortgelassen. Dies ist dann der Fall, wenn durch den Sinnzusammenhang klar ist, wer Subjekt und wer Objekt des Satzes ist. Typisch ist dies gerade in einfachen Sätzen, in denen das Subjekt eine Person ist und das Objekt ein Gegenstand ist.

BEISPIEL:

Der Satz "Ich lese (gerade) ein Buch." lautet also eigentlich: In der gesprochenen Sprache hört man jedoch fast immer:

In Sätzen, in denen nicht unmittelbar erkennbar ist, was das Objekt ist, steht dagegen die Akkusativendung.

In den folgenden Fällen ist die Akkusativendung häufig oder immer anzutreffen

  1. Personalpronomen

    Hier muss die Akkusativendung stehen, da sonst nicht klar ist, wer der Handelnde ist.

    BEISPIEL: --- "Sehen Sie mich?" und nicht

  2. Eigennamen, Bezeichnungen von Familienmitgliedern und Berufsbezeichnungen

    Auch hier muss die Akkusativendung stehen, da sonst nicht klar ist, wer der Handelnde ist, denn die Reihenfolge von Subjekt und Objekt im mongolischen Satz ist nicht fest vorgegeben.

    BEISPIEL: --- "Du siehst Saraa." und nicht

  3. Alle Nomen, denen ein Demonstrativpronomen voraufgeht

    Ein Demonstrativpronomen betont und präzisiert das Nomen. Es ist ein ganz bestimmtes Objekt gemeint. Durch ein Demonstrativpronomen wird das Nomen in gewisser Weise bestimmt. Das Demonstrativpronomen wirkt dabei wie der bestimmte Artikel in europäischen Sprachen.

    BEISPIEL: --- "Ich lese dieses Buch."

    Diesen Gedanken weiterverfolgend, könnte man bei Übersetzungen aus dem Mongolischen den Satz ohne Akkusativendung als "Ich lese ein Buch." übersetzen - den Satz mit Akkusativendung als "Ich lese das Buch." Bei Übersetzungen ins Mongolische darf man diese Strategie allerdings nicht anwenden!

  4. Alle Nomen, denen ein Possesivpronomen voraufgeht

    Auch Possessivpronomen betonen und präzisieren das Nomen, indem sie es einer Person zuordnen.

    BEISPIEL: --- "Ich lese Ihr Buch."

Im allgemeinen kann man sich bei der Verwendung der Akkusativendung grob nach den obigen Regeln richten. In allen anderen Fällen kann man sie fortlassen. Die Beispiele zeigen jedoch, dass in der Sprechpraxis die Regeln nicht unbedingt befolgt werden.

Beispiele für die Verwendung der AKKUSATIVENDUNG








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© 2005    Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik)   &   Nyamaa Purevshargal (FB 07)
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