Der Akkusativ beschreibt wie im Deutschen das direkte Objekt eines transitiven Verbs. Ein solches Verb ist z.B. "lesen". In einem Satz wie "Der Mann liest das Buch.", gibt eine Person, die etwas liest. Diese Person steht im Nominativ bzw. im 1.Fall (Frage: "wer oder was?"), in diesem Fall "der Mann" und etwas, das gelesen wird. Das steht im Akkusativ bzw. im 4.Fall (Frage: "wen oder was?"), hier "das Buch". Transitive Verben haben also einen bzw. etwas Handelnden/es und einen bzw. etwas dadurch Betroffenen/es. Erstere steht im Nominativ, letzterer im Akkusativ.
Im Deutschen wird der Kasus bzw. Fall in erster Linie durch den Artikel gekennzeichnet, z.B. "der Mann, des Mannes, dem Mann, den Mann". Welcher Fall gemeint ist, wird außer im Genitiv bzw. im 2.Fall (wo ein -es an den Stamm angehängt wird) ausschießlich durch den Artikel bestimmt. Im Mongolischen gibt es jedoch keine Artikel. Der Fall bzw. die Kasusmarkierung wird hier - wie z.B. auch im Lateinischen - durch eine spezifische Endung am Nomen angezeigt und ist für jeden Fall unterschiedlich. Der Nominativ hat im allgemeinen keine besondere Endung - er stimmt mit dem Stamm des Nomens überein.
Im Mongolischen wird der Akkusativ durch Anhängen der Endung /-g/ bzw. /-i:g/ an das Nomen gebildet. Die Schreibung der Endung ändert in Abhängigkeit von den Lauten im Wortstamm (Vokalharmonie). Es gibt folgende Regeln:
BEDEUTUNG | NOMINATIV | AKKUSATIV | |
---|---|---|---|
jüngeres Geschwister(chen) | дүү | дүүг | |
Raum | ɵрɵɵ | ɵрɵɵг | |
Meer | далай | далайг | |
Hund | нохой | нохойг |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | AKKUSATIV | |
---|---|---|---|
Gebäude | байшин | байшинг |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | AKKUSATIV | |
---|---|---|---|
Haus | гэр | гэрийг | |
Heft | дэвтэр | дэвтрийг | |
Mutter | эх | эхийг | |
Farbe | ɵнгɵ | ɵнгɵийг |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | AKKUSATIV | |
---|---|---|---|
Buch | ном | номыг | |
Lehrer | багш | багшыг | |
Messer | хутга | хутгыг |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | AKKUSATIV | |
---|---|---|---|
Brief | бичиг | бичигийг | |
Pferd | морь | морийг | |
Stuhl | сандаль | сандалийг | |
Klasse | анги | ангийг | |
Lehrer | багш | багшийг | |
Mama | ээж | ээжийг |
Anders als im Deutschen wo jedes direkte Objekt im Akkusativ stehen muss, wird im Mongolischen die Akkusativendung sehr oft fortgelassen. Dies ist dann der Fall, wenn durch den Sinnzusammenhang klar ist, wer Subjekt und wer Objekt des Satzes ist. Typisch ist dies gerade in einfachen Sätzen, in denen das Subjekt eine Person ist und das Objekt ein Gegenstand ist.
BEISPIEL:
Der Satz "Ich lese (gerade) ein Buch." lautet also eigentlich: In der gesprochenen Sprache hört man jedoch fast immer:
In Sätzen, in denen nicht unmittelbar erkennbar ist, was das Objekt ist, steht dagegen die Akkusativendung.
In den folgenden Fällen ist die Akkusativendung häufig oder immer anzutreffen
Hier muss die Akkusativendung stehen, da sonst nicht klar ist, wer der Handelnde ist.
BEISPIEL: --- "Sehen Sie mich?" und nicht
Auch hier muss die Akkusativendung stehen, da sonst nicht klar ist, wer der Handelnde ist, denn die Reihenfolge von Subjekt und Objekt im mongolischen Satz ist nicht fest vorgegeben.
BEISPIEL: --- "Du siehst Saraa." und nicht
Ein Demonstrativpronomen betont und präzisiert das Nomen. Es ist ein ganz bestimmtes Objekt gemeint. Durch ein Demonstrativpronomen wird das Nomen in gewisser Weise bestimmt. Das Demonstrativpronomen wirkt dabei wie der bestimmte Artikel in europäischen Sprachen.
BEISPIEL: --- "Ich lese dieses Buch."
Diesen Gedanken weiterverfolgend, könnte man bei Übersetzungen aus dem Mongolischen den Satz ohne Akkusativendung als "Ich lese ein Buch." übersetzen - den Satz mit Akkusativendung als "Ich lese das Buch." Bei Übersetzungen ins Mongolische darf man diese Strategie allerdings nicht anwenden!
Auch Possessivpronomen betonen und präzisieren das Nomen, indem sie es einer Person zuordnen.
BEISPIEL: --- "Ich lese Ihr Buch."
Im allgemeinen kann man sich bei der Verwendung der Akkusativendung grob nach den obigen Regeln richten. In allen anderen Fällen kann man sie fortlassen. Die Beispiele zeigen jedoch, dass in der Sprechpraxis die Regeln nicht unbedingt befolgt werden.
Beispiele für die Verwendung der AKKUSATIVENDUNG
© 2005 | Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik) | & | Nyamaa Purevshargal (FB 07) |
Universität zu Köln | Universität Osnabrück |