Im Mongolischen gibt es verschiedene Möglichkeiten aus zwei Nomen ein neues zu bilden. Die meisten dieser Möglichkeiten unterscheiden sich von den im Deutschen verwendeten.
Im Deutschen ist es üblich zwei Nomen im Nominativ nebeneinanderzustellen, was dann orthographisch in der Zusammenschreibung zum Ausdruck kommt: Auto + Haus = Autohaus. Dabei bestimmt das erste Wort das zweite genauer. In diesem Fall handelt es sich um ein besonderes Haus. Nur das zweite Wort wird dann auch dekliniert: des Autohauses, die Autohäuser, usw. Die umgekehrte Reihung geht nicht: "Hausauto" macht keinen Sinn. Denn es gibt kein hausartiges Auto. Statt Autohaus können wir auch sagen "Haus mit Autos".
Ein anderes Beispiel wäre Buch + Geschäft = Buchgeschäft. Auch dies ist ein "Geschäft mit Büchern". Bei diesen beiden Wörten ist auch die umgekehrte Reihung - allerdings mit einer anderen Bedeutung - möglich. Geschäft + Buch = Geschäftsbuch. Also ein Buch, das zu einem oder in ein Geschäft gehört. In diesem Fall ist also Geschäftsbuch als "Buch des Geschäfts" zu lesen. Deshalb steht bei der Zusammenfügung Geschäft auch im Genitiv: "Geschäfts".
Im Mongolischen ist eine solche direkte Zusammenfügung zweier Nomen, nur unter bestimmten Bedingungen möglich (s.u.). Die übliche Art der Komposition geschieht unter Verwendung des Genitivs. Dabei steht das bestimmende Wort (im Genitiv) immer vor dem bestimmten. Wir haben z.B. Buch + Geschäft = Buchgeschäft oder Tisch + Bein = Tischbein
Dabei muss sich bei der Komposition zweier Wörter nicht immer die gleiche Bedeutung ergeben wie im Deutschen
BEISPIEL: "Hand" + "Schrift" = "Unterschrift" und nicht "Handschrift"!
Diese Art der Bildung von neuen Begriffen kommt Mongolischen sehr häufig vor. Auch dort, wo wir einen einen Begriff besitzen, setzt das Mongolische diesen aus zwei anderen zusammen.
BEISPIEL: "Buch" + "Sammlung" = "Bibliothek" (lit. "Sammlung der Bücher", "Buchsammlung").
(Ü) Übungen zu einfachen Genitivkonstruktionen
Im Mongolischen kann diese Genitivkonstruktionen auch mehrfach, sozusagen geschachtelt angewendet werden.
BEISPIEL:
Wortweise übersetzt also "Angestellter der Sammlung der Bücher". Beachten Sie, dass bei dieser wortweisen Übersetzung die Reihenfolge der Wörter genau umgekehrt im Vergleich zur Mongolischen sind.
Dabei sind auch mehrfache Genitivbildungen durchaus üblich. Sie entprechen deutschen "Bandwurmwörtern".
BEISPIEL:
(Ü) Übungen zu mehrstufigen Genitivkonstruktionen
In Lektion 1 hatten wir schon gesehen, dass Adjektive direkt vor den Nomen stehen, die sie bestimmen und dass sie nicht dekliniert, also unveränderlich sind. Dadurch wird eine solche Genitivkonstruktion aufgebrochen.
BEISPIEL:
"neu" + "Bibliotheksangestellter" = "der neue Bibliotheksangestellte".
Im deutschen steht das Adjektiv vor dem "Bandwurmwort" und bestimmt den letzten Bestandteil genauer. Im Mongolischen bedeutet dagegen "Angestellter der neuen Bibliothek."
(Ü) Übungen zu Adjektiven vor Genitivkonstruktionen
© 2005 | Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik) | & | Nyamaa Purevshargal (FB 07) |
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