In manchen Beschreibungen des Mongolischen findet man, dass es dort 8 Fälle statt 7 Fälle gibt. Der achte Fall heißt dort Direktional. Die meisten andere Beschreibungen des Mongolischen betrachten diesen Fall jedoch nicht als eigenen Fall.
Diese Problematik entsteht dadurch, dass es im Mongolischen, wie bereits gesehen keine Präpositionen gibt, d.h. Wörter die die Bedeutung des Nomens, dem sie vorgestellt sind, verändern. Im Deutschen stehen diese Wörter meist sogar nicht direkt vor dem Nomen sondern sind von diesem noch durch einen Artikel getrennt. Typisch und charakteristisch für diese Art der Nomenmodifikatoren ist, dass sie in ihrer Form unveränderlich sind, d.h. sie werden weder konjugiert, noch dekliniert, sondern sind immer gleich. Zudem erwarten bzw. "regieren" sie meist einen bestimmten "Fall"
Bspl.: "auf das Haus" (auf+Dativ), "durch die Stadt" (durch+Akkusativ), "wegen des Wetters" (wegen+Genitiv)
Varianten dieser Präpositionen im Deutschen, wie "in" und "im" rühren von der Interaktion der Präposition mit dem folgenden Artikel, aber nicht durch eigene Variation.
Im Mongolischen gibt es anstelle der Präpositionen Postpositionen, d.h. die Modifikationswörter werden den Nomen nachgestellt. Wir haben schon einige gesehen. Wie die deutschen Präpositionen sind sie unveränderlich und fordern einen bestimmten Fäll des Nomens.
Bei der Postposition руу² ("nach, in Richtung auf, hin") ist jedoch einiges anders.
Alle diese Merkmale treffen auch auf die Kasusendungen der "offiziellen" sieben anderen Fälle zu. Der einige Unterschied des "Direktionals" ist, dass er in der kyrillischen Orthographie als eigenes Wort geschrieben wird, und nicht unmittelbar an das Nomen angehängt wird. Deshalb ist es durchaus gerechtfertigt, den Direktional als 8. Fall des Mongolischen zu betrachten.
Im Mongolischen wird der Direktional durch Nachstellen der Postposition руу²/луу² hinter den Stamm gebildet. Die richtige Endung hängt nur von den Vokalen im Wortstamm (Vokalharmonie) ab. Fließendes-"n" und "Verborgenes-g" treten nicht zutage. Auch weiche Zeichen am Stammende bleiben erhalten. Es gibt folgende Regeln:
BEDEUTUNG | NOMINATIV | DIREKTIONAL | |
---|---|---|---|
jüngeres Geschwister(chen) | дүү | дүү рүү | |
Steigbügel | дɵрɵɵ | дɵрɵɵ рүү | |
Mutter | эх | эх рүү |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | DIREKTIONAL | |
---|---|---|---|
Schaf | хонь | хонь руу | |
Stadt | хот | хот руу | |
Meer | далай | далай руу | |
Schule | сургууль | сургууль руу | |
älterer Bruder | ах | ах руу | |
Sonne | нар | нар руу |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | DIREKTIONAL | |
---|---|---|---|
Eisen | тɵмɵр | тɵмɵр лүү |
BEDEUTUNG | NOMINATIV | DIREKTIONAL | |
---|---|---|---|
Ulan Bator | Улаанбаатар | Улаанбаатар луу |
Die reflexiven Endungen "/a:/²" für "mein", "dein" usw. bei Personen, werden an die Postposition angehängt. Dazwischen wird ein /g/ geschoben. Es gibt die folgenden Regeln:
BEDEUTUNG | DIREKTIONAL+REFLEXIV | |
---|---|---|
zu (meinem) jüngeren Geschwister(chen) | дүү рүүгээ | |
zu (meiner) Mutter | эх рүүгээ | |
zu (meinem) Eisen | тɵмɵр лүүгээ |
BEDEUTUNG | DIREKTIONAL+REFLEXIV | |
---|---|---|
zu (meiner) Schule | сургууль руугаа | |
zu (meinem) älteren Bruder | ах руугаа | |
zu (meinen) (Haus)aufgaben | даалгавар луугаа |
© 2005 | Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik) | & | Nyamaa Purevshargal (FB 07) |
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