Grammatik


Lektion 3: Grammatik 2

Deklination des Nomens: Direktional

In manchen Beschreibungen des Mongolischen findet man, dass es dort 8 Fälle statt 7 Fälle gibt. Der achte Fall heißt dort Direktional. Die meisten andere Beschreibungen des Mongolischen betrachten diesen Fall jedoch nicht als eigenen Fall.

Diese Problematik entsteht dadurch, dass es im Mongolischen, wie bereits gesehen keine Präpositionen gibt, d.h. Wörter die die Bedeutung des Nomens, dem sie vorgestellt sind, verändern. Im Deutschen stehen diese Wörter meist sogar nicht direkt vor dem Nomen sondern sind von diesem noch durch einen Artikel getrennt. Typisch und charakteristisch für diese Art der Nomenmodifikatoren ist, dass sie in ihrer Form unveränderlich sind, d.h. sie werden weder konjugiert, noch dekliniert, sondern sind immer gleich. Zudem erwarten bzw. "regieren" sie meist einen bestimmten "Fall"

Bspl.: "auf das Haus" (auf+Dativ), "durch die Stadt" (durch+Akkusativ), "wegen des Wetters" (wegen+Genitiv)

Varianten dieser Präpositionen im Deutschen, wie "in" und "im" rühren von der Interaktion der Präposition mit dem folgenden Artikel, aber nicht durch eigene Variation.

Im Mongolischen gibt es anstelle der Präpositionen Postpositionen, d.h. die Modifikationswörter werden den Nomen nachgestellt. Wir haben schon einige gesehen. Wie die deutschen Präpositionen sind sie unveränderlich und fordern einen bestimmten Fäll des Nomens.

Bei der Postposition руу² ("nach, in Richtung auf, hin") ist jedoch einiges anders.

Alle diese Merkmale treffen auch auf die Kasusendungen der "offiziellen" sieben anderen Fälle zu. Der einige Unterschied des "Direktionals" ist, dass er in der kyrillischen Orthographie als eigenes Wort geschrieben wird, und nicht unmittelbar an das Nomen angehängt wird. Deshalb ist es durchaus gerechtfertigt, den Direktional als 8. Fall des Mongolischen zu betrachten.

Bildung des Direktional

Im Mongolischen wird der Direktional durch Nachstellen der Postposition руу²/луу² hinter den Stamm gebildet. Die richtige Endung hängt nur von den Vokalen im Wortstamm (Vokalharmonie) ab. Fließendes-"n" und "Verborgenes-g" treten nicht zutage. Auch weiche Zeichen am Stammende bleiben erhalten. Es gibt folgende Regeln:

  1. Die Postposition/Endung lautet /rüü/ bei Wortstämmen mit vorderen Vokalen, die nicht auf "r" enden.

     BEDEUTUNGNOMINATIVDIREKTIONAL
    jüngeres Geschwister(chen)дүүдүү рүү
    Steigbügelдɵрɵɵдɵрɵɵ рүү
    Mutterэхэх рүү

  2. Die Postposition/Endung lautet /ruu/ bei Wortstämmen mit hinteren Vokalen, die nicht auf "r" enden.

     BEDEUTUNGNOMINATIVDIREKTIONAL
    Schafхоньхонь руу
    Stadtхотхот руу
    Meerдалайдалай руу
    Schuleсургуульсургууль руу
    älterer Bruderахах руу
    Sonneнарнар руу

  3. Die Postposition/Endung lautet /lüü/ bei Wortstämmen mit vorderen Vokalen, die auf "r" enden.

     BEDEUTUNGNOMINATIVDIREKTIONAL
    Eisenтɵмɵртɵмɵр лүү

  4. Die Postposition/Endung lautet /luu/ bei Wortstämmen mit hinteren Vokalen, die auf "r" enden.

     BEDEUTUNGNOMINATIVDIREKTIONAL
    Ulan BatorУлаанбаатарУлаанбаатар луу



Bildung des Direktionals mit Reflexiv

Die reflexiven Endungen "/a:/²" für "mein", "dein" usw. bei Personen, werden an die Postposition angehängt. Dazwischen wird ein /g/ geschoben. Es gibt die folgenden Regeln:

  1. Die Reflexivendung lautet /-e:/ bei Wortstämmen mit vorderen Vokalen.

     BEDEUTUNGDIREKTIONAL+REFLEXIV
    zu (meinem) jüngeren Geschwister(chen)дүү рүүгээ
    zu (meiner) Mutterэх рүүгээ
    zu (meinem) Eisenтɵмɵр лүүгээ

  2. Sie lautet /-a:/ bei Wortstämmen mit hinteren Vokalen.

     BEDEUTUNGDIREKTIONAL+REFLEXIV
    zu (meiner) Schuleсургууль руугаа
    zu (meinem) älteren Bruderах руугаа
    zu (meinen) (Haus)aufgabenдаалгавар луугаа







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© 2005    Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik)   &   Nyamaa Purevshargal (FB 07)
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