Mongolische Wörter haben kein grammatisches Geschlecht. Sie werden also nicht in eine männliche, weibliche und sächliche Gruppe eingeteilt. Dies ist genau wie im Englischen, wo sich die Nomen ja auch nicht hinsichtlich des Geschlechts unterscheiden. Im Englischen haben alle Nomen den gleichen Artikel the oder a. Während jedoch im Englischen das Geschlecht bei den Personalpronomen noch unterschieden wird (he, she und it), fehlt im Mongolischen diese Unterscheidung vollständig (s.u.).
Auch einer Berufsbezeichnung kann man anders als im Deutschen (wo die Endung -in auf eine weibliche Person hindeutet) im allgemeinen nicht unmittelbar entnehmen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. багш kann ein Mann oder eine Frau sein, in der Übersetzung also Lehrer oder Lehrerin.
Mongolisch kennt wie das Deutsche den Unterschied zwischen Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural). Die Mehrzahl von der Lehrer багш lautet z.B. багш нар und bedeutet die Lehrer.
Allerdings ist die Bildung der Pluralformen im Mongolischen ähnlich unsystematisch wie im Deutschen. Der Plural wird - außer beim Pluralkennzeichen für Personen, wo es ein eigenes Wort (nämlich нар) ist - durch Anhängen einer Endung (Suffix) an den Wortstamm gebildet. Wie wir in Lektion 2 sehen werden, gibt es mehrere dieser Endungen und - dies ist die Schwierigkeit - für ein und dasselbe Nomen sind u.U. mehrere verschiedene Pluralendungen möglich.
Andererseits - und das ist wiederum für den Lernenden erfreulich - vermeidet der Mongole den Plural wenn immer es geht. Dann nämlich, wenn durch den Kontext klar wird, dass die Mehrzahl gemeint ist. So ist zum Beispiel nach einem Zahlwort, größer oder gleich zwei, klar, dass mehrere Dinge oder Personen gemeint sind. Diese Nomen stehen deshalb im Singular.
Das Mongolische kennt keine Artikel, weder bestimmte Artikel «der, die, das» noch unbestimmte Artikel «ein, eine, ein». Ein Satz wie Тэр бол багш., wörtlich: «Dies sein Lehrer.», eigentlich «Das SP Lehrer.» kann also «Das ist der Lehrer.» oder «Das ist ein Lehrer.» bedeuten. Welches die richtige Übersetzung ist, ergibt sich durch den Kontext, d.h. den Bedeutungszusammenhang des Gesprächs oder des Textes, in dem der Satz steht. (SP bezeichnet ein sog. Subjekt-Partikel, das bei Uneindeutigkeiten anzeigt, dass das vorangehende Wort das Subjekt des Satzes ist. (s.u.))
Wie das Englische und die meisten anderen Sprachen besitzt das Mongolische zwei Demonstrativpronomen, eines für nahe Objekte энэ und eines für ferne Objekte тэр.
Auch im Schriftdeutschen unterscheidet man noch die Demonstrativpronomen gemäß der Distanz: für nah gelegene Dinge oder Personen «dieser, diese, dieses», für weiter entfernte Dinge oder Personen «jener, jene, jenes». Im gesprochenen Deutsch ist das Demonstrativpronomen für weiter entfernte Objekte «jener, jene, jenes» dagegen mittlerweile nicht mehr gebräuchlich. Auch das Demonstrativpronomen für nahe Objekte «dieser, diese, dieses» wird eher selten gebraucht. Stattdessen verwendet man das entfernungsneutrale Demonstrativpronomen «das». Statt «Dieses ist ein Auto.» oder «Dies ist ein Auto.» hört man meist «Das ist ein Auto.». In der gesprochenen deutschen Sprache werden die entfernungsbezogenen Demonstrativpronomen «dieser, jener» also durch das entfernungsneutrale Demonstrativpronomen «das» ersetzt.
Bei der Übersetzung aus dem Mongolischen, wo der Distanzunterschied ja gemacht wird, benutzen wir in der wortwörtlichen Übersetzung deshalb «dieser, jener» in der freien Übersetzung dagegen «das».
Энэ бол багш. | Тэр бол багш. |
(dieser SP Lehrer) | (jener SP Lehrer) |
Das ist der Lehrer. | Das ist ein Lehrer. |
In diesem Kurs schreiben wir in den Übungen (wo keine wortwörtliche Übersetzung vorgesehen ist) zu Anfang zur Unterscheidung noch ein hier oder dort in Klammern dazu, also энэ das (hier) bzw. тэр das (dort). Dies sollte aber nicht mit «hier» und «dort» übersetzt werden!
Auch im Mongolischen gibt es Personalpronomen. Sie treten, wie im Deutschen, in Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) auf. Das Personalpronomen der 1. Person Singular ich lautet би. Bei der Pluralform wir wird ein «d» angehängt: бид. Dabei kann hinter бид auch noch das Pluralmorphem für Personen нар treten. Beide Formen бид und бид нар treten gleichberechtigt nebeneinander auf und können nach Belieben ausgetauscht werden.
Dies ist nicht so bei den Personalpronomen der 2. Person. Hier unterscheidet das Mongolische wie das Deutsche zwischen du und Sie. Die beiden mongolischen Formen lauten чи für du und та für Sie. Im Deutschen wird du automatisch wechselseitig zwischen Familienmitgliedern, Mitgliedern vieler Vereine und befreundeten Personen benutzt. Im Erwachsenenalter muss der Deutschsprachige die Verwendung des wechselseitigen du in der Regel verabreden: Sollen wir uns duzen? Gegenüber Kindern und Jugendlichen müssen Erwachsene im Deutschen dagegen du verwenden. Abgesehen von ganz kleinen Kindern dürfen diese allerdings nicht zurückduzen. Alle anderen Personen sprechen sich gegenseitig mit Sie. Die Verwendung von du und Sie ist im Deutschen abgesehen von Gesprächen mit Kindern somit symmetrisch: «Wenn du mich duzt, duze ich dich - wenn du mich Siezt, Sieze ich dich.»
Die Verwendung von чи und та im Mongolischen ist dagegen völlig anders geregelt. Eine Person, die (man spricht von ca. mindestens 3 Jahren) älter ist als man selbst, muss man mit та ansprechen. Man selbst wird dagegen von dieser Person mit чи angesprochen. Die Verwendung von чи und та ist deshalb im Mongolischen unsymmetrisch. Diese Unsymmetrie gilt auch innerhalb der eigenen Familie. Man spricht seine Eltern und seine älteren Geschwister mit та an und wird von ihnen umgekehrt mit чи angesprochen. Diese Altersdimension in der Verwendung von чи und та wird durch Unterschiede in der gesellschaftlichen Stellung durchbrochen. Höher gestellte Personen (z.B. Politiker, Betriebsleiter, usw.) werden unabhängig vom Alter mit та angesprochen. Das gleiche gilt auch für Ausländer. Befreundete gleichaltrige Personen reden sich dagegen gegenseitig mit чи an.
Та ist eigentlich das Personalpronomen 2. Person Plural. Für dieses Personalpronomen gibt es genau wie für die 1. Person Plural zusätzlich noch die Form mit dem Pluralmorphem нар, also та нар. Obwohl in einigen Lehrbüchern des Mongolischen anders dargestellt, sind die beiden Formen nicht gleichwertig. Die Form та sollte man nur für die 2. Person Singular (höflich), die Form та нар nur für die 2. Person Plural (höflich und unhöflich) verwenden.
Auch in der 3. Person gibt es einige Unterschiede zu den Personalpronomen des Deutschen. Zunächst gibt es keinen Geschlechtsunterschied zwischen er, sie und es, also genau wie in der 3. Person Plural im Deutschen, wo das Personalpronomen geschlechtsneutral sie lautet. Zum zweiten unterscheiden sich die mongolischen Personalpronomen der 3. Person Singular nicht von den Demonstrativpronomen, die энэ (dieser, diese, dieses) und тэр (jener, jene, jenes) lauten, und die wir bereits oben kennengelernt haben.
In manchen Lehrbüchern des Mongolischen findet sich deshalb die Behauptung, dass das Mongolische keine Personalpronomen für die 3. Person besitzt. In der Sprechpraxis wird in Situationen, wo wir die Personalpronomen der 3. Person Singular (er, sie und es) benutzen, entweder тэр oder тэр хүн benutzt. Ist innerhalb eines Gesprächs die Person, über die man spricht schon bekannt, verwendet man тэр, also jener, jene, jenes. Wird sie dagegen neu eingeführt, ohne vorher mit Namen genannt zu werden, verwendet man тэр хүн, also jener Mensch.
Diese Verwendung des Pronomens тэр rechtfertigt, es als Personalpronomen 3. Person Singular zu bezeichnen. Man könnte deshalb in der Liste der Personalpronomen auf энэ verzichten. Wir nehmen dieses Wort dagegen hier unter die Personalpronomen auf, da man es unter gewissen Bedingungen anstelle von тэр verwenden kann.
Für die Pluralformen ersetzt das «d» den letzten Konsonanten, also тэр -> тэд bzw. энэ -> эд (Man beachte: Das «e» hinter dem «n» in энэ zeigt - wie wir schon wissen - nur an, dass das «n» als [n] ausgesprochen wird). Wie in der 1. Person Plural kann in der 3. Person Plural alternativ die Form тэд нар bzw. эд нар benutzt werden.
Für den Anfänger reicht erst einmal die folgende Übersicht der Personalpronomen:
би | (ich) | бид, бид нар | (wir) |
чи | (du [zu jüngeren]) | та нар | (ihr) |
та | (du [zu älteren]) | ||
тэр | (er,sie,es) | тэд, тэд нар | (sie) |
Bei Fragen wie «Wer ist das?» oder «Was ist das?» und bei Aussagen wie «Das ist ein Stuhl.» oder «Das ist der Lehrer.» wird das Wort «ist» bzw. «sein» nicht verwendet. Man sagt nur, wie etwa auch im Russischen: «Wer das?» und «Was das?» und bei der Aussage: «Das Stuhl.» und «Das Lehrer.»
Wir haben also die folgende Struktur, wobei das Subjekt durch ein Demonstrativpronomen (DemPr) und das Prädikat durch ein Nomen gebildet wird:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
DemPr | Nomen | ||
Энэ | багш. | Das ist der/ein Lehrer. | |
Тэр | сандаль. | Das ist der/ein Stuhl. |
Allerdings ist diese Struktur mehrdeutig. Энэ багш bedeutet sowohl «Das ist ein Lehrer» (als vollständiger Satz) als auch «Dieser Lehrer ...» (als Satzanfang, wobei man erwartet, dass noch etwas folgt). Um diese Mehrdeutigkeit aufzulösen kann man im Mongolischen das Demonstrativpronomen als Subjekt kennzeichnen, indem man ein sog. Subjektpartikel (SP), z.B. бол dahinter setzt. Damit ist die Bedeutung «Das ist ein Lehrer» eindeutig festgelegt.
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
DemPr | SP | Nomen | |
Энэ | бол | багш. | Das ist der/ein Lehrer. |
Тэр | бол | сандаль. | Das ist der/ein Stuhl. |
Statt des Demonstrativpronomens kann natürlich auch ein Personalpronomen das Subjekt bilden, also z.B. Би сурагч. oder Би бол сурагч. «Ich bin ein Schüler.»
Um einen einfachen Gleichsetzungssatz zu negieren, setzen wir die Negationspartikel биш «kein» an das Satzende, in der Wortweisen Übersetzung abgekürzt durch «NEG». Ein Subjektpartikel muss in diesem Fall nicht unbedingt stehen.
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
DemPr | Nomen | NEG | |
Энэ | багш | биш. | Das ist kein Lehrer. |
Тэр | сандаль | биш. | Das ist kein Tisch. |
Fragen werden im Mongolischen nicht durch eine veränderte Wortstellung im Satz oder eine besondere Frageintonation gekennzeichnet, sondern durch Fragewörter, die an das Satzende angefügt werden. Diese Fragewörter unterscheiden sich nach Art der Frage und harmonieren in Abhängigkeit vom voraufgehenden Wort. Sie können nicht direkt übersetzt werden und werden deshalb in der wortweisen Übersetzung durch die Abkürzung «FP» (für «Fragepartikel») gekennzeichnet.
Um aus unserem einfachen Gleichsetzungssatz einen Fragesatz zu bilden, ersetzen wir das Prädikatsnomen durch das Fragewort (IntPr, für «Interrogativpronomen») хэн? «wer?» oder юу? «was?». Das Fragepartikel für Wortfragen (W-Fragen) lautet вэ? - bzw. nach einem Wort, das auf м, н oder б endet бэ? Ein Subjektpartikel ist wiederum nicht nötig. Im Beispiel also:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
DemPr | IntPr | FP | |
Энэ | хэн | бэ? | Wer ist das? |
Тэр | юу | вэ? | Was ist das? |
Wir können natürlich auch nach dem Subjekt des Satzes fragen. Dabei sind beide Reihenfolgen möglich und die Bedeutungsunterschiede eher marginal. Kommt man in einen Raum mit mehreren Personen und sucht den Lehrer, so fragt man:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
IntPr | Nomen | FP | |
Хэн | багш | вэ? | Wer ist der Lehrer? |
Man weiß, dass es einen Lehrer irgendwo gibt und fragt sich selbst:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
Nomen | IntPr | FP | |
Багш | хэн | бэ? | Wer ist der Lehrer? |
Bei Satzfragen (Ja-Nein Fragen) bleibt die Satzstellung des entsprechenden Aussagesatzes erhalten und es wird das Fragewort уу angehängt. Es ändert seine Gestalt in Abhängigkeit vom letzten (geschriebenen) Vokal des voraufgehenden Wortes. Wenn ein Wort mehrere Varianten hat, schreibt man in der Grammatik gewöhnlich die Anzahl als Exponent hinter das Wort. Unser Fragewort hat vier Varianten. Wir schreiben also уу4. Es besitzt die folgenden Formen:
letzter Vokal | Fragepartikel | |
hinterer Kurzvokal: | а, о, у | уу |
vorderer Kurzvokal: | э, ɵ, ү | үү |
hinterer Langvokal, Diphthong: | аа, оо, уу, ай, ой, уй | юу |
vorderer Langvokal, Diphthong: | ээ, ɵɵ, үү, эй, ɵй, үй | юү |
Als Besonderheit bei Satzfragen nach Gleichsetzungssätzen wird bei diesen im Gegensatz zu den Aussagesätzen noch ein Verb oder ein Ersatzpartikel für dieses Verb benötigt. Diese Ersatzpartikel ist bei Satzfragen meist мɵн und könnte von der Funktion her mit wirklich ins Deutsche werden: «Bist du wirklich Lehrer?». Diese Ersatzpartikel steht wie das Verb im Mongolischen am Satzende unmittelbar vor der Fragepartikel. Zusätzlich kann zwischen Subjekt und Prädikat auch das Subjektpartikel бол stehen. Dies ist aber nicht notwendig. Wir haben also:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | |||
DemPr | Nomen | Verb | FP | |
Энэ | багш | мɵн | үү? | Ist das der Lehrer? |
Тэр | ширээ | мɵн | үү? | Ist das der Tisch? |
Die Antwort auf die obige Satzfrage lautet bestätigend. Die zweite Antwort enthält eine für das Mongolische typische sog. emphatische Partikel ээ, die (vokalharmonisch) die Aussage verstärkt. Deshalb das Ausrufezeichen hinter dem deutschen «ja».
Тийм. | (Ja.) |
Тиймээ. | (Ja!) |
Тийм, энэ багш мɵн. | (Ja, das ist der Lehrer.) |
Тийм, энэ бол багш. | (Ja, das ist der Lehrer.) |
Als verneinende Antworten sind möglich:
Үгүй. | (Nein.) |
Үгүй, энэ багш биш. | (Nein, das ist nicht der Lehrer.) |
Үгүй, энэ бол багш биш. | (Nein, das ist nicht der Lehrer.) |
Für die Bezeichnung der Ortslage von Gegenständen hat das Mongolische auch zwei Begriffe, die sich als Dativ-Lokativkasus (siehe Lektion 6) der Demonstrativpronomen энэ und тэр verstehen lassen. Sie lauten энд für nahe Orte, also «hier» und тэнд für fernere Orte, also «dort».
Mit «hier» und «dort» als adverbiale Bestimmungen des Ortes lassen sich auch einfache Gleichsetzungsätze bilden, die die Position eines Objektes oder einer Person angeben. Während im Deutschen die Reihenfolge frei variierbar ist: «Der Lehrer ist hier.» bzw. «Hier ist der Lehrer.» steht im Mongolischen die adverbiale Bestimmung meist nicht am Satzanfang. Solche Sätze benötigen anders als die einfachen Gleichsetzungssätze oben jedoch das Seinsverb in der Gegenwartsform байна - und dieses steht wie das Verb in jedem mongolischen Satz immer am Satzende.
Die normale unbetonte Reihenfolge lautet:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | ||
Nomen | AdvBest | Verb | |
Багш | энд | байна. | Der Lehrer ist hier. |
Möglich ist aber auch: Энд багш байна. also Hier ist ein Lehrer.
Bei der Negation dieser Sätze wird eine andere Negationspartikel verwendet. Hier wird das Negationssuffix -гүй verwendet, das an das Seinsverb im Infinitiv байх angehängt wird, also байхгүй nicht seinlautet. Dieses Verb wird vor das Seinsverb байна eingefügt. Wörtlich bedeutet der Beispielsatz Der Lehrer hier nicht sein ist..
Im Beispiel:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | |||
Nomen | AdvBest | Konverb | Verb | |
Багш | энд | байхгүй | байна. | Der Lehrer ist nicht hier. |
Auch hier kann das Subjekt wieder an die zweite Stelle treten: Энд багш байхгүй байна., in der Übersetzung: Hier ist kein Lehrer.
In der Umgangssprache kann das finale Verb байна beim negierten Satz auch fehlen. Der Satz lautet dann Багш энд байхгүй. oder Энд багш байхгүй.
Das Fragewort nach der Ortsbestimmung lautet хаа? oder хаана?, was beides wo? bedeutet. Es kann vor oder hinter dem Subjekt stehen, also:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | |||
Nomen | IntPr | Verb | FP | |
Багш | хаа | байна | вэ? | Wo ist der Lehrer? |
Багш | хаана | байна | вэ? | Wo ist der Lehrer? |
Grundsätzlich kann hier auch das Fragepronomen an den Satzanfang treten: Хаа багш байна вэ?, deutsch Wo ist der Lehrer?
Hinter dem Prädikat steht am Satzende immer das Fragepartikel für W-Fragen.
Auf die Satzfrage antwortet man im Deutschen entweder mit ja oder mit nein. Im Mongolischen gibt es mehrere, gleichwertige Möglichkeiten:
Auf die Frage Болд энд байна уу? also Ist Bold hier?, kann man antworten:
Тийм. | (Ja.) |
Тиймээ. | (Ja, natürlich.) |
Тийм, тэр байна. | (Ja, ist er.) |
Тийм, тэр энд байна. | (Ja, er ist hier.) |
Bei der Verneinung benutzt man байхгүй oder stattdessen алга:
Үгүй. | (Nein.) |
Үгүй, тэр алга. | (Nein, ist er nicht.) |
Үгүй, тэр энд алга. | (Nein, er ist nicht hier.) |
Үгүй, тэр энд байхгүй байна. | (Nein, er ist nicht hier.) |
Die obigen Beispiele geben schon einen Hinweis auf die Satzstellung im Mongolischen, bei der das Verb immer am Ende des Satzes steht. Nach dem Verb können allenfalls noch Partikel, wie die Fragepartikel бэ oder уу oder emphatische Partikel (siehe zweites Buch) stehen. Das Subjekt steht meist am Anfang des Satzes, so dass Mongolisch als SVO, d.h. Subjekt-Objekt-Verb-Sprache gilt.
Ortsbezeichnungen wie энд hier oder тэнд dort und zeitliche Adverbien, wie одоо jetzt oder ɵнɵɵдɵр heute können am Satzanfang vor dem Subjekt oder zwischen Subjekt und Objekt stehen.
Wie wir schon gesehen haben, gibt es im Mongolischen zwar ein Seinsverb, nämlich байх mit der unveränderlichen Gegenwartsform байна. Es kann jedoch nicht im Gleichsetzungssatz verwendet werden. Hier steht - wenn der Kontext klar ist - entweder gar nichts oder die Subjektspartikel бол.
Statt des Subjektspartikels, das unmittelbar hinter dem Subjekt steht, kann alternativ bzw. zusätzlich noch das Verb bzw. Partikel мɵн oder юм stehen. Von den drei Sätzen:
SUBJEKT | PRÄDIKAT | |||
DemPr | SP | Nomen | Verb | |
Энэ | (бол) | багш. | Das ist der Lehrer. | |
Энэ | (бол) | багш | мɵн. | Das ist der Lehrer. |
Энэ | (бол) | багш | юм. | Das ist der Lehrer. |
ist der erste der normale, unbetonte. Der zweite wird in der Regel als Antwort auf die entsprechende Satzfrage geäußert, während der dritte die Aussage besonders betont.
Der Satz wird mit байна gebildet, wenn es sich um etwas vorübergehendes, momentanes handelt, mit юм, wenn es sich um etwas allgemeines und längerandauerndes handelt. Bei «Die Straße ist breit» ist die Straße «breit», sie bleibt es aber auch. Hier würde also юм stehen.
Haben wir statt eines Gleichsetzungsatzes ein Satz mit einer Adverbialen Bestimmung, so können wir das Seinsverb байх «sein» verwenden. Das Verb wird im Mongolischen nicht nach der Person konjugiert, die Präsensform lautet also immer байна. Paradigmen der Art:
би энд байна | ich bin hier | бид нар энд байна | wir sind hier |
чи энд байна | du bist hier | та нар энд байна | ihr seid hier |
тэр энд байна | er,sie,es sind hier | тэд нар энд байна | sie sind hier |
werden also im Mongolischen nicht benötigt.
© 2009 | Reinhold Greisbach (Institut für Linguistik - Phonetik) | & | Nyamaa Purevshargal (FB 07) |
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