Hallo meine Lieben!
Ich melde mich mal wieder in meiner gewohnten Art, kurz vor dem Abflug.
"Wie Abflug?!?!?!" werden sich einige von euch fragen, besonders diejenigen, bei denen ich mich schon einige Wochen, Monate, Jahre nicht mehr gemeldet habe. Tja, da habe ich doch mal Nachrichten für euch: Mich zieht es wieder nach Asien und diesmal bleibe ich sogar länger als den gewohnten Monat.
Doch eins bleibt beim Alten: Ich habe mal wieder keinen Plan!
Doch einiges ist selbst mir bekannt und das schreibe ich mal kurz zusammen:
Ja, bald ist es soweit... Ich könnte theoretisch schon anfangen die Stunden zu zählen, doch ich tue es nicht! Wieso ich es nicht tue?!?! Tja, gute Frage!
Ich will es noch hinauszögern! Ich habe nämlich Angst! - Nein, keine Angst vor dem Fliegen, keine Angst vor dem vier-Stunden-Aufenthalt in Moskau und auch nicht vor dem eine-Woche-Aufenthalt in Ulanbator... Nein, das ist alles easy! Die Angst ist ja auch eher eine Befürchtung, naja, eher Verzweiflung oder einfach nur Wut!
Ich habe nämlich noch kein Visum für China! Wieso ich es nicht habe?!?! Mein zukünftiger Chef war einfach mal so 50 Tage in den Bergen (okay, ich gebe es zu: Er hat dort schwer geschuftet!) und hat seine Mails nicht gelesen und somit meine Verzweiflungsrufe nicht mitbekommen, in denen ich nach der Einladung geschrieen habe, die notwendig für ein Arbeitsvisum ist. Und so habe ich diese Einladung noch nicht und ohne sie kann ich mich nicht bei der Botschaft melden, um ein Arbeitsvisum zu bekommen.
David, mein zukünftiger Chef und außerdem eigentlich sehr guter und zuverlässiger Freund, hat mir aber geschrieben, dass einer seiner Mitarbeiter die Einladung Mitte letzter Woche rausgeschickt hat und sie eigentlich heute hätte ankommen sollten. Doch, wie soll ich das sagen... Sie ist nicht da! Und es sind nur noch etwa 9 Tage Zeit, mein Visum noch zu beantragen und zu bekommen. Ich denke, ich werde sterben! Ein toter Mann braucht kein Visum mehr!
Wenn die Einladung morgen nicht kommt, dann werde ich mir was anderes überlegen müssen. Und einen Plan B gibt es tatsächlich. Ich werde zur Visumbeschaffungsstelle fahren und mir ein Touristenvisum beschaffen lassen, das für eine mehrmalige Einreise gültig ist. In dem Fall kann ich nämlich 30 Tage am Stück in China bleiben. Nach 30 Tage fliege ich aus dem Land raus, vielleicht mit dem Ziel Nepal oder Laos oder auch ein anders Land, das ich noch nicht besucht habe. Wie wäre es mit Nordkorea?!?! Ich lasse mich einfach mal überraschen, welcher Flug günstigster sein wird. Ich werde dort so ein, zwei Nächte bleiben und dann wieder zurück nach China fliegen, wo ich meine Arbeit fortsetzte. Doch damit sind schon mal paar Hundert Euro auch noch flöten. - So ein teures Praktikum werde ich nie wieder machen!
Zum Glück prangt mein Visum für sie Mongolei sauber und ordentlich auf Seite 19 meines Passes. Und dieses ist sogar für 90 Tage am Stück gültig... Und das ist dann auch noch Plan C: Ich bleibe einfach mal fünf Wochen länger in Der Mongolei. Dann klappt es auch mit der pinken Jurte........
Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!
Ich habe gerade mein Visum abgeholt und ich bin glücklich! Das Visum ist für ein halbes Jahr gültig und ich kann sogar 60 Tage am Stück in China bleiben! Juhu! Ich muss folglich nicht nach Laos flüchten! Naja, ein Wehrmutstropfen bleibt - es ist nur ein Touristenvisum.
Was soll's?!?! Ich bin erstmal tierisch glücklich, dass ich nach Asien reisen kann!
Doch irgendwie kann ich es noch nicht glauben, dass ich schon in 24 Std. in Moskau sein soll. Gepackt habe ich heute früh. Ich hätte niemals gedacht, dass ich innerhalb von einer Stunde fertig werde. Ich habe bestimmt etwas vergessen, doch das Ticket und den Pass habe ich schon eingepackt, alles andere kann man zu Not noch nachkaufen.
Und außerdem bin ich ein Packgenie! - Ich habe es geschafft, mich in den Rahmen von 20 kg einzupacken. Und ich habe es auch geschafft, alles in meinen kleinen, süßen, pinken Rucksack reinzustopfen. Unglaublich wie viel Platz man gewinnt, wenn man jedes Teil einzeln faltet und nicht einfach so in den Sack stopft.
Gleich werde ich meinen Laptop einpacken, meinen Rucksack schnappen und dann nach Köln fahren. Dort werde ich die Sachen bei Nadine (hiermit noch einmal herzlichen Dank!) unterstellen und dann gehen wir in die KölnArena zum Handball. Es kommt noch Nathalie und ihr Freund mit. Und nach dem Handball treffen wir uns noch mit Silke und Torsten und werden noch meinen letzten Abend feiern. Ich freue mich schon sehr darauf!
Übernachten werde ich dann bei Nadine, so dass ich etwas länger schlafen kann, sofern ich überhaupt vor Aufregung die Augen noch zu bekomme.
Morgen früh werde ich dann von Torsten zum Flughafen Düsseldorf begleitet. (An dieser Stelle danke an Torsten, den ich dann für eine lange Zeit nicht mehr sehen werde, da der alte Saupreuß nach München zieht!)
So nun seid ihr auf dem Laufenden und diesmal sogar nicht mit dem Lesen überlastet. Ich melde mich das nächste mal aus Ulaanbaatar. Oyun hat mir zugesichert, dass es dort nicht die Schwierigkeit sein wird, ein Internetcafé zu finden. Wollen wir nun sehen, ob Oyun mir mehr zu traut als ich es kann oder ob ich total verpeilt sein werde und gar nichts mehr auf die Reihe kriege.
Ich melde mich nun mit einen "Live-Bericht" aus Moskau. Schon seit etwa ein und halb Stunden versuche ich hier die Zeit tot zu schlagen, doch irgendwie zuckt sie immer noch...
Und somit habe ich beschlossen jetzt schon mal was zu schreiben, in der Hoffnung, dass ich dass via USB-Stick an euch weiterschicken kann.
Doch ich beginne bei heute morgen:
Das Aufstehen trotz der zwei und halb Stunden Schlaf fiel mir nicht sonderlich schwer, denn wie nicht anders zu erwarten wurde ich noch vor meinem Wecker wach - und das lag auf gar keinen Fall an Nadines Couch, auf der ich übernachten durfte, sondern: mich hat das Reisefieber gepackt! Endlich!
Mit dem Zug kam ich doch recht bequem am Düsseldorfer Flughafen an. Leider musste ich lange am Check-In warten, da ich mich natürlich in der Schlange angestellt habe, an der die Auszubildende saß und wegen jeder Kleinigkeit bei ihrem Betreuer nachfragte. Schon allein meine Bitte nach einem Platz im hinteren Flugzeugteil, hat sie etwas aus dem Konzept gebracht, aber... ich habe den Platz, den ich haben wollte bekommen.
Doch nach dem Check-In war Torsten ziemlich großzügig, wahrscheinlich vor lauter Freude mich die nächsten Monate nicht mehr ertragen zu müssen, und hat mir ein Frühstück spendiert. An dieser Stelle noch einmal einen schönen Dank an Torsten. Nicht nur wegen dem Frühstück sondern auch, dass er mit mir noch bis zum Boarding gewartet hat, so dass die Wartezeit sehr schnell verflogen ist. Torsten, dich könnte ich hier auch gut gebrauchen oder sonst eine andere Seele (wer meldet sich da freiwillig?!?), denn ich habe noch zwei Stunden Wartezeit vor mir und ich drehe jetzt schon am Rad! Leider gibt es hier keine Wartesäle, so dass ich hier auf der Treppe sitzen muss, wie so viele andere hier, da ich mich weigere, in einem Restaurant Platz zu nehmen. Was soll ich denn dort die vier Stunden machen? So langsam kauen kann ich einfach nicht!
Der Flug selber verlief eigentlich problemlos, bis auf die Landung, die mich schon etwas an eine Achterbahn erinnerte. Mein Magen wurde so ein wenig in die Lüfte gehoben und mit Gewalt der Schwerkraft unterworfen. Sehr angenehm das ganze und im Preis inbegriffen- der ganze Spaß hat mich keinen Cent mehr gekostet. Doch das Essen blieb drin. Ich glaube ich habe schon in den letzten E-Mails erwähnt, dass ich das Essen in den Flugzeugen liebe... Nein, nicht der Geschmack ist dabei entscheidend, denn in diesen Fall sollte der Koch so einigen Verbesserungswünschen gegenüber offen sein (besonders das im Reis nicht zu identifizierende Gelbe Zeug hat dem Geschmack nicht wirklich gut getan), es ist eher die Tatsache, dass es so etwas gibt überhaupt. Für einen drei und halb Stunden Flug könnte man sich, wenn man es gar nicht aushält eigentlich auch eine Stulle einpacken, wie früher bei Klassenfahrten (die natürlich mit anderen Beförderungsmitteln durchgeführt worden sind, aber die Reise an sich ist hier das Thema). Da hat die Mama noch ein oder zwei Butterbrote geschmiert und paar Süßigkeiten eingepackt. Das Süße wurde natürlich sofort verdrückt, während das Butterbrot noch am Abend in der Butterbrotsdose auf seinen Auftritt wartete.
Und doch freue ich mich jedes mal wieder drauf und voller Ungeduld warte ich dann auf den Moment, in dem mit das Tablett gereicht wird und ich die Alufolie von der warmen Speis abmachen kann um dann mich dem Plastikbesteck darauf zu stürzen. Das Leben ist doch herrlich! Und so kleine Freuden können den Flug echt angenehm machen...
Nun auf der Treppe sitzend betrachte ich, wie die russischen Sicherheitsbeamten das Sicherheits-Check-In durchführen. Also ich habe mir mindestens dreißig Arten überlegt, wie ich eine scharfe Waffe oder Giftgas an Bord schmuggeln kann. Gott, das gibt Vertrauen! Der eine Herr Sicherheitsmeister winkt grundsätzlich jeden Mann zu sich, egal ob er bei der Durchgangskontrolle gepiept hat oder nicht. Aber keine Angst meine Herren, der will doch nur spielen... Er fasst kurz vorne an der Brust an, dann streichelt er über den Rücken, die Arschritze und die Pobacken werden etwas fester angepackt, da das Spaß macht und zu Schluss streichelt man kurz über die Ausbeulung vorne. Gott, ist dieser Job schön! Ja, der Herr vernachlässigt die Beine vollkommen, darauf steht er nicht und die Schultern und Arme sind ihm schnurz!
Die Frauen werden weniger scharf inspiziert. Nur jede vierte wird zum Streicheln nach vorne gebeten, natürlich auch unabhängig vom Piepen. Die Kontrolle erfolgt weniger durchs Händeauflegen als durch visuellen Rundumblick. Es wird nur kurz an den Bauch gefasst und der Rücken gestreichelt und schon ist es vorbei. Ich sollte mir die Bügel in meinem BH kurz scharf schleifen und mit einem praktischen Griff versehen und schon landet das Flugzeug, wo ich möchte. Und das ist doch hoffentlich Ulaanbaator!
Oj, habe ich mich wieder mal ausgelassen... aber das passiert, wenn eine Justine mit dem Peter (ja, das ist mein treuer Gefährte - der Laptop) auf der Treppe sitzt und eigentlich zu müde ist, um das mitgebrachte Buch zu lesen. Und mit den Japanern, Chinesen, Polen, Deutschen oder gar Mongolen, die hier tatsächlich herumlaufen zu reden, traue ich mich nicht. - Ich bin schüchtern! Irgendwie fällt mir in den jeweiligen Sprachen nur noch die Begrüßung ein und dann verlassen sie mich. Ich werde alt! Und sowieso schwirrt mir nur noch der eine schwedische Satz, den ich gestern Abend im Roten Platz zum Umfallen gehört habe. Doch damit kann man auch nicht wirklich ein Gespräch beginnen. Was soll ich mich denn über schwedische Frauen auslassen?!?!?!
So, ich sehe gerade, dass mein Flug schon auf der Anzeige steht, so dass ich nun bald die scharfen Sicherheitskontrollen über mich ergehen lassen kann, nur um mich dann auf dem Boden vor dem Gate hinpflanzen zu können, weil alle Sitzplätze schon belegt sind. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass der Moskauer Flughafen wirklich winzig ist? Nein, ich meine damit nicht die Anzahl der Gates oder der abgefertigten Passagiere, denn die ist wirklich groß. Nein, ich meine den Boardingbereich und die "Halle" davor. Die Halle ist eigentlich ein Schlauch von etwa drei Meter Breite mit Geschäften rechts und links, wo man Unmengen von Alkohol und Parfüm kaufen kann. In diesen Geschäften arbeiten die ungelauntesten Verkäuferinnen, die mir bis dato begegnet sind. Selbst während eines Verkaufsgespräches um eine Parfümflasche im Wert von 100 Euro, verziehen diese Frauen keine Miene, lassen die Schultern hängen und der Blick sagt eigentlich nur: "Geh weg! Nein, lass mich lieber nach Hause gehen. Ich habe keinen Bock und du bist 'ne blöde Kuh, die ich sowieso nicht leiden kann!". Sehr verkaufsfördernd das Ganze, denn in der ganzen Zeit, in der ich diese Verkäuferinnen beobachten konnte, und das waren immerhin etwa 60 Minuten, haben diese Frauen nicht eine einzige Flasche verkauft, bei etwa einem Andrang von einer potentiellen Kundin pro 1/6 Stunde. Ja, so kann es gehen...
Ich denke die nächsten Zeilen werde ich Ulaanbaator und dem Flug dorthin widmen. Und mache jetzt den Peter aus.
Ich bin in UB!
Das Internet ist hier so langsam, dass ich so etwas ungeduldig werde und somit noch schneller schreibe als sonst, somit verzeiht bitte meine Unmenge an Fehlern, die nun folgen werden. Und ausserdem hat der Bildschirm einen enormen Blaustich - aber sonst alles prima! Und dann habe ich bemerkt, dass die Leertast, nicht immer reagiert. Da ich meine Mails selber nicht lesen moechte - daert viel zu lage - werde ich diese Fehler nicht immer korrigieren.
Ich bin nun in der Mongolei!!!!! Ja, Ulanbatar ich bin da und nun wirst du mich ertragen muessen!
Es ist ganz anders hier, als ich es mir vorgestellt habe. Die Stadt - 800.000 Einwohner - ist eigentlich ein grosses Dorf. Keine wirklichen Hochhaeuser, jedenfalls nicht hier in der Innenstadt. Alles hat so einen leichten braun-graeulichen Stich. Es ist hier viel Staub, freie Erde und wenig Gras. Die Haeuser sind weissbis gar nichtabwechsslungsreich gestalltet: alle haben diese braeunliche Farbe. - Aber irgendwie ist es cool hier.
Ich finde mich gar nicht zurecht - Oyun hat mich vergeblichversucht auf Mongolisch vorzubereiten: Ich verstehe kein Wort. Ich laechle nur noch und hoffe das beste. Und bis jetzt hat es geklappt - naja, die zwei Stunden, die ich schon hier verbringen durfte. Doch nun zum Anfang.
Am MoskauerFlughafen hatte ich so eine langeWartezeit, dass ich den Peter gezueckt habe und etwas (2 Seiten) ueber den Flug bis dato geschrieben habe. Daswerde icheuch wahrscheinlich spaeter zuschicken, wenn ich herausgefunden habe, wie USB-Stick auf Mongolisch heisst und ich somitdie Jungs in dem Cafe bittenkann mirdiesen Briefauf denPC zu laden. Ihr duerft also vorerst aufatmen.
Dochnun zur Mongolei. Ich bin um 6.45Uhr angekommen undsollte eigentlich von einem Fahrer, der mirauch das Ticket fuer den Zug uebereichen sollte, erwartet werden, doch keiner da. Ich habe etwa 15Minuten gewartet und jede Menge Taxifahrer abgewimmelt, bis mit einer sagte,dass ich kostenlos meinen Fahrer anrufen koennte. Gesagt, getan. Und schon 10 Minuten spaeter war er da. Ich habe das Ticket bekommen und dann fuhr er mich in die Stadt - mitseinemAuto. Doch oh Schreck, ich bin beinah auf der falschen Seite des Auto eingestiegen - er hat nicht schlecht gestaunt, als ich mich ploetzlich hinters Lenkrad setzen wollte. Wer kann denn auch ahnen, dass das Lenkrad auf der rechten Seite ist?!?!?! Ich nicht. Naja, fahren tuen die Mongolen jedenfalls auf der rechten Seite der Strasse, doch dieAutos haben ungefaehr in gleichem Verhaeltnis mal das Lenkrad rechts mal links. Woher das kommtweiss ich nicht. Vielleicht aber, weil siedie japanischen Autosdirekt aus Japan beziehen?
Mein Fahrer hat wirklich versucht sich mitmirzu unterhalten und hat sich wirklich bemueht langsam und deutlich zu sprechen, dochmeine verdamm... Vokabelunkenntnis hat vieles vom Gespraech verhindert. Ich hatte weder ein Hostelreserviert,noch mich wirklichdarum gekuemmert, denn in meiner Naivitaet, ausgeloest durch die Unmenge an gefundenen Hostels bei derInternetrecherche,habe ich gedacht, die sind sozahlreich wie Sand am Meer. Tja,falsch gedacht. Mein Fahrer, sehr sehr netter Kerl hat dann mit mir ein Hostel aufgetrieben, nach etwas laengerer Suche. Ich alleine haette es nicht geschafft,denn werdenkt schon daran in ein Wohnviertel zugehen, in den letzten Hinterhof und dann noch in den dritten Stock????? Nur ein dezentes Schild ueber der Tuer weist auch ein Hostel hin, doch von der Hauptstr. kann man nicht sehen, was um die Ecke steht.
Aber ich habe ein Hostel. Ich teile mirein kleines, stickiges undnicht wirklich angenehmduftendesZimmer mit einigen Jungs aus Amerika und England. Na das kann ja heiter werden. Das Bad hat auch schon bessere Zeiten erlebt.
Doch eins ist wirklich nett: die Besitzerin! Eine sehr nette Dame mittleren Alters, die wirklich sehr gut Englisch spricht und sogar paar Worte Deutsch. Was will man mehr. Die Uebernachtung kostet mich 6 Dollar die Nacht bzw.fuer 7 Naechte: 31 Euro. Ist okay, kann man mit leben. Nur die harten kommen in den Garten.
Nach dem Duschen habe ich mich auf dem Weg gemacht und habe etwas Geld gewechselt sowie versucht mir ein Fruehstuck zu erbeuten. Gar nicht so einfach hier. Ich verstehe die Aufschriften nicht und wenn ich denke, ich bin in einem Imbiss, sagen die mir, dass sie die dort abgebildeten Speisen nicht da haben. Doch dann habe ich "Berlinburger" gefunden. Und bin rein. Ichkonnte tatsaechlich was bestellen und habe es auch bekommen. Alles sehr nett. Der Geschmack war okay unddiePortion gross. Gesaettigt kann ich mich nun auf die Stadt stuerzen!
Heute werde ich UB erkunden. Am Abend moechte ich mit derHostelbesitzerin, Nassan, besprechen, welche Touren sie anbieten kann und wieviel sie kosten. Schon gleich nach der Ankunft hat sie mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie auch Kamel- und Trackingtouren vermitteln kann. Und irgendwie habe ich voll Bock drauf. Man stelle sich vor: Justine auf einem Kamel... oder Justine auf einem kleinen Pferd, wie sie dann bei den kleinen Schrittchen des Pferdes auf und ab wippt! Juhaisa, welch ein Spass - Hirn durchschuetteln ist angesagt!
Ja, ich schon wieder...
Kinders, Kinders... jetzt kommt ein Bericht nach dem anderen. (Und wieder eine Schwierigkeit bei der Tastatue: sie ist ueberklebt mit kyrilischen Buchstabeen und die lateinidchen Zeichen sind schwer zu erkennen. Schreibmaschinentippen kann ich noch nicht, und so seit schon mal auf diese Fehler gespannt.)
Hier wird es so langsam Abend, waehrend bei euch der Tag gerade mal losgeht. Nachdem ivh die Mail abgesetzt habe, habe ich mich aufgemacht UB zu erkunden. Bin zunaechst in Stadtzentrum gelaufen - das nicht weit von meinem Hostel entfernt liegt. Es handelt sich hierbei um den Suchbaatar Platz. Was soll ich sagen, es ist nicht wirklich schoen, aber es hat was. Ein grosser Platz, der von verschiedenen grossen und wichtigen Gebaeuden umgeben ist, wie z.B. dem Parlament, der Universitaet usw. Neben dem Suchbaatar darf natuerlich Dschinngis Khan nicht fehlen und so thront er gebieterisch und schaut sich das Geschehen in aller Ruhe an. Ich habe ein Foto gesehen, wo er neben der Statue von Lincoln (in seiner bruehmten Pose in Washington) abgebildet ist, und die beiden schencken sich nichts! Sehen genauso aus, nur das DK einen machtvolleren Blick hat.
Der große Dschinggis Khan in UB
Von dort aus bin ich zur Uni gegangen. Natuerlich! Doch dort haben nur Sommerkurse stattgefunden, so dass ich nicht wirklich was sehen konnte und so bin ich etwas wie ein verlorenes Lamm durch die Flure gelaufen, habe vorgegeben, dass ich alles, auf den unterschiedlichen Tafeln und Aushaengen, Geschriebene vollkommen verstehe und dann nichts wie raus. Denn ich habe es mir in der Tat etwas schwer gemacht.
Dann habe ich nach einem Buchladen gesucht, da ich unbedingt Woerterbuecher kaufen wollte. Nach einigem Suchen habe ich sie gefunden und auch erstanden. Jetzt wollen wir doch hoffen, dass ich die naechsten Mongolisch Hausaufgaben besser machen kann.
Da die Buecher schwer waren, bin ich, auf einem grossen Umweg zwar, wieder zum Hostel gelaufen. Dort habe ich mit der Hostelmutter gesprochen, da ich genaueres ueber die Touren wissen wollte. Und folgendes habe ich erfahren: Es koennen Mehr-Tages-Touren angeboten werden. Ich muesste den Fahren und die Uebernachtungen im Voraus bezahlen und auf dem Weg die Verpflegung und die zusaetzlichen Ausfluege. Eine Stunde Pferdereiten wuerde etwa 2 Dollar kosten. Wenn ich mich fuer eine 4-Tage-Tour entscheide, dann muss ich 280 Dollar bezahlen. Guestiger wird es, wenn ich noch paar Leute finde, die mit mir kommen, so koennen wir z.B. den Fahrer zusammen bezahlen. Und jetzt bin ich auf der Suche nach netten Leuten. Zu dem Zeitpunkt als ich im Hostel war, war keiner da, so dass ich noch keinen fragen konnte, doch heute Abend versuche ich es wieder. Sonst wird allein rumgereist.
Auf der Suche nach einem Supermarkt spaeter bin ich mal wieder geradeaus gelaufen und fand zunaechst nichts. Dann sah ich den big department store und bin rein. Und innen drin war es der heiss ersehnte Supermarkt. Es ist immer wieder interessant, was man so in Supermaerkten kaufen kann: Toilettenpapier gibt es nur einzeln abgepackt, an der Nobelwursttheke waren nur deutsche Produkte (noch mir deutscher Aufschrift!). Auch das Brot war vorwiegend nach deutschen Rezept, denn jedenfalls auch dort war die Aufschrift auf Deutsch und was noch lustiger ist: das Wort Deutsch wurde lautschriftlich transkribiert und nicht uebersetzt. - Einfach herrlich!
Man konnte dort auch eine Unmenge von Milchprodukten aller Art finden. Ich fand mich noch nicht mutig genug Airag zu probieren, das naeste mal ist er aber dran - so vielleicht in fuenf Tagen... (Ich habe Angst!)
Auf dem Weg habe ich so einige interessante Dinge gesehen:
Es gibt eine Vielzahl von "fliegenden Haendlern", die u.a. Obst und Gemuese anbieten (entgegen allen Befuerchtungen ist hier naemlich nicht Kannikelfutter freie Zone). Es wird viel Trauben, Aepfel, Pfirsiche und Melonen verkauft. Dann gibt es noch Haendler, die irgendwelche Kerne verkaufen. Ich habe sie zunaechst aus der Ferne fuer Kaffeebohnen gehalten und reagierte schon beinah empoert, dass selbst die kleinen Kinders diese Essen, doch dann beschloss ich das selber auszuprobieren. Und was soll ich sagen - natuerlich ist es kein Kaffee! Wieso denn auch?!?!?!
Doch diese Dinger sind irgendwie schwer zu essen. Die Schale ist ziemlich hart und ich habe den Trick noch nicht raus, wie ich sie knacken kann, so dass ich ohne Probleme und Schalenreste zwischen den Zaehnen an den Inhalt kommen kann. Der Geschmack ist sofern noch nicht wirklich zu mir durchgedrungen.
Aber falls jemand unter euch weiss, was das fuer Bohnen sind, so moege er es mir bitte mitteilen.
Und dann gibt es hier noch etwas wirklich putziges!: Mobile Telefone...
Heeee???? Die gibt es doch hier auch! - werdet ihr denken, doch NEIN, die gibt es nicht. Ich habe nicht von Handys gesprochen, die es hier natuerlich auch gibt, wenn aber auch nich ohn' Mass. Nein, ich meine mobile Telefone, so 'ne Art Telefonzelle vom Menschen betrieben. Meist aeltere Leute sitzen an strategisch wichtigen Stellen. Sie sind ausgestattet mit Muetze, Mundschutz (sehr klug, da der Staub in der Luft hoellisch ist - man hat staendig Sand zwischen den Zaehnen und eine verstopfte Nase - nicht wirklich angenehm) und einem Telefon. Das Telefon sieht ganz normal aus, bis auf die Antenne, die da noch dran ist und ohne die Schnur, die man bei solch einem Modell erwarten koennte. Das Gespraech kostet pro Minute, egal ob zum Handy oder ins Festnetz, 100 Togrog. Und es wird recht haeufig genutzt.
Eine der "mobile Telefonzellen". An manchen anderen kann man auch Zigaretten stückweise kaufen
Okay, an dieser Stelle sollte ich doch noch mal auf das Geld zurueck kommen. 1 Euro sind etwa 1550 Togrog. Tja, und das ist nun noch was fuer die Rechnenfreudigen... Wer will schon jeden Preis durch 1550 teilen? Ich habe beschlossen, dass mein Handy dazu ab jetzt eine uebelst grosse Lust haben wird! Und so zuecke ich immer mein Handy, wenn ich ueberlege, ob ich etwas kaufe oder es liegen lasse!
Zwar waere dieses Problem dann geloest, doch ein anderes kommt mit diesem unglaublichen Umrechnungskurs einher: Man hat eine Unmenge von Scheinen! Soweit das Auge reicht - nur Scheine, keine Muenzen! Und dann bekommt man so ein Buendel Scheine zurueck und nun muss man das irgendwo unterbrinegen. - Ich habe mir einen Beutel dafuer gekauft. Dort ordne ich die Scheine nach aufsteigenden Wert, so dass ich schneller bezahlen kann. Auf der anderen Seite, wenn mir aber der Preis genannt wurde, da bin ich verloren. Die Leute benutzen ganz andere Namen fuer diese Zahlen. Da habe ich im Flugzeug extra noch mal die Zahlen gebueffelt und nun sprechen die Mongolen was anderes. Bis jetzt konnte ich kein einziges mal die Zahl erraten. Und so zuecke ich einen hoeheren Schein, als ich ihn haette bezahlen muessen und warte auf das Rueckgeld. Das kommt dann prompt: In Form von einem Stapel in der Hoehe von etwa den Alpen. Wenn ich die Zahlen nicht bald drauf habe, dann brauche ich einen neuen Geldbeutel.
Ich bin natuerlich noch weiter gelaufen. Ind habe dann zum spaeten Mittagessen in einem Ukrainischen Restaurant Halt gemacht. (Ja, ich weiss ein mongolisches waere angebrachter, doch bis dato hatte ich noch keins gesehen und ich hatte Hunger. Das habe ich dann eine Kreuzung weiter gesehen. Natuerlich, ist mal wieder typisch. Da laeuft man sich schon seit zwei Stunden die Hacken wund und dann ist es da, wenn man schon laengst nicht mehr das Beduerfniss danach hat.)
Das Essen war nicht schlecht, aber gut ist was anderes. Und einer Diaet ist es nicht gerade foerderlich. Ich denke, ich werde heute Abend noch einen Spaziergang von drei Stunden machen muessen... Oder das Pferd wird nur unnoetig leiden.
Auf meiner Wanderung ist mir noch eine Sache aufgefallen. Die Gehwege sind erstaunlich sauber, wenn man bedenkt, dass es kaum Muelleimer zu geben scheint und dass die Mongolen die Kerne auf der Strasse essen und die Schalen einfach fallen lassen. Ich habe aber auch so einige dieser fliegenden Haedler mit einem Besen ausgestattet gesehen. Das ist dann doch schon recht angenehm.
Auf dem Spaziergang habe ich ein buddh. Zentrum besucht. Und dort habe ich vorwiegend Deutsch gehoert. Noch habe ich mich nicht so Deutsch-vermissend gefuehlt, dass ich mich danach sehnte mit ihnen zu sprechen, doch ich denke beim naechsten mal werde ich da mal jemanden ansprechen.
Und natuerlich habe ich nach den Meditationsterminen geguckt, doch wahrscheinlich werde ich keine Moeglichkeit dazu haben, da ich zu diesem Termin durch die Steppe reite. Na wollen wir mal sehen.
So das waere es fuers erste. Ich melde mich morgen wieder.
Ich bin gerade dabei mich zur Nacht in einer Jurte zu betten. Wie das kommt? Tja, ganz einfach, ich bin gerade auf dem Land und furchtbar glücklich deswegen.
Nachdem ich gestern die Mail abgesetzt habe, bin ich noch auf Joe und David getroffen. Mit Joe habe ich früher am Tag gesprochen und wir hatten überlegt eine Tour aufs Land zu machen. Doch nun stellte es sich heraus, dass für eine 4-Tage-Tour beide nicht genug Zeit haben werden und dass sie außerdem auch mit ihrem Mongolischen Freunden, die sie auf ihrer Rallye von London nach UB kennen gelernt haben. (Die beiden waren übrigens gerade 5 Wochen auf dieser Strecke mit einem Kleinwagen unterwegs. Absolut genial! 200 Autos sind gestartet und nach dem sie in UB angekommen sind, werden diese für einen guten Zweck versteigert. Jedes Auto hat einen anderen Weg genommen, durch mehrere Länder hindurch.)
Da wir gerade ins Gespräch gekommen sind, haben sie mit angeboten mich am nächsten Tag für eine zwei-Tage-Tour mitzunehmen. Ich habe natürlich angenommen. So eine Chance lässt man sich nicht entgehen. Doch davor kam noch der Abend. Als ich sie traf, war es gerade mal 8 Uhr und so haben sie mich mitgenommen, zuerst eine Pizza kaufen und dann Billard spielen. - Ein herrlicher Abend. Schon seit dem Nachmittag fühlte ich mich in UB wie zu Hause. Es ist erstaunlich gewesen, dass ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass ich gerade erst in der Stadt angekommen bin. Ich fühle mich wie schon seit Wochen auf Reisen, bzw. auf vertrautem Terrain! Ich kann es einfach nicht glauben, wie schnell das gegangen ist!
Naja, aber zurück zu den Geschehnissen:
Mitgekommen sind noch außerdem die beiden mongolischen Freunde: "Sunshine" - sie spricht perfektes Englisch und Jamaaa - leider spricht er nur "Niet" und "Okay" in Fremdsprachen. Beide sind super lieb und einfach nur wunderbar.
Nachdem wir die Pizza gekauft haben, haben wir uns auf die Suche nach einer Billardhalle genacht - gefunden haben wir sie in einem Hinterhof, schwer zugänglich, da über Treppen mit unterschiedlicher Höhe und hinter einer Mauer, hinter der auch noch mal eine wunderbare Treppe verborgen war, die nicht ein Fitzelchen beleuchtet war. - Ja, das ist UB! Alles versteckt und bescheiden gehalten. Die Eingangshalle zu dem Billardraum roch wie die Umkleide in meiner alten Schule (RGH - kleine Sporthalle). Doch dann war der Raum vor uns: 8 Tische für Billard und 4 Tischtennisplatten.
Wir haben zunächst die Pizza aufgegessen, als uns dann aufgefallen ist, dass wir kein Bier haben. Und so sind David und ich noch in einen nahe gelegenen 24 h - Supermarkt gegangen und haben 6 unterschiedliche Sorten Bier gebracht, da wir uns in dem mongolischen Bier nicht auskannten. Es schmeckten eigentlich alle ganze okay. (Ich kann da leider nicht wirklich mitreden, da ich erst seit kurzem mich zu den erlauchten Kreis der Biertrinker dazuzähle.)
Es wurde zunächst einer gegen den Gewinner der Vorrunde gespielt und es ist unnötig zu erwähnen, dass ich verloren habe. Jamaa ist da der unangefochtene Sieger. Doch bald darauf haben zwei dann auch Tischtennis gespielt. Das erste mal in meinem Leben habe ich da mitgemacht, während ich mich am Anfand noch ziemlich tollpatschig angestellt habe, konnte ich zum Schluss doch noch recht gut mit Sunshine mithalten.
Bis etwa 00.30 Uhr sind wir in der Halle geblieben und haben uns wirklich köstlich amüsiert. 15 Minuten später sind wir an dem Hostel angekommen, wo wir in der Küche noch bis etwa 1.30 Uhr Tee getrunken haben. Ich habe mich dann daran erinnert, dass ich eigentlich erst gerade vor einigen Stunden erst angekommen bin und dass ich noch nicht wirklich viel geschlafen habe. So habe ich mich entschuldigt, um ins Bett zu gehen, damit ich am nächsten Tag um 8.00 Uhr aufstehen konnte um pünktlich um 10.00 Uhr mit der vieren aufs Land zu fahren.
Geschlafen habe ich nicht wirklich gut. Zunächst konnte ich nicht einschlafen und dann hat irgendjemand im Flur das Licht angemacht und nicht wieder ausgeschaltet. Da ich genau an der Glastür liege, hat mich das Licht auf einmal immens gestört, doch ich war zu faul, um aufzustehen und es auszumachen. Und so brachte mich dieses Licht um den Schlaf!
Doch ich bin pünktlich aus dem Bett gekommen. Bett ist schon recht viel gesagt, es ist eher eine Pritsche, die zum Sitzen zu hart ist, aber zum Liegen erstaunlich bequem. Doch beim Liegen ergibt sich ein Problem: Das Bett quietscht, sobald man etwas tiefer einatmet. Ich weiß aber absolut nicht, was an den paar Brettern quietschen soll! Ich versuchen den Lärm immer zu vermeiden, damit mein Zimmerkamerad aus Amerika, Daniel (Er hat übrigens die letzten zwei Monate im Sattel verbracht - ohne menschliche Begleitung.) nicht aus dem Schlaf gerissen wird. Doch nicht immer ist mir das gelungen. Ihm übrigens auch nicht!
Nach dem Duschen bin ich noch einmal in die Bank, um wieder Geld umzutauschen, so dass ich auf diesen Trip flüssig bin. - Ich habe eigentlich nicht wirklich gewusst worum es geht, habe mir gedacht, wenn es so weit ist, werde ich schon aufgeklärt werden... Und so kam es, dass
Im Touristen-Jurtendorf in der Naehe von UB
Mit den Pferden unterwegs. Hier zu sehen sind Jamaa und Joe
Den Abend haben wir ruhig angehen lassen, die Jungs haben geschlafen, Sunshine hat auf meinem Peter ihren Unterricht für Montagvorbereitet und ich bin spazieren gegangen und habe das Pferdchen unter mir vermisst!
Zum Abend haben wir dann in der Essenjurte zusammen gesessen und uns unterhalten. Und dann kam eine Italienerin, Mirella, und ihre Führerin zu uns und wir haben noch wunderbar weiter gequatscht. Etwa gegen 22.20 Uhr beschlossen wir alle uns zurückzuziehen. Ich habe ein Bett in einer Jurte bezogen, die Engländer haben ein Zelt und die Mongolen schlafen im Auto. Morgen um 9.00 Uhr gibt es Frühstück und um 10.00 Uhr wird wieder geritten. JUHU! Ich freue mich!
Ich habe einen tierischen Sonnenbrand vom Reiten!!!
Ich kann es kaum glauben, dass es erst Montag ist. Es kommt mir vor, als ob ich schon seit Wochen hier leben wuerde. Erst drei Naechte und ich habe jede in einem anderen Bett verbracht. Erst drei Tage und ich kann euch Wochen darueber erzaehlen... Aber ich fasse mich gewohnt kurz, so in fuenf Seiten seit ihr mich los.
Ich habe ueber Samstag eine Mail schon in meinen kleinen Peter getippt und sende euch die bei Gelegenheit, doch so viel sei schon mal verraten: Ich habe Leute, Mongolen und Englaender (insges. 4 Leute) gefunden, mit denen ich mich prima verstehe. Mit denen bin ich aufs Land gefahren. Land, ist gut, es ist etwa 40 Minuten mit dem Auto raus, ueber Pisten, die ich nicht mal mit einem Fahrad schaffen wuede. Wir blieben dort zwei Tage und haben uns koestlich amuesiert.
Doch nun komme ich zu gestern.
Ich bin in einer Jurte aufgewacht und habe mich zur verabredeten Zeit in der grossen Essensjurte eingefunden, wo wir auf unser englisches Fruestuck gewartet haben. Das Essen war fuer 9 Uhr bestellt, doch wie das bei den Mongolen so ist... alles dauert ein bisschen laenger. So gegen 9.40 Uhr kam unser Fruestueck. Es war lecker und wir haben reingehauen, denn sofort nach dem Fruehstuck sollten wir wieder reiten gehen, diesmal den ganzen Tag. (Am Tag davor waren wir auch schon, doch nur etwa 2 Stunden.) Wir haben gerade etwas Proviant und Wasser eingepackt und schon wollten wir zu den Pferden, doch es dauerte wieder etwas. Ich habe mir schon gar nichts mehr dabei gedacht, da ich wusste, dass in der Mongolei alles nach einer anderen Uhr geht. Etwa 30 Minuten spaeter sagte man uns, dass unsere Pferde beim Satteln weggelaufen seien. Hoch in die Berge und nun muessten die Mitarbeiter hinterher. Das taten sie dann etwa 30 Minuten spaeter. Ja, die Auslaeder kann man ruhig warten lassen, denen macht das nichts aus.
Waehrenddessen kam ein doch recht gut aussehender Mongole, Tore, zu uns und fing an sich mit uns zu unterhalten... Unterhalten ist gut, er sprach wenig Englisch (Hello! Are you married? Where you are from? What's your name? Und paar aeusserst wichtige Vokabeln mehr.) Er sprache zwar noch ausser Mongolisch noch perfekt Koreanisch, doch das half nicht wirklich. In seinen Wortschatz haben sich aber auch einige Brocken Japanische und Russisch verirrt, die aber aufgrund des starken Akzentes schwer zu verstehen waren. Lustig war es trotzdem und wir hatten unseren Spass. Gegen 12.00 Uhr hiess es, dass die Pferde endlich eingefangen sind, und wir wollten schon zu ihnen aufbrechen, doch wir wurden wieder aufgehalten. Die Pferde sind jetzt zu erschoepft und brauchen etwas Ruhe. Fuer uns hiess es wieder 30 Minuten warten.
Doch dann ging es los. Erstaunt stellte ich fest, dass Tore mit uns kam. Schoen dachte ich, dann sind wir einer mehr und wir koennen uns unterhalten, und dann nahm noch Tore in die Hand, wer welches Pferd nimmt. Mir wurde ein kleines braunes zugewiesen und ich war froh, dass ich nicht das bockige vom Vortag bekam. Doch schon nach einigen Schritten wurde es mir auf meinem Gaul etwas mulmig, da der Sattel immer zu Seite rutschte. Tore sah das und wies David an, sein Pferd mir zu geben. David wuerde Tores bekommen und mein Gaul ging an Tore. Mir war es recht, bis ich bemerkte, dass ich wieder auf dem Pferd von gestern sass. Super dachte ich mir: Dann darf ich mal wieder auf mein Pferd hoeren, statt es auf mich. Und dann musste ich auch noch fest stellen, dass die Zuegel dieses Mal etwa um die Haelfte kuerzer waren, als gestern, was bedeutete: Wenn das Pferd, mit mir auf ihm sitzend graste, dann hing ich um seinen Hals, so dass es gemuetlich fressen konnte, waehrend ich versuchte, mich im Sattel zu halten. Und das, wo doch mein Pferd so verfressen ist. Doch nicht nur das, ich hatte auch noch die Steigbuegel viel zu kurz, so dass ich kaum meinen Fuss hoch bekam, um in den Sattel zu kommen. Und alleine da hoch schaffte ich es auch nicht. Super, Tore durfte dann jedes mal an meinen Arsch, um mich dann an der HOSE hoch zu ziehen. Jau, wat fuer eine Gaudi! (Erst am Abend habe ich mitbekommen, dass Tore in dem Camp lebt und als Pferdefuehrer arbeitet.)
Ich auf meinem störrischen und eigensinigen Pferd bzw. Gaul. Die Blumen habe ich von Tore ueberreicht und angesteckt bekommen...
Als wir dann endlich losritten, hielt sich mein Pferd strickt an Tore Pferd und wollte ihm nicht von der Seite weichen. Naja, wenigstens ging es so ueber den Pfad! Wir ritten, wie schon Tags zuvor auf die umliegenden Berge und dann in den Wald. Jamaa (der nur Monglisch spricht) ritt neben Tore und ich hinter ihnen, waehrend Joe und David immer vorritten und die Gaudi schlechthin hatten. Tore und Jamaa hatten sich unglaublich viel zu erzaehlen und ich war sehr erstaunt darueber, als ich spaeter erfuhr, dass sie sich gerade erst kennen gelernt haben. Aber ueberhaupt, haben Monoglen immer viel zu erzaehlen, ohne wirklich auf den Inhalt zu achten. Man spricht ueber das Wetter, ueber die Pferde usw. Ohne Unterlass. In Gesellschaft einfach nur zu schweigen ist bloed, dann singt man lieber.
Auf den Bergen angekommen, ritten wir durch die Waelder. Da mein Gaul ja unbedingt neben Tores gehen wollte, nahm er wenig Ruecksicht, ob da nun tief haengende Aeste oder nahe Baeume waren. Manchmal konnte ich ihn noch steuern, doch nicht wirklich, vor allem, da jedes Mal, wenn ich mein Pferd von Tores gerade weggeschafft hatte, kam Tore zu mir und wollte sich mit mir unterhalten. Jamaa waehrenddessen ritt zu den beiden Jungs und so waren wir in kleine Grueppchen aufgeteit.
Aber eine Unterhaltung ist etwas zu viel gesagt. Tore sprach hauptsaechlich Mongolisch mit mir mit paar Englischen und Japanischen Woertern und ich versuchte es zu verstehen. Geil! Wieso sprechen die Mongolen denn so undeutlich? Denn tatsaechlich habe ich einige Woerter verstanden, nachdem Tore sie etwa zwanzig mal wiederholt hatte. Er hatte echt Geduld mit mir. Tja, was blieb ihm denn auch uebrig bei diesem sympatischen Laecheln?...
Endlich ritten wir aus dem Wald raus und somit musste ich nicht mehr den Aesten ausweichen oder mein Pferd von den Baeumen fortlocken. Es ging wieder hoch und dann steil wieder runter. Tore, wegen dem losen Sattel, stieg mal wieder ab, wie immer, wenn es steil runter ging, doch ich hielt mich im Sattel und ab ging die Fahrt. Wie schon erwaehnt waren die Steigbuegel zu hoch und so musste ich das Gefaelle mit stark angewinckelten Knien ueberwinden und ich dachte ich falle runter und sterbe. Als es endlich etwas flacher wurde stieg ich sofort aus dem Sattel und streckte meine Beine. Meine Knie schmerzten hoellisch und ich dachte schon, dass ich nie wieder laufen werden koenne.
Natuerlich sah das Tore und als mein persoenlicher Beschuetzer und Wohltaeter, bestimmte er David, mir seinen Sattel zu geben. Mir was das furchtbar unangenehm, denn nun musste David mit stark angewinkelten Knien reiten. Aber er behauptete, es mache ihm nichts aus. Natuerlich, was soll der arme Mensch denn sagen bei einer Dame in Not. Und so bekam ich sogar meinen quitschenden Sattel vom Vortag. Der war zwar vom Sitz weniger bequem, aber ich fuehlte mich sauwohl.
Und dann blieben wir in der Ebene und nun konnten wir den Pferde freien Lauf lassen. Mein Pferdchen kam auch gut weg, ich bin als erste weg und somit kein Pferd vor mir, und siehe da, mein Pferd gehorchte. Ich konnte es in einen Trapp versetzen, der echt lustig, aber recht schmerzhaft ist, oder sogar in einen Galopp. (Oder wie David sagen wuerde, den dritten Gang einschalten.) Und so galoppierte ich mit meinem Pferdelein und mir ging es gut. Beim Galopp ist die Gangart ruhiger, in dem Sinne, dass es nicht ein unentwegtes, schnelles Auf und Ab ist, sondern recht angenehm. Doch man wird hoeher vom Sattel gehoben, so dass es wichtig ist, gut in den Steigbuegeln zu stehen.
Und so galopperte ich vor mich hin und mir ging es wirklich gut und ich verstand, was die Mongolen am Reiten fanden und weshalb sie nie was anderes gemacht haben. Da habe ich mir auch ueberlegt, dass ich auch so eine zwei-Monate-Tour, wie der Ami in meinem Zimmer machen moechte: nur das Pferd und ich und ein GPS-Geraet!
Doch auf einmal ritt Joe an mir vorbei, sein Pferd immer mehr mit "Chuu, Chuu" antreibend und da begriff mein Pferd, dass es noch einen vierten Gang irgendwo versteckt hatte und legte diesen ein. WOW, da ging die Post ab! Ich konnte mich nur noch festhalten, mein Pferd machte sich nicht wirklich was draus, dass ich an den Zuegeln wie eine bekloppte zog, oder auch versuchte seinen Kopf umzureissen. Nein, es galoppierte, wie ein wild gewordenen Superross und ich holte schon beinah Joe ein. Doch ein Problem gab es da noch: Die Strasse. Ich galoppierte geradewegs auf die Strasse zu... Und von rechts kamen Autos... Das bloede Pferd reagierte nicht auf mich und auch sonst verweigerte es jede Zusammenarbeit. - Wunderbar! Und vor der Strasse kam noch ein Graben - tief!!! Und dann noch das Auto! Tja, ich habe geschafft, das Vieh nach links zu reissen, aber nicht in einem Bogen der gross genug war, um das Mistvieh von Joes Pferd abzulenken. In diesem Moment merkte ich, wie der Sattel nach links rutschte und ich mit ihm. Und jetzt sprang das Vieh und dann drehte es nach rechts. Und dabei wurde es gar nicht langsamer und da dachte ich mir, bevor ich unter dem Pferd haengend ueber die Strasse vors Auto laufe, dann lasse ich lieber los. Und das tat ich: Ich dachte nur noch daran, alle meine Fuesse und Finger mitzunehmen und liess los.
Und ich landete auf meiner linken Arschseite - da dachte ich noch: gut - und dann traf mein Kopf auf und ich dachte nur noch: AUA! Scheisse! Und dann dachte ich erstmal gar nichts mehr. Und dann beschloss ich mich aufzurichten und den Schaden zu begut achten.
Jau, und ein Schaden war es tatsaechich! Mein Kopf tat hoellisch weh, es drehte sich alles. An Aufstehen war gar nicht zu denken. Meine obere linke Arschhaelfte sand nur noch Schmerzhormone aus, als ob es kein morgen gaebe. Ich kniete mich hin und beschloss erst mal nicht aufzustehen, da ich sowieso nicht stehen geblieben waere.
Tore war wenige Augenblicke spaeter bei mir und hat sich um mich gesorgt. Ich versicherte ihm, dass alles okay ist, nur das ich noch nicht aufstehen kann, weil die Welt sich dreht. So blieb er mit mir sitzen und war das erste mal ruhig. Ich war ihm sehr dankbar dafuer, da ich da zu keiner einzigen Sprache faehig war.
Dann bemerkte ich, dass meine Kamera mir aus der Tasche gefallen war. David und Jamma ritten zurueck, um nach ihr zu suchen. Sie haben sie etwa dort gefunden, wo mein Gaul mir zeigen wollte, dass er doch ein Porsche sein kann.
Unterdessen hat Joe meinen Gaul eingefangen und war auf dem Weg zu uns zurueck. Er hat erzaehlt, dass das Tierchen ohne Unterlass gelaufen ist und er sich beinah beim Einfangen den Arm ausgerissen haette. Ich war ihm dankbar, dass er den Gaul gefangen hatte, da ich dem Tier echt nichts Boeses wuensche und ich wirklich froh war, dass es dem Auto noch ausweichen konnte. Als wir dann wieder alle zusammen waren, setzten wir uns erstmal hin um uns und den Tieren die Ruhe zu geben. Dannn dachte ich mir noch, egal ob der Arsch schmerzt, oder der Kopf sich gerade anfuehlt wie wahrscheinlich nach 5 Flaschen Wodka: Ich muss jetzt wieder auf das Pferd, damit ich es wirklich ueberwinde. Ab diesen Zeitpunkt jedoch liess mich Tore nicht mehr allein und mein Pferd behielt somit Schrittgeschwindigkeit. Was auch sehr gut war, denn den Trapp haette ich nicht ueberlebt und in den Galopp verbot mir Tore.
Kurze Zeit spaeter machten wir an einer Jurte halt, wo uns die Dame des Hauses zum Airag, Kaese und Brot mit sowas wie Streichkaese einlud. Ganz ehrlich, bis auf den Airag, der sehr sauer schmeckte, aber nicht schlecht, war alles etwas geschmacksneutral.
Wir blieben in der Jurte etwa 15 Minuten und dann bleiben wir noch etwa 20 Minuten davor. Ich war froh, wenn ich sass, denn da spuerte ich meinen Arsch, der sich erstaunlicherweise immer noch nicht blau verfaerbte und meine Kopfschmerzen wurden auch nicht wirklich besser.
Ruckartige Bewegungen des Kopfes waren zu vermeiden und mit dem Arsch aeusserst sorgfaelltig umzugehen. - Also wie immer.
Aber zur Beruhigung: Mir geht es gut, mein Arsch schmerzt zwar als ob er entzwei gerissen worden waere - ueber einen Muskelriss waere ich in dem Fall nicht erstaunt - aber ich kann gehen, wenn auch nursehr vorsichtig und langsam. Das heiss kein Bauchtanz die naechten zwei Monate und jede Sitzveraenderung ist vorher mit dem Schmerzkontrollzentrum abzusprechen, um jeglichen Aufschrei meinerseits zu vermeiden. Mein Kopf tut weh, aber der Druck auf den Augen hat nachgelassen und die Welt scheint wieder still zu stehen. - Somit macht euch keine Sorgen, was wirklich schlimmes ist nicht passiert. Den Ritt wuedere ich trotzdem um nichts in der Welt eintauschen!
Nachdem wir von der Jurte aufgebrochen sind, waren die drei Jungs so schnell wie zuvor, waehrend ich mich tapfer im Sattel hielt und von Tore abgelenkt wurde. Er redete wieder ohne Unterlass. Und ich schwoere, wenn ich Mongolisch haette sprechen koennen, haette ich die "versteckten Heiratsantraege" noch besser verstanden. Der Mensch hat mich ueber meine Familie ausgefragt und wieder ueber evtl. maennliche Konkurrenz. Wenn das nicht eindeutig ist, dann die strickte Anweisung meine Tel-Nr an ihn zu geben. Wie wir uns allerdings telefonisch verstaendigen sollen, ist mir ein Raetsel.
Kurz nachdem wir im Camp angekommen sind, haben wir schon unsere Sachen gepackt und waren im Aufbruch begriffen. Zwei Stunden spaeter fuhren wir auch los, aber ich natuerlich nicht ohne ein persoenliche Fuehrung ueber das Gelaende und eine Einsicht in Tores Fotoalbum. Jau, was fuer ein schoener Tag! Doch es ging weiter...
Nach der Ankunft in der Herberge haben wir alle erstmal geduscht, da wir dort nicht duschen konnten. Dann gingen wir in ein Restaurant essen. Gerade als ich mich an den Schmerz beim Gehen gewoehnt hatte (etwa 2 km spaeter) waren wir schon angekommen. Wir haben bestellt und das Essen wurde nacheinander gebracht. Nicht fuer alle auf einmal, sondern wirklich nacheinander. So bekam ich mein Essen, als schon die anderen beinah fertig waren und Jamaa seins erst als alle schonn pappsatt waren und eigentlich nur noch gehen wollten. Wir waren alle totdmuede.
Auf dem Weg zum Hostel (um etwa 1.00 Uhr) kauften wir noch im Supermakt Zutaten fuer Pfannkuchen, die ich am naechsten Morgen machen wollte. Germa (Sonnnenschein oder Sunshine auch genannt) bereite mir mit die Dinger vor, da sie lernen wollte, wie man sie zubereitet.
Nun ist Germa auf der Arbeit, Joe und David sitzten mir gegenueber, nachdem sie im Hostel ein Nickerchen gemacht haben und Jaama macht gerade irgendetwas. Da wir uns nicht mit ihm verstaendigen koennen, nehmen wir an, dass er nach Hause gefahren ist.
Ich melde mich wieder so bald ich kann. Ich werde wahrscheinlich heute noch mit der Hostel-Besitzerin eine Tour besprechen, welche ich machen moechte. So dass ich nicht weiss, wann ich micht wieder melden kann.
Diesmal liess ich es ruhig angehen!
Diesmal wird es wirklich nicht lang, da ja beinah nichts spannendes passiert ist.
Gestern habe ich mich, nachdem ich euch geschrieben habe, ins Bett gelegt, da die Kopfschmerzen echt heftig geworden sind und ich mich wegen meinem Hintern und Ruecken nicht bewegen konnte. Als ich nach etwa 3 Stunden aufgewacht bin, bemerkte ich, dass in meinem Zimmer Neuzugaenge zu verzeichnen sind. Ich habe sie sofort gefragt, ob sie denn etwas gegen Schmerzen haben. Da fand ich heraus, dass eins der Maedels eine Medizinstudentin ist und immer eine ganze Apotheke mit sich fuehrt. Ausserdem kommt sie aus Deutschland, auch wenn sie in England studiert. Sie hat mir starke Tabletten gegeben und ausserdem auch eine Salbe fuer meine Muskelzerrung und eine fuer meinen Sonnenbrand, der mittlerweile groteske Formen angenommen hat. Ich sehe aus, wie nach einem Skiurlaub. Dort wo meine Brille die Sonnenstrahlen abgelenkt hat, bin ich beinah weiss und drumherum rot wie ein Krebs. Meine Stirnhaut spannt ins Unermessliche und ich kann sie nicht in Flaten ziehen. - Ich sehe aus wie doof! Doch Sunshine, ganz so wie es ihrem netten Naturell entspricht, sagt mir, dass es nicht schlimm aussieht. Tja, wenn sie meint, wer bin ich, dass ich das hinterfrage...
Da es sehr starke Tabletten waren, beschloss ich die Einladung meiner Zimmerkumpels anzunehmen, und sich ihnen zum Essen anzuschliessen. Natuerlich war ich nicht so eine charmate Begleitung, wie ich es normalerweise in der Lage bin zu sein, aber ich musste schliesslich mich darauf konzentrieren, dass ich nicht vor Schmerz aufheule, jedes Mal, wenn ich meine Huefte bewegte. (Ganz besonders angenehm ist es in der Nacht, wenn ich mich umdrehen moechte und dann der Schmerz mit aller Wucht ueber mich kommt - da heisst es nur Zaehne zusammen beissen und langsam und mit Bedacht drehen.
Nach dem Essen habe ich nur einen kleinen Spaziergang gemacht, da ich den Muskelkater in meinen Beinen loswerden wollte. Doch so bald ich wieder in der Herberge angekommen bin, hiess es fuer mich, so wenig Bewegung wie moeglich. Etwas habe ich noch mit den beiden Maedels gequatscht, doch als sie noch auf ein Bierchen ausgehen wollten, habe ich dankend abgelehnt. Ich habe beschlossen, dass es fuer mich an der Zeit ist, mir eine bequeme Liegeposition zu finden und sich dem Lesen hinzugeben. Etwa 1,5 Std. spaeter schief ich ueber meinem Buch ein und das war's. Aufgewacht bin ich heute frueh und war froh als ich feststellte, dass das Aufstehen nicht gar so schmerzhaft ist und der Kopf nicht mehr wie bloede haemmert.
Nach dem Duschen bin ich zu Joes und Davids Zimmer gegangen um noch meine Pullis abzuholen. Dort habe ich erfahren, dass sie schon am Abend abreisen werden und so verbrachte ich mit ihnen den Vor- und Nachmittag. Zuerst machten Joe und ich Toast mit Peanutbutter und Marmelade, waehrend David die Flugtickets abholte. Dann gingen wir zu dritt Souveniers einkaufen. Die beiden kauften eigentlich welche, da ich mich zurueck halten muss, da ich nicht so viel in meinen Rucksack mitnehmen kann.
Dann gingen wir zum Mittagessen. Wir versuchten Jaama und Sunshine zu erreichen, doch Sunshine war Arbeiten und Jaama versteht kein Wort. Das Gespraech war herrlich ich hoerte nur wie Joe zu Jaama sprach: "Gerema?... Jaama? Jaama!... Where is Gerema?... Gerema niet!... Gerema at work?... Gerema niet!... Fuck off... Fuck off... Gerema University?... University niet?... Gerema?... Ach, Fuck off... Bye Jaama. Bayarla Jaama... Cain bainuu" - Dazu moechte ich sagen, dass die beiden eine eigene Sprache aus diesen Woerten kreiert haben, natuerlich die Woerter "where is, at work, university" nicht enthaltend. Was also die ganze Sache etwas vereinfacht. Wenn man etwas nicht machen soll oder etwas nicht da ist, dann heisst es: niet. Fuck off habe ich selber nicht so richtig verstanden, bedeutet aber so viel wie: Mist, ich verstehe dich nicht; wieso sprichst du kein Englisch oder ich Mongolisch; Ich mag dich, aber du koenntest etwas besser Englisch sprechen; Ich wuerde gerne mit dich labbern, weiss aber nicht, was ich dir erzaehlen kann. Die beiden muss man erlebt haben. Zu der wenige-Woerte-Sprache kommt eine Zeichensprache, die einfach nur herrlich ist. Die meisten Zeichen sehen sich so aehnlich, dass ich den kleinen feinen Unterschied nicht bemerke oder gar die Zeichen sehe, doch die beiden verstehen sich prima.
Jaama kam dann endlich zum Hostel, von wo wir zum Essen gingen. Wir bestellten etwa um 13.45 Uhr und bekamen dass Essen genau eine Stunde spaeter. - In der Mongolei braucht alles seine Zeit. Um 15.30 Uhr sollte das Taxi fuer die beiden bereit stehen, dass sie dann zum Flughafen bringen sollte. Und so mussten wir uns mit dem Essen beeilen, denn die Jungs haben noch nicht gepackt. Ausserdem war Sunshine (Gerema) nirgendwo aufzutreiben. Jaama versuchte es immer wieder uebers HAndy. Als wir dann endlich von dem Hostel standen liefen wir Sunshine in die Arme. Endlich hatten wir unsere Uebersetzerin und so konnten wir uns wieder wunderbar unterhalten. Waehrend die Jungs packten und Jaama das Treiben beobachtete, unterhielten Sunshine und ich uns in der Kueche. Dann verabschiedeten wir uns von den Jungs, die ins Taxi gestiegen sind. Kurze Zeit spaeter verabschiedete ich mich auch von Sunshine, aber nicht ohne mich davor fuer den Freitag um 15 Uhr zum Essen zu verabreden.
Dann ging ich noch etwas spazieren, bis ich beschloss nach dem Mongolen zu suchen, den ich im Dezember auf dem Reisemarkt in Koeln kennen gelernt habe. Ich habe ein ungefaehre Ahnung gehabt, wo der "Wedding palace" sein koennte, doch ich konnte es auf keiner Karte finden. Und so fragte ich an jeder Ecke nach. Nach etwa fuenf mal Nachfragen kam ich endlich dort an und dann fand ich auch Olzods Buero. Von der Assistentin, die kein Englisch aber dafuer Deutsch sprach, erfuhr ich, dass er fuer drei Wochen mit einer Gruppe verreist ist.
Doch ich kam mit der Assistentin ins Gespraech und sprach sie drauf an, ob ich denn auch ueber sie eine Kameltour buchen koennte. (Nein, vom Pferd zu fallen ist mit nicht genug. Ein Kamel muss es auch noch sein.) Sie sagte, dass das moeglich ist und sie veranschlagte die Reise genau in dem Preisrahmen, der mir noch moeglich ist. Leider kann man hier naemlich nirgendwo Geld mit der MaestroKarte abheben. Also merken, wenn man in die Mongolei kommt genug Bargeld mitnehmen. Das Bloede ist, dass ich Sunshine versprach, sie zum Essen einzuladen und nun muss ich definitiv mit 15 Euro da auskommen. Aber grundsaetzlich waere das moeglich. Doch die Tasche, die ich mir kaufen wollte, da meine bloederweise sofort am ersten Tag kaputt gegangen ist, kann ich mir in der Mongolei nicht mehr kaufen. Das kann ich dann in der Inneren Mongolei erledigen, wo ich hoffentlich eine Bank of China finde, wo ich Geld abheben kann.
Also werde ich morgen frueh, wenn nichts dazwischen kommt, zu einer Tour aufbrechen, die etwa 300 km weiter fuehrt zu mongolischen Duenen, wo ich ein Kamel besteigen darf. Und mich diesmal oben halten werde, komme was da wolle! - Ich habe nicht vor nochmal fuer einen Tag auszusetzten. Da werde ich auch in einer Jurte uebernachten und mongolisches Normadenfruehstueck zu mir nehmen. - Oh, wie ich mich schon auf den Trockenkaese freue... Am naechsten Tag fahre ich zu einem Park, in dem ein Projekt zu Auswilderung von Przewalski-Pferden betrieben wird. Nach einen Uebernachtung dort, werde ich am fruehen Morgen nach UB aufbrechen, so dass ich puenktlich zu meiner Verabredung mit Sunshine komme und auch noch packen kann, so dass ich am Freitagabend nach Huhhot aufbrechen kann.
Das bedeutet fuer euch eine kurze Verschnaufspause, da ich vom Land nicht ins Internet kann. Also werde ich mich wahrscheinlich erst wieder aus China melden und euch dann von dem wilden Ritt auf dem Kamel erzaehlen. - Wenn es wirklich dazu kommen sollte. Bin ja mal gespannt.
Ich habe in einer Jurte uebernachtet!
Mein Oberarschbackenwehwehchen (OABWW - das Kind braucht doch schliesslich einen Namen) und ich gruessen euch recht herzlich wieder aus der Mongolei.
Kinders, Kinders hatten wir eine unvergessliche, oberhammergeile Gaudi die letzten zwei Tage. Und OABWW kann sich bei mir nur damit bedanken, dass es endlich: "Scheisse, du Arsch, das tut weh!" zu schreien! Das ist unhoeflich! Aber wo es recht hat, hat es recht. Aber ein Spass war das trotzdem.
Als erstes: Ich habe beschlossen vernuenftig zu sein! Ich weiss, das passt nicht zu mir, es lebt sich aber manchmal besser damit. Ich habe beschlossen eine kuerzere Tour fuer 140 Euro weniger zu machen, da ich absolut nicht darauf angewiesen sein moechte, dass ich am letzten Tag gar kein Geld brauchen werde. Das ist etwas unrealistisch und deshalb abgeworfen. Ich habe fuer eine Zwei-Tages-Tour nun etwa 100 Euro plus Essen bezahlt und ich kann nicht behaupten, dass die andere Tour besser geworden waere. Ja, anders schien, da der heissersehnte Kamelritt dabei gewesen waere, aber OABWW hatte da eigentlich schon von Anfang an was dagegen.
Gestern Mittag bin ich mit einem alten russischen Kleinbus und dem Fahrer, Jagaa, der so wurde mir erzaehlt, etwas Englisch sprach aufgebrochen. Sein etwas Englisch war: shop, goat, horse, good morning, car. Ja, in der Tat, das ist etwas. Aber wir haben uns verstanden, irgendwie, auch wenn ich mit sicher bin, dass ich nicht nur einmal gegen die gute Sitte in der Mongolei verstossen habe, einfach aus der Tatsache heraus, dass ich darueber nicht informiert worden bin. Aber was soll's?! Ich bin nicht aufgeknoepft worden...
Und nun zurueck zum Auto: Ich bin dem russischen Konstrukteur dieses Vehikels sehr dankbar, dass das Dach etwas hoeher angebracht war, so dass man nicht gegen das Dach gedonnert ist, wenn man eine "Bodenwelle" ueberfahren hatte.
Doch das Auto war ein Schatz: Zuverlaessig, nicht unertraeglich laut und vom Fahrer jede zwei Minuten noch mal sauber gewischt. Das Armaturenbrett muss schliesslich glaenzen. Und das Auto musste so einiges aushalten: "Bodenwelle" ist gut... Jede Deutsche Baustelleneinfahrt sollte sich mal ein Beispiel dran nehmen: Die Autos koennen mehr als nur diese laecherliche Bodenerhebung... Wo ein Schild auf Deutschlands Strassen vor Rillen warnt, sollte es sich wegen der Luegen schaemen! Hier ist kein Schild, das vor den Kratern warnt, die sich kilometerweit erstrecken... Wow, was ein Auto alles kann... Okay, Chichisan wuerde schon nach zwei Meter um sein Auto weinen, und wir haetten die Stadt noch nicht mal verlassen...
Eine der noch guten Strassen in der Mongolei. Wenn man den einen Weg nicht gut fand, so nahm man die Nebenspur...
Aber das war auch genau der Grund, weswegen sich OABWW so beklagt hatte. Ich musste mich so sehr auf die Strasse konzentrieren, dass ich die groesseren Loecher, Rillen und was sonst noch auf ein Auto treffen kann, noch rechtzeitig sehe und mich festhalte, damit OABWW nur allzu harte Landung hat, denn dann haette es mich zum Schreien gebracht. Doch ab und zu habe ich fuenfe gerade sein lassen und beschloss die Landschaft zu betrachten, was mich auch OABWW auch oft genug dieser Verlachlaessigung strafte.
Aber die Landschaft war es wert! Einfach schoen! Wir fuhren etwa drei Stunden zu einem Park, in dem die Przewaski-Pferde ausgewildert werden. Nach einem kurzen Halt zum Essen fuhren wir zu einer Stelle, von wo wir auf einem Berg geklettert sind und mein OABWW und ich beinah den letzten Atem getan haetten. Scheisse, bin ich aus der Form! Aber es hat sich gelohnt. Ich bin etwa 30 Meter an die Pferde rangekommen und konnte sie in Ruhe betrachten, waehrend ich wieder zum Atem kam. Der Abstieb war zwar weniger angstrengend, aber umso schmerzhafter. (Nur so als kleiner Tipp am Rande: Ihr solltet nicht vom Berg runter steigen, wenn ich einen Muskelriss oberhalb des Hintern habt.)
Unten angekommen, fuhren wir dann weiter bis wir auf einen aelteren Herrn getroffen sind, mit dem mein Fahrer etwas gesprochen hatte. Wie sich spaeter herausstellte, machte er die Uebernachtung und das Essen fuer uns klar. So verbrachte ich die naechten 15 Stunden bei einer mongolischen Familie, die nicht herzlicher haette sein koennen.
Als erstes wurde ich mit heisser Milch (wahrscheinlich aber gesalzener Milchtee) begruesst, die ausgesprochen lecker schmeckte. Dann hat mich die Hausdame zum Melken mitgenommen und ich stellte mich ausgesprochen daemlich an! Die mongolischen Kuehe haben viel kleinere Euter und Zitzen, so dass ich gar nicht wusste, wie ich greifen sollte. Und so kam es, dass wenn es an mir alleine gelegen haette, die Kuh erst am naechten Morgen fertig geworden waere. Also ueberliess ich es wieder der Frau.
Doch beim Melken habe ich Oyun und Zoloo sowie deren Mutter kennen gelernt, die in den Jurten in der Naehe wohnten. Oyun konnte etwas Englisch und so konnte ich mich mit ihr etwas unterhalten. Die Unterhaltung ging am Anfang etwas schleppend vorwaerts, aber dann wurde es immer besser. Als Oyun mit dem Melken fertig war, sagte sie mir, ich soll mit ihr kommen. So gingen wir in ihre Wohnjurte, wo ich mit getrocknetem Quark (am Anfang sehr gewoehnungsbeduerftig, da sehr hart, doch danach war es nur noch lecker!), so wie anderen mongolischen Spezialitaeten bewirtet wurde. Das Essen ist insgesamt sehr lecker, bis auf den seltsamen geschmacksfreien Milchbrotaufstrich, aber sehr saettigend.
Eine Jurte auf dem Land in der Mongolei
Zoloo ist ein etwa 4 Jahre alter Junge, der so ziemlich gar keine Beruehrungsaengste mit Fremden kennt. Am Anfang war er neugierig, blieb aber immer in der Naehe der Erwachsenen, doch schon nach kuerzester Zeit, banahm er sich, als ob er mich schon ewig kennen wuerde. Und so spielten wir mit einander und versuchten uns zu unterhalten. Ganz suess war es immer, dass wenn ich ein ratloses Gesicht machte, er das Gesagte, und es war egal, wer das geasagt hatte, immer lauter wiederholte.
Er setzte sich immer wieder auf meinen Schoss und erzaehlte mir etwas. Einfach niedlich. Als es dann spaet wurde und er schlafen sollte, beschloss ich fuer ihn ein Schlaflied zu singen und er hat wirklich interessiert zugehoert.
Da ich nicht wusste, was sich gehoert, wollte ich den Fahrer fragen, bevor ich die Schlafgelegenheit in dieser Wohnjurte annahm. Oyun brachte mich dahin, liess mich aber dort zurueck ohne meine Frage abzuwarten und so dachte ich, dass das alles so in Ordnung sein. Der Fahrer erklaerte mir dann nach 10 Minuten, dass es in der Mongolei Gesetz ist, dort wo man isst, da schlaeft man. Also habe ich das als Ruege aufgefasst, da ich ja mehr in der anderen Jurte gegessen habe und ich nun fuer das aeltere Ehepaar eine Belastung bin, mit der sie eigentlich gar nicht mehr gerechnet haben. Ich wusste jedoch nicht, was ich dagegen machen sollte. Und weil mir keiner etwas sagte, sass ich still und schaute nach draussen. Kurze Zeit spaeter brachte mir der Fahrer einige Sachen und legte mir das Buch, so hin, dass ich das so auffasste, dass ich lesen soll. Auch die Kerze wurde vor mich gestellt, dass ich bequem lesen konnte. Und das tat ich.
Waehrenddessen wurden die Buuz fertig und ich musste wieder mit essen. Ich schaffte nur noch zwei, da ich nicht unhoeflich sein wollte.
(Ueberhaupt sind die Mongolen die meiste Zeit des Tages mit dem Essen oder dessen Vorbereitung beschaeftigt.)
Als sich alle dann bettfertig machten, tat ich es auch. Die haben mir zwar das einzige Bett angeboten, aber ich habe es ausgeschlagen, da ich denke, dass sich das nicht gehoert. Ich habe eine Filzmatte bekommen und viele Decken. Bettfertig war fuer mich: als die Kerze ausgepustet war, habe ich die Jeans ausgezogen. Ich wusste nicht, wie die Mongolen zu nackten Beinen stehen und ich wollte nicht noch einen Fehler riskieren.
Ueberraschenderweise blieb die Jurtentuer offen, so dass ich die Ziegen und Schafe, die vor der Jurte waren, die ganze Zeit hoeren und riechen konnte. Gott, das ist ein Dueftchen! Man denkt man schlaeft in der Scheisse von den Viehern, besonders, als ich am naechsten Morgen aufgewacht bin, konnte ich mich des Eindrucks nicht mehr verschliessen.
Die ganze Nacht hindurch kamen auch die Hunde in die Jurte und ich hatte mit denen mein Erlebniss der dritten Art. Ich habe geschlafen, auf dem Bauch, auf einmal beisst mich etwas, sanft, in den Ellenbogen. Ich kann es abschuetteln. Dann nocheinmal, diesaml merke ich, das sind echte Zaehne. Ich werde augenblicklich wach und will mit das Vieh angucken, doch ich sehe nichts, es ist stockfinster. Doch dann merke ich, dass mich etwas anglotzt oder ich bilde es mir ein, denn auf einmal meine ich Augen zu vernehmen und ich hoffe nun noch instaendig: Es ist der Hund. Da ich nicht weiss, worauf mongolische Hunde reagieren, spreche ich mit dem Vieh auf Deutsch in der Hoffnung es versteht mich. Da ich aber keinen Laut vernehmen kann, bleibe ich dann auch ruhig und stuetzte mich auf meine Ellenbogen ab und versuche wieder einzuschlafen. Zwar wollte ich nur meine Ellenbogen vor dem Zugriff scharfer Zaehen, denn an dieser Tatsache zweifle ich nicht, schuetzen, doch die Stellung ist zu unbequem zu schlafen. Ich drehe mich zu Seite, mit dem Ruecken zum vermeidlichen Vieh, denn was ich nicht sehe, macht mir keine Angst. So denke ich, aber so ganz stimmt das nicht. Ich bin aber irgendwann mal wieder eingeschlafen und erst am Morgen aufgewacht. Erst um 7.00 Uhr bin ich aber aufgestanden und habe den Mongolen bei ihrer morgentlichen Routine zugesehen. Sie gingen langsam durch die Herde von Schafen. Und das etwa 30 Minuten. Keine Ahnung, ob sie sie zaelten, oder nach kranken Ausschau hielten. Aber so einige von ihnen hatten Schnupfen.
Dann kam das Fruehstueck, nur etwas, da ich noch vom Abend so satt war. Dann brachte mich die aeltere Dame zu Oyun in die Kuechenjurte, wo ich wieder Milch bekam. Auch dort ass ich wieder etwas.
Dann unterhielten wir uns und dann kam schon Zoloo zu uns. Dann wurde wieder Essen vorbereitet. Zuerst beschaeftigte ich mich mit Zoloo, aber dann half ich etwas mit, soweit man mich liess. Dann zeichnete ich fuer Zoloo, dann half ich wieder mit und dann assen wir. Dann bastelte ich fuer Zoloo und dann wurde schon das Mittagessen vorbereitet. Nach dem Essen ging ich mit Oyun und Zoloo noch etwas in die Wohnjurte.
Zoloo, das Hauskalb und ich
Der Vormittag und Mittag waren sehr gemuetlich und wirklich lustig. Als mich dann Oyun bat, einen ihrer Brueder, Sainaa, nach UB mitzunehemn, da dieser dort zu Schule muss, habe ich natuerlich zugesagt.
Und so brachen wir gegen 14 Uhr auf. Und mein OABWW meldete sich wieder zu Wort bei jedem Huepfer seitens des treuen Automobils. Nach etwa 2,5 Stunden erreichten wir UB. Und nun bin ich hier im Internetcafe und berichte euch von einer ganz tollen Familie.
Heute Abend hoffe ich noch Amy zu treffen und mir ihr noch etwas trinken zu gehen. Was ich morgen mache, weiss ich noch nicht.
nur ganz kurz...
Diesmal nur kurz, da ich mich gleich mit meinen mongolischen Freunden treffe, die ich noch vor der Abfahrt zum Essen einladen wollte.
Ich habe heute tatsaechlich etwas fuer meine Bildung gemacht: Ich war im Museum der nationalen Geschichte. Es war sehr interessant, auch wenn viele Exponate nur unzureichend in Englisch beschrieben worden sind. Aber ich bin eigentlich nicht so ein grosser Leser, was solche Erklaerungen betrifft, noch bin ich eigentlich ein grosser Museumsgaenger, was sich wieder die Waage gehalten hat und ich habe mich trotzdem etwas weitergebildet.
Was ich im Museum gesehen habe, moechte ich gar nicht weiter ausfuehrlich beschreiben, da sonst womoeglich einige von euch mit dem Lesen sofort aufhoeren wuerden. Stattdessen erzaehle ich euch, was mir in der Mongolei noch so alles aufgefallen ist.
Wie an so manchen Stellen in der Mongolei hatte auch das Museumspersonal nicht wirklich die Lust zu arbeiten. Es ist uebrigens sehr auffaellig, dass oft Bedienungen oder Verkaeuferinnen sich gar nicht wirklich um die Kundschaft kuemmern und stattdessen sich dem Vorsichherstarren hingeben. Selbst wenn man bezahlen moechte, wird nicht wirklich Begeisterung an den Tag gelegt. Einerseits ist das wirklich gut, da man sich in Ruhe umschauen kann ohne stoerende Beraterinnen. Auf der anderen Seite ist das befremdlich, da man meinen moechte, dass die gar nichts verdienen moechten. - Tja, das wird wohl ganz anders werden, wenn ich die Grenze heute ueberschreite und mich morgen in China wieder finde.
Noch eine Sache ist seltsam: Jedes Mal, wenn ich mich endlich fuer ein Gericht auf der Karte entschieden habe, dann ist gerade dieses nicht da. Es ist schon seltsam. Ich bestelle weder aussergewoehnliche Sachen, noch zu einer seltsamen Tageszeit, aber das Gericht ist gerade nicht da. Wenn man mir noch etwas mehr Spass bereiten moechte, dann ist das zweite und dritte Gericht auch nicht da. Manchmal denke ich, es waere einfacher, wenn die mir einfach mal sagen koennten, was die Kueche wirklich zu bieten hat.
Ausserdem wird das Essen fuer alle am Tisch sitzenden Personen nicht gleichzeitig geliefert, sondern nach und nach. Es wird auch in der Kueche nicht wirklich viel Wert auf Schnelligkeit gelegt. Eile mit Weile heisst da das Motto.
Ich sitze jetzt in einem Internetcafe, in dem ich vorher noch nicht war. Am Anfang war es wirklich ruhig, doch auf einmal sind hier Kinder reingestuerzt, die so etwa 12 sein koennten und die spielen alle dasselbe Spiel. Es ist irgendein Battlespiel mit dem Charakter von Herr der Ringe oder so was aehnliches. Ich kenne mich da nicht aus - Gott, bin ich alt und aus der Mode. Aber die Lautstaerke in diesem Raum ist enorm gestiegen, da zwar die Computer auf sehr leise eingestellt sind, aber die Jungs untereinander muessen sich austauschen, welche Waffe wann einzusetzen ist und wie man was macht. Jedenfalls verstehe ich das so, denn ein etas aelterer Junge laeuft staendig zwischen den Computer hin und her und zeigt ihnen irgendetwas. Mein direkter Nachbar ist glaube ich Anfaenger, da er etwas oefter nach Hilfe schreien muss.
Als ich am Anfang aber mir im Studivz Bilder von jemanden angesehen habe, war er sofort neugierig und fragte mich in einem schoenen Englisch: "Is this your husband?" "It is a friend." als Antwort hat ihn gereicht und schon hat er sich wieder seinem Bildschirm zugewandt.
Das passiert auch sehr haeufig in der Mongolei, dass man nach Mann und Kindern gefragt wird. Es sind so Fragen, die fuer uns sehr persoenlich zu sein scheinen, aber hier gehoeren sie zu einem normalen Smaltalk.
Ich werde euch die naechste Nachricht aus China schreiben.
Ich bin in China, genauer in der Inneren MOngolei!
ICh habe nun die erste NAcht in China, Innere MOngolei verbracht. Gestern NAcht bin ich mit dem Zug angekommen und hatte mal wieder mehr Glueck als Verstand!!!!
NAchdem ich gestern den Bericht abgesetzt habe, habe ich mich noch mit Sunshine getroffen und wir sind noch essen gegangen, dabei haben wir uns fuerchterlich verquatscht, aber das Gespraech lief einfach so gut, dass wir gar nicht aufhoeren wollten.
Etwa eine halbe Stunde spaeter als beabsichtigt verliessen wir das Cafe, liefen dann schnell zur HErberge und packten schnell noch meine restlichen Sachen. Dann sprang ich schon in ein Auto, das mich zum BAhnhof brachte, natuerlich nicht ohne noch mal Sunshine ganz doll gedrueckt zu haben.
Am BAhnhof war ich etwas verwirrt, da ich nicht wusste, wo ich hin musste, also fragte ich ein Maedchen, dass leider kein Englisch sprach, sich aber fuer mich verantwortlich fuehlte, denn sie fragte bei der Info nach, wo ich denn hin muesse. Sie sagte mir dann, dass mein Zug eine Stunde Verspaetung haette. Sie wartete mit mir, da ihr Zug in einigen MInuten abfahren sollte und sie versuchte sich in der Zwischenzeit mit mir zu unterhalten. Aufeinmal bemerkte ich ihre Japanisch Hausaufgaben und von da an sprachen wir in drei Sprachen ohne uns zu verstehen. Amuesant war es allemal. NAchdem sie gegenagen ist, dachte ich mir, dass ich nochmal wegen dem Zug nachfragen sollte und tatsaechjlich war er gar nicht zu spaet, sondern stand schon am Gleis. Also ich nichts wie hin. Und dann begann die Suchen nach Wagen 1. LEider war dieser nicht wie eigentlich erwartet am Anfang sondern zwischen Wagen 3 und 8. Die Logik moechte ich nicht verstehen.
Als ich dann mein Bett fand, fragte mich denn ein Schweizer, ob ich mir denn sicher bin, dass ich auch wirklich hjierhin gehoere. Wir prueften es einigemale nach, da ein MAedchen, dass davor eingestiegen war schon alle Stauflaechen mit Hilfe ihrer ganzen Famile gesetzt hatte, dachte er, dass ich hier verkehrt waere. Doch dem war nicht so.
Die Reise selber verlief sehr angenehm. Mit Patrick, dem Schweizer, und Baraaga, dem Maedchen mit dem vielen Gepaeck, unterhielten wir uns die ganze Zeit, wenn wir nicht schliefen. Der MAnn, der noch bei uns auf dem Abteil war, konnte leider kein Englisch, aber dafuer uebersetzte das Maedchen fuer ihn, so dass es so schien, als ob er sich in unserer Naehe wohl fuehlte. Denn nach dem wir die Grenze nach zwei Stunden Wartezeit ueberquert hatte, hatten wir noch einen Aufenthalt von zwei Stunden in Erliang. In dieser Zeit fuhren wir zu viert auf den MArkt und verbrachten dort unsere Zeit. Der MAnn achtete auf die Kleinen und die Touristen. An sich war es schon eine schoene Zeit.
Weiter ging es noch sieben Stunden bis Hohot. Baraaga versprach mir bei der Suche nach einem Hotel zu helfen und das war dringend noetig, denn alle Hotels waren ausgebucht.
Freunde haben sie am Bahnhof abgeholt, da sie sonst mit dem ganzen Gepaeck nicht klar gekommen waere. Und waehrend einige von ihnen schon mal vorgefahren sind, hat einer von ihnen, Saima, mit ihr versucht mich in einem Hotel unterzubringen. Wir sind etwa 6 Hotels angefahren und erst im letzten hatten wir Glueck. Zuerst wollte man mir eine Abstellkammer mit BEtt anbieten, so klein war das Zimmer, doch dann bekamm ich fuer den 4-fachen Preis ein Doppelzimmer. Das Hotel ist ecklig und laut, aber ich bin nicht wirklich waehlerisch. Die Dusche ist dirket am Klo angebracht und setzt das ganze BAdezimmer unter Wasser, da der Abfluss sich unter dem Waschbecken befindet. Ich habe auch keine Bettwaesche und die Muecken haben mich entdeckt, aber ich bin froh, dass ich was habe. LEider waren die NAchbarn erst um 3 Uhr leiser, dafuer fingen sie schon um 7 Uhr mit dem Krach an. Was soll's?!!?
HEute frueh habe ich es schon geschafft eine Fahrkarte fuer morgen zu kaufen und sogar ein SIMkarte fuer mein HAndy. Und das alles ohne Englisch. Ich bin ja beinah begeistert.
Gleich treffe ich mich mit Patrick und heute NAchmittag wieder mit BAraaga.
Ich bin etwas in Eile, da ich etwas in Zeitnot bin, deswegen nur dieser kurze Bericht.
jupp, wieder ich
Ich habe mich heute wieder in ein Internetcafe begeben, da ich nun mehr Zeit habe.
Wie schon erwaehnt habe ich mich mit Patrick verabredet, dem Schweizer, der nun ein Jahr lang um die Welt reisen moeschte und jetzt bei Woche 8 angekommen ist. Leider hat er nicht darauf geachtet und hat im falschen Hotel auf mich gewartet. Am Abend wurde er in ein Hotel gebracht, von dem er angenommen hatte, dass er es aus der Schweiz aus gebucht und ich die Adresse abgeschrieben hatte, doch dem war nicht so. Und der Held hat es nicht gemerkt, so hatte er 40 Minuten seelenruhig gewartet, waehrend ich die Rezeption des anderen Hotels jeck gemacht hatte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Arbeiter an der Rezeption eines 4 Sterne Hotels doch wenigstens etwas Englsch verstehen wuerden, doch dem war nicht so. Stattdessen musste ein japanischer Gast den Uebersetzer geben. Lustig war es trotzdem und der Japaner war wirklich sehr nett, auch wenn etwas ueberfordert, da sowohl sein Englisch als auch mein Japanisch nicht wirklich weit reichten. Aber ich habe wenigstens herausfinden koennen, dass in diesem Hotel der einzige Gast mit einem auslaendischen Namen ein Malaye war. Das ist doch mal ne Information mit der man was anfangen kann....
Daraufhin habe ich mich per (neu erworbene SIM-Karte) bei Patrick gemeldet und er hat ganz brueskiert geantwortet, er wuerde schon die ganze Zeit schon warten, erst dann hat er angerufen, da er gemerkt hatte, dass er falsch ist. Gott, tut das gut, wenn man selber im Recht ist.
Ich habe mich ins Taxi gesetzt und bin dann ganze 500 m weiter gefahren zu seinem Hotel - was mich erstaunte ist, die Tatsache, dass der Taxifahrer nicht gemekert hatte. Tja, die 6 Yuan waren ja auch leicht verdient...
Von seinem Hotel aus sind wir wieder zu meinem Hotel gefahren, um uns dort mit Bolog (ich hatte vorher den Namen des Maedchens falsch geschrieben (falsch ist gut - so ziemlich keinen Buchstaben an die richtige Stelle gesetzt) Es handelt sich um das selbe Maedchen, dass ich im Zugabteil kennengelernt habe und die mir nachher bei der Hotelsuche so tapfer geholfen hatte.) zu treffen. Sie hatte auf eine Freundin mitgebracht, deren Namen ich nie erfahren habe, da sie kein Englisch sprsch. Zuerst gingen wir zum KFC, da ich noch nicht gefruehstueckt hatte, da ich mich mit allem so beieilen wollte - wer haette gedacht, dass ich sowohl die Zugfahrkarte als auch das Handy so schnell und vorallem alleine schaffe - ganz ehrlich ich hatte schon einige Zweifel an mir! Patrick, dem mein Warten im falschen Hotel peinlich war, hatte uns zum Essen eingeladen. Sehr nett seinerseits! Nach dem Essen gingen wir auf den Unicampus. Eigentlich wollten wir uns nur erst etwas umschauen,aber da erinnerte ich mich, dass meine Professorin Herrn Prof. Chimeddorji, so nett erwaehnt hatte und dass ich ihn doch mal besuchen koennte. Eigentlich hatte ich nicht wirklich die Hoffnung, dass ich ihn sehen koennte, da es ja schliesslich auch Sonntag ist, doch die Maedels haben sich fuer mich so richtig ins Zeug gelegt. Natuerlich hat die Tatsache, dass sie zwei Auslaender im Schlepptau hatten nicht wirklich der Sache unbedingt geschadet, eher im Gegenteil... Ein netter Student, dem wir aufgefallen sind, hat uns die Handynr. Des Prof besorgt, die Maedels haben den Prof angerufen und ihm erzaehlt, dass eine Studentin aud Berlin (Bonn - Berlin - war ist da denn auch fuer ein Unterschied, liegt doch eh nebenan und das eine ist nun mal bekannter) da waere und ihn gerne treffen wuerde. Daraufhin hat der Prof gesagt, dass er gleich kommen wuerde. Gleich ist gut. Er hat uns etwa zwei Stunden warten lassen, was ich jedoch trotzdem hoch anrechne, denn ich wuerde als Prof nicht meinen freien Nachmittag unterbrechen (den er eigentlich mit einem auslaendischen Kollegen verbringen wollte) um eine komische Studentin von sonstwo zu sehen. Doch mir haben die zwei Stunden ausgereicht sich die groessten Vorwuerfe zu machen, dass ich mit leeren Haenden dastehe. Nicht ein Bluemchen oder eine Schokolade wenigstens hatte ich in der Hand. Was fuer ein seltsamer Auftritt meinerseits: Zu einem voellig unangemeldet und dann noch unvorbereitet. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass ich so ein respektloses Verhalten an den Tag gelegt habe, muss ich schon sagen, dass der Prof. sich sehr nett mir gegenueber verhalten hatte. Er lud Patrick und mich (die mongolische Maedels hatten noch eine andere Verabredung) zum Kuchen und Kaffee ein und unterhielt sich mit uns, trotz eines vollen Terminkalenders etwa eine 3/4 Stunde. Ein wirklich sehr sympatischer Mensch und schwer in Ordnung.
Nach dem Kuchen gingen Patrick und ich nur kurz in ein Internetcafe, da Patrick die Adresse seines Hostels in Peking in Erfahrung bingen wollte und es auch noch in chinesischen Schriftzeichen geschrieben haben wollte, um das dem Taxifahrer zu zeigen. Wir haben nach laengerer Suche tatsaechlich die Schriftzeichen fuer die Adresse gefunden, aber einfach war es nicht. Da der Laden keinen Drucker hatte, habe ich die Zeichen fuer ihn, und spaeter auch fuer mich, abgeschrieben.
Dann begaben wir uns in ein chinesisches Restaurant, wo wir eine sehr nette Bedienung hatten, die sogar ein nettes Englisch sprach. Wir wren natuerlichdie Attraktion des Saals. Ueberhaupt sind in Hohot wenige Auslaender unterwegs. Und so wird man immer angestarrt. Doch daran muss man sich gewoehnen und zurueck laecheln. Auch hier im Internetcafe, bin ich eine Raritaet. Da hintermir die Glasscheibe zum Eingangsbereich ist, schauen mir alle ueber die Schulter, um zu sehen, was ich da mache. Da sie sowieso kein Deutsch verstehen, ist mir das Wurscht! Sollen sie sich nur wundern, wie das blonde Maedel WORD gefunden hatte, wo doch das Personal nicht mal dovon wusste, dass es existiert und alle Ordner auf Chinesisch beschriftet sind. Tja, blond ist nicht gleich bloed! Naja, manchmal jedenfalls, denn zum Umstellen auf das schreiben in lateinischen Buchstaben brauchte ich doch Hil;fe und da habe ich mir einem aus dem Publikum hinter mir gegriffen. Gott, der war begeistert... Mit hochroten Kopf und Ratlosigkeit in den Augen ist er um die Glasscheibe gekommen. Doch obwohl er kein Englisch sprach, hat er schnell verstanden worum es mir geht und mir sofort geholfen. Ja, die Menschen hier sind nett!
Nach dem Essen verabschiedete ich Ptrick, da er kurze Zeit spaeter nach Peking mit dem Zug aufbrechen sollte und ich begab mich auf einen Streifzug durch die Stadt.
Hohot ist so anders verglichen mit UB, aber es ist wie eine typische chinesische Grossstadt (hat immerhin 1,2 Mio Einwohner). Grell erleuchtete Fassaden der Haeuser, Reklame wohin man schaut und alles am blinken und leuchten. Menschen ueberall und alle schaeun einen neugierig an. In UB habe ich nicht so ein Aufsehen erregt wie hier. Ich habe aber auch ausser Patrick erst zwei Auslaender gesehen.
Ich wollte ja noch etwas zu den Internetcafes erzaehlen. Nun bin ich in einem, in dem es ungefaehr an die 300 Computer gibt - und vor jeder Kiste sitzt einer! Und das sind nur die unteren Preiskategorien. Es gibt noch die guten und die VIP-Computer. Der Preis ist nach der Art der Sitzgelegenheit und der Ausstattung des Computers gestaffelt.
Doch die Computer in den unteren Kategorien haben alle einen grossen Flachbildschirm, Kopfhoerer, Kamera und alle moeglischen Spiele installiert. Die Ausstattung ist besser als bei meinem Peter. Und hier habe ich auch eine schoene Tastatur, die weder klemmt, noch klebt, noch sonst irgendwelche Wehwehchen hat. Nur die Lehnen des ansonsten sehr bequemen Sessel kratzen die Ellenbogen auf, wenn man diese bewegt beim Tippen. Also versuche ich die Bewegungungen der Arme so weit wie moeglich zu reduzieren, was zu Tippfehlern fuehren kann. (Ihr merkt schon: An den Tippfehlern sind immer die anderen Schuld!)
In diesem Cafe sind meist nur Jugendliche, schaetze ich auf 14 bis 25 Jahre, die alle irgendwelche Spiele spielen. Die meisten rauchen beinah ununterbrochen. Zu trinken hat kaum einer vor sich stehen. Die meisten sind Jungs aber auch Maedchen sind nicht wirklich unterrepraesentiert. Z.B. das Maedchen neben mir spielt gerade Autorennen mit einem niedlichen blauen Anime als Fahrer. Gespielt werden sonst Ballerspiele, Strategiespiele, Autorennen und Tanzspiele, bei denen man die Pfeiltasten in vorgegebener Reihenfolge druecken muss.
Viele Chatten aber auch, wobei die Kamera ein Bild an dem anderen verschickt und man selber von den anderem auch ein Bild empfaengt. Also sitzt der andere wohl auch im Cafe.
Ich werde bald ins Hotel aufbrechen, da mein Zug morgen schon um 8.00 Uhr geht und ich wahrscheinlich am Nachmittag von Edward in Chifeng abgeholt werde. Mal sehen, ob ich das richtige Chifeng als Ziel angegeben habe...
Ich melde mich hoffentlich bald.
Bin nun jetzt in Chifeng. Und was soll ich sagen, alles kam mal wieder anders als erwartet. Aber daran sollte man so langsam gewöhnt sein.
Zu erst kam die Zugfahrt. Ich habe bei der Schaffnerin, wann ich denn in Chifeng ankommen und sie hat geantwortet 4:40 Uhr. Da ich aber um 8 Uhr morgens starte, ging ich eigentlich nicht davon aus, dass sie damit 20,5 Std. Fahrt im Sinn hatte, sondern die 8 Std., die ich schon etwa angenommen hatte. Tja, ich habe das auch Edward geschrieben, der mich am Bahnhof abholen sollte und ging schwer davon aus, dass dies nun stimmen würde, aber wie gesagt, weit gefehlt. Doch die Aufklärung kam später - viel später - etwa erst um 16.30 Uhr, als der Zug irgendwie nicht langsamer wurde und auch mein Abteilnachbar mir mitteilte, dass noch die Nacht anbrechen müsste, bevor wir hier rauskommen. Tja, da hieß es nun weiter warten, liegen, lesen und hoffen, dass man pünktlich ankommt. Ich habe das Edward mitgeteilt und mich etwa zwanzig mal dafür entschuldigt, dass er mich nun um 4.40 Uhr in der Nacht abholen muss, aber er hat das mit der Gelassenheit, die Chinesen nun mal an den Tag legen hingenommen und sich nicht weiter daran gestört, jedenfalls nicht äußerlich.
Mein Abteilnachbar ist eine Klasse für sich. Der Mann war 42 Jahre alt, hatte eine Glatze, die er mit diesen jecken kleinen Strähnen über die Platte hinweg verdecken wollte und sprach kein Wort Englisch, aber er war wie jeder, den ich bisher getroffen habe, sehr mitteilungsbedürftig und so habe ich wirklich mein Bestes versucht, dass der Mann zu seinem Recht auf eine Unterhaltung kommt. Er hat mir von seinem Sohnemann erzählt, der gerade das Studium in Hohot angefangen hat. Und ich habe versucht ihm etwas über Deutschland zu erzählen. Insgesamt verlief das Gespräch sehr lustig und ich habe mir so etwas die Zeit vertreiben können, wenn ich gerade mal nicht aus dem Fenster gesehen oder gelesen habe.
Und was ich aus dem Fenster gesehen habe: BADALING... Man kann es nicht glauben - naja, ich wenigstens nicht! Den Ort, zu dem ich verzweifelt versucht habe bei der letzten Reise anzukommen... Der Ort, wo man einen Teil der Chinesischen Mauer sehen kann und ich fahre zufällig dran vorbei und zufällig zu diesem Zeitpunkt schaue ich auch aus dem Fenster... Naja, dann habe ich auch mal durch das Fenster das Mäuerchen fotografiert. Denn noch mal schaffe ich es bestimmt wieder nicht dorthin zu kommen. Ich kenne mich da ganz gut.
Teil der chinesischen Mauer bei Badaling
Und dann hat unser Zug noch einen kurzen Zwischenstopp in Peking gehabt. Erst da habe ich verstanden, wieso die Fahrt so lange gedauert hat - wir haben etwa 600 km Umweg gemacht.
Mein Abteilnachbar hat mich die ganze Fahrt über mit Essen versorgt. Wahrscheinlich war das wirklich nur eine nette Geste seinerseits, aber für mich war das wirklich gut, da ich mich ja nicht auf eine so lange Fahrt vorbereitet hatte. Also habe ich von ihm einen Apfel, der nach saftiger, aber knackiger Birne schmeckte angenommen und Äpfel, die nur wenig größer als Kirschen waren. Was man nicht so alles in China hat...
Als ich in Chifeng angekommen bin, hat Edward schon auf mich gewartet. Sehr nett von ihm, dass er so früh meinetwegen aufgestanden ist. Wir sind zu dem Hotel gefahren, wo auch sein Büro ist. Und erst hat er mir angeboten mich noch etwas schlafen zu legen. Er ist in sein Büro gegangen, wahrscheinlich um zu schlafen, während ich mich in das Hotelbett, das normalerweise David benutzt hingelegt habe und noch zwei Stunden geschlafen habe. Nach dem Aufstehen habe ich geduscht und dann sind wir zusammen zum Frühstück gefahren. Es gab das erste mal wieder chinesisches Frühstück. Und was soll ich sagen: Es war wieder gut!
Nach dem Frühstück sind wir in einen Park aufgebrochen: den Hongshan-Park. Die erste Station, die wir uns dort anschauen wollten, war eine Art Kloster. Wir hatten Glück, denn an gerade diesem Tag sollte eine besondere Gebetsstunde stattfinden, zu der extra zwei Mönche von weiter her angereist sind. Eigentlich hätte die Zeremonie etwa 15 Minuten später stattfinden sollen, aber die Leute halten es nicht so mit der Pünktlichkeit... 75 Minuten später fing die Zeremonie erst an. Ich wollte eigentlich wirklich daran teil nehmen, doch während der Wartezeit ereigneten sich Begebenheiten, die ich hatte nicht vorher sehen können.
Eine Gruppe von Mädchen saß etwas weiter weg von der Stelle, wo Edward und ich auf den Beginn warteten. Das eine mutige, Haiyan, winkte mir auf ein mal zu und ich winkte zurück - so langsam habe ich mich an meinen Status als Außerirdische gewöhnt. Da begann das Mädchen heftiger zu winken und ich winkte wieder zurück. Das Mädchen fasste auf einmal den Mut und stand auf um auf mich zuzugehen. Die anderen Mädchen wollten sie zunächst aufhalten, doch als sie sahen, dass ich lächelte, kamen sie auch mit. Sie wollten sich unbedingt mit mir unterhalten und dann noch Fotos mit mir machen. Das erste konnte ich ihnen nicht erfüllen, aber Edward übersetzte tapfer. Das zweite war einfacher. Sie stellten sich neben mich und fotografierten sich gegenseitig mit ihren Handykameras.
Dann wollten sie unbedingt, dass ich mit ihnen mitkomme, doch eigentlich wollte ich ja an der Zeremonie teilnehmen. Sie gingen weg. Ein anderes Ehepaar mit einem beinah erwachsenen Sohn, den sie gerade aufs College gebracht haben, kam vorbei und wollte sich auf mit mir fotografieren lassen. Sprechen konnten wir wieder nicht, da der Sohn zu schüchtern war, um sein Englisch an mit auszuprobieren. Nur wenige Worte konnte ich ihm entlocken.
Kurze Zeit später kamen die Mädchen wieder. Und weil der Sohn sich jeder Unterhaltung mit mir verweigerte, ging ich zu den Mädchen. Sie bemühten sich nun rege mit mir Englisch zu sprechen. Es war wirklich lustig! Als ich ihnen meine Handynr. Gab, waren sie außer sich vor Freude und gaben sie auch an andere Mädchen weiter, die nun dazu kamen.
Die Zeremonie sollte beginnen. Ich stellte mich mit den Mädchen etwas weiter nach hinten. Uns wurden Räucherstäbchen in die Hand gedrückt, die wir kurze Zeit später vor die Guanyin-Figur in eine Schale stecken sollten. Das haben die Mädchen und ich noch mitgemacht, aber dann baten sie mich mit ihnen in den Schatten zu gehen. Da es wirklich heiß war, dachte ich mir, dass es gar nicht mal so eine schlechte Idee sei und ging mit ihnen.
Im Schatten unterhielten wir uns und dann sangen wir und dann lachten wir und es war wirklich schön. Die Mädchen waren in dem Alter zwischen 16 und 19, doch alle benahmen sich etwas kindlicher, als ich es für dieses Alter erwartet hätte.
Ich schielte immer wieder zu der Zeremonie, an der Edward noch immer teilnahm, doch diese dauerte insgesamt eine Stunde.
Nach dem Ende der Zeremonie kam Edward zu uns und übersetzte wieder für die Mädchen. Diese wollten mich einladen, auch zu sich nach Hause, aber vor allem, dass ich an ihrem Schulausflug weiterhin teilnehme. Wir fuhren daraufhin zu der Lehrerin, die eigentlich eine Studentin ist und vielleicht jünger als ich ist. (Nach ihrem Alter habe ich nicht gefragt, obwohl das in China durchaus keine unangebrachte Frage ist. - Doch die deutschen Wurzeln haben sich durchgesetzt!)
Die Lehrerin, Rosemary, hat zugestimmt und Edward war froh, dass er nun für mich nicht mehr den Babysitter spielen musste, sondern sich wieder seiner Arbeit widmen konnte, und die Mädchen nun die Verantwortung für mich trugen.
Insgesamt waren etwa 14 Mädchen auf dem Ausflug, aber 4 von ihnen haben sich total abgekapselt und manche trauten sich gar nicht auf mich zuzugehen. Doch einige Mädchen ließen mich keine Sekunde allein. Sie versuchten sich in ihrem Englisch und Honey konnte es noch am besten, auch wenn nicht wirklich gut und so einige mal musste die Zeichensprache herhalten, aber wir haben es immer wieder geschafft.
Mit dem Mädchen bin ich später noch in einen Park, der etwas heruntergekommen war. Ich meine hiermit nicht die Grünflächen, die wirklich noch in Ordnung gehalten wurden, aber eher die Klettergerüste, die übers Wasser gingen. An so einen heißen Tag, wie heute, hätte ich eigentlich mit Freude so ein Gerüst überstiegen, auch wenn das hieße, dass die Chance nicht ins Wasser zu fallen etwa bei 0% liegt, doch das Wasser in dem man gelandet wäre, war eklig grün und abgestanden, in so etwas würde ich nicht mal meinen kleinen Zeh tunken wollen. Die Mädchen währenddessen haben an manchen Glückspielen mitgemacht. Und oft nicht das gewonnen, was sie eigentlich haben wollten. Wir haben auch super niedliche Hundewelpen gesehen, die in viel zu kleinen Käfigen gehalten wurden. Ich fand den Anblick so bedrückend, dass ich schon ernsthaft in Erwägung gezogen habe, alle zu kaufen. Doch was hätte ich mit ihnen anfangen können. Ich kann schließlich nicht mit 10 Welpen um die Welt reisen. Also mussten die Süßen bei der bösen Besitzerin bleiben, die eigentlich gar nicht weiß, was sie mit ihnen anfangen soll.
Meine Mädels in Chifeng, Innere Mongolei (hier im Hongshan Park)
Nach dem Park fuhren wir mit dem Bus, zunächst ins Zentrum der alten Stadt von Chifeng und dann ins Zentrum der neuen Stadt. Prächtige Bauten, die alle in den letzten paar Jahren entstanden sind schmücken hier die breiten und gutausgebauten Straßen. Und wenn ich hier so die leeren, breiten, ebenen Straßen mir anschaue, dann bedaure ich so richtig, dass es hier ein Tempolimit von 40 km/h gibt. Gott, ich würde hier so gerne aufs Gaspedal drücken. Aber leider halten sich alle an das Limit, denn eine Übertretung wird mit 200 Yuan und 3 Strafpunkten (in Flensburg) geahndet. Und auch die Chinesen haben nur 12 Punkte, die sie aufbrauchen können, bevor der Führerschein weg ist.
Die meisten Häuser, die hier in dem neuen Teil der Stadt stehen, sind noch leer. Die Mieten sind noch den meisten zu hoch. Aber ich denke, dass der Komfort in den Häusern hier sich sehen lassen kann. Auch wenn die Blocks (auch wenn schön gestaltet) viel zu nah an einander stehen.
Haiyan und Rosemary brachten mich bis ins Edwards Büro, wo ich gerade sitze und tippe, da Edward leider noch keine Ahnung hat, welche Aufgabe er mir auftragen soll. Oj, die Chinesen... aber was soll man da machen. Noch werde ich mich noch nicht so aufdrängen. Morgen dafür, wenn wir aufs Land fahren, um uns das Betätigungsfeld der Firma anzusehen, werde ich ihn belabbern, dass er mir nun endlich etwas zu tun geben soll.
Und wieder habe ich mich lange nicht gemeldet, aber ich war mal wieder auf dem Land und hatte keinen Zugang zum Internet gefunden oder auch gesucht.
Gestern früh sind wir früh aufgestanden, da Edward und ich aufs Land gefahren sind. Er wollte mir etwas vom Land zeigen, während er dann weiter fahren wird zu der Stelle an der zurzeit Probebohrungen statt finden. Ursprünglich war der Plan, dass er mich zu einem See fährt, ich da bleibe und abends mit dem Bus zurückfahre, während er ohne mich fährt, doch das hat David zum Glück nicht zugelassen.
Kamele in der Inneren Mongolei
Als erstes sind Edward und ich Richtung Dali See gefahren. Das ist ein großer Salzwassersee mitten in der Inneren Mongolei, etwa 300 km weit von Chifeng. Dementsprechend hat die Fahrt etwas länger gedauert. Edward ist ziemlich schnell gefahren, aber die Straßen gaben das auch her. Sie sind hier, wenn sie ausgebaut sind, in ziemlich guten Zustand, wenn auch an manchen Stellen ziemlich eng, so dass wenn zwei Autos passieren müssen, dann müssen beide an die Seite fahren und ein Stück über unbefestigten Weg fahren. Aber an sich schon sehr gut - kein Vergleich mit dem was sie in der Mongolei Straße nennen.
Wir konnten den See schon sehen, doch dann haben wir eine falsche Abzweigung genommen und sind übers Land und Sand gefahren, quer durch irgendwessen Felder und wir mussten so einige Zäune öffnen, um weiter durchkommen zu müssen. Sehr seltsam das ganze, aber spannend.
Dali See (Dalai Nuur)
Dann kamen wir in einer kleinen Stadt an, wo wir essen wollten. Im Restaurant haben zwei chinesische Touristinnen (Mutter und Tochter) Edward angesprochen. Irgendwann mal wurden sie mir als neue Freunde vorgestellt und mir wurde gesagt, dass nachdem wir zusammen zum See gefahren sind, ich mit den beiden Frauen die Nacht in dem Dorf verbringen soll und am nächsten Morgen mit dem Bus nach Chifeng fahren werde, während Edward weiter zu der Arbeitsstelle fahren wird. Ich war nicht besonders begeistert: erstens mag ich es gar nicht abgeschoben zu werden - obwohl ich Edward durchaus verstehen kann, dass er nicht weiter den Babysitter für mich spielen möchte, zweitens suche ich mir die Leute, die mir helfen sollen, lieber selber, da ich die so besser einschätzen kann und drittens wollte ich eigentlich das Werken der Firma sehen und nicht hier bloß Touri sein.
Doch zum Glück rief kurze Zeit später David an! Jahu! Ich habe ihm erzählt, dass ich Arbeit vermisse. David sagte mir, dass meine Arbeit es sein wird, mir ganz China anzuschauen und viel zu reisen. Ich war wenig begeistert, denn dazu bin ich eigentlich nicht nach Chifeng gekommen. David hat dann auch kurz mit Edward gesprochen. Er klang nicht begeistert, aber ich war es ja schließlich auch nicht, da ich gerade überlegte, ob ich nicht nach meiner Ankunft in Chifeng die Sachen packen und nach Shanghai fahren sollte, um mir dort noch schnell eine Arbeit zu suchen, da ich irgendwie 6 Wochen Praktikum machen muss, damit es angerechnet werden kann.
Die beiden Frauen und ich fuhren nach dem Essen los. Ich kam mir einer den Umständen entsprechenden Laune an dem See an.
Ich am See
Und leider konnte ich den Ausblick, der sich mir da bot nicht so wirklich genießen. Obwohl er es wirklich verdient hätte bewundert zu werden, denn es war dort wirklich wunderschön.
Dali See mit Suedseeflair
Wir fuhren dann zu einem Park, der wirklich herrlich aufgebaut war - über Stege konnte man zum Strand gelangen, da sich unter ihnen Wasser befand, in dem Schilf und andere Pflanzen wuchsen.
Wir blieben dort etwa eine halbe Stunde. Und als wir wieder in das Auto stiegen, meinte Edward auf einmal, dass ich doch nicht mit den Frauen fahren werde, sondern mit ihm zu dem Arbeitsplatz fahren soll.
Ich war zunächst überrascht, aber sehr positiv und sehr glücklich darüber. Er sagte mir dann, dass er sich nicht sicher war, ob das Hotel auf dem Land meinem Standard entsprechen würde. Oh, mein Gott! - Ich schlief auf dem Jurtenboden mit scheißenden Ziegen und Schafen in 5 Meter Entfernung und auch bei meiner Mutter auf dem Küchenboden, im Stehen im Zug und im Gehen habe ich auch schon fertig gebracht und er meint, dass ich kein Hotel aushalten werde?!?! Solange da das Getier in Söldnerscharen nicht die Wände hoch krabbelt bin ich da so ziemlich unempfindlich. Nur etwas sauer war ich schon, weil ich absolut nichts zum Wechseln mitgenommen habe. Naja, da muss ich dann auch durch.
Wir fuhren also weiter 120 km zu der Arbeitsstele, immer weiter ins Landesinnere. Die Landschaft war wirklich herrlich.
Am Ort des Geschehens musste Edward zu erst zum Amt. Den Grund hat er mir nicht genannt, wie auch sonst ist dieser Mensch wenig gesprächsbereit, jedenfalls wenn das Gespräch auf Englisch stattfinden soll.
Danach fuhren wir weiter in die Berge hinein, wo ich dann kurz die zukünftige Bohrstelle gesehen habe. Die Arbeiter waren gerade dabei per Manneskraft eine tonnenschwere Turbine an Ort und Stelle zu bringen. Natürlich haben mich alle angesehen, als ob ich vom anderen Stern kommen würde. Sehr seltsam... Schon nach zwei Minuten fuhren wir weg. Für einen Ort an dem es Probleme geben sollte, sind wir ziemlich kurz verblieben, aber da wusste ich auch noch nicht, was das für ein Problem sein sollte. (Ein Mongole aus der Umgebung stört die Arbeiten, weil dieser noch nicht bestochen wurde.)
Wir fuhren dann in die kleine Ortschaft, in dem die Firma ein Bürogebäude (eine Baracke) gemietet hat und die Wissenschaftler dort wohnen und arbeiten. Ich habe mich mit den Leuten dort bekannt gemacht und dann die erste Hälfte der Frauen-Fußballweltmeisterschaft gesehen, die zurzeit in China ausgetragen wird. In dieser Zeit konnte ich mich mit dem örtlichen hygienischen Stätten bekannt machen... Also was soll ich sagen??? Wenn das ganze Dorf das eine Häuschen aufsucht um sich zu erleichtern und das Ding auch noch ein Plumpsklo der aller schickten Sorte ist... In paar Betonplatten wurden große Löcher gebohrt, unter ihnen eine Grube ausgehoben und drauf ein Häuschen mit Gucklöchern, um etwas Licht zu haben, gesetzt. Und alles wir in diese Löcher geschmissen. Und ganz ehrlich, ihr wollt nicht wissen, was ich dort gesehen habe... Fragt lieber nicht! Es könnte schlecht enden. Doch da musste ich nun durch und ich habe es sogar ohne den ganz großen Ekel überstanden. (Selbst mitten in der dunklen Nacht, nur mit einer kleinen Taschenlampe bewaffnet, um mir den Weg zum Häuschen zu leuchten.)
Nach der ersten Halbzeit wurde es mir etwas blöd und ich beschloss etwas spazieren zu gehen. Edward meinte zwar, dass es bald Essen geben würde, aber die Vorbereitungen dafür waren noch nicht mal wirklich in Gedanken gefasst.
Also ging ich raus und kam nicht weit, denn ich wurde sofort von zwei Männer, die auf einem Motorrad ankamen aufgehalten. Und ich begrüßte sie auch Mongolisch, da mir der eine von ihnen nach einem Mongolen aussah. Und was soll ich sagen: Die Begeisterung war groß! Genauso wie die Enttäuschung, dass ich nur so wenig sprechen konnte. Die Leute benutzten auch einen anderen Dialekt, als den den ich in der Uni lerne, doch einiges konnte ich mir dann doch herleiten. Ich habe einige Fragen brav beantwortet und bald schon kamen die Leute in Scharen. Aus den Häusern kamen sie her und fragten mich aus. An ein Weitergehen war gar nicht mehr zu denken.
In dem innermongolischen Dorf (Klein zu erkennen, die beiden Männer auf dem Motorrad, die später sich mit mir unterhalten haben und so das Dorf auf mich aufmerksam gemacht haben.)
Es kamen auch zwei Frauen mit ihren je einem Kind und fragten mich aus. Ich versuchte alles auf Mongolisch zu sagen und nur wenig Chinesische zu benutzen, da ich hoffte so paar Sympathiepunkte zu bekommen. Das kleine Mädchen das dabei war, 8 Jahre alt, fing dann auch mit paar Worten Englisch an und ich fand sie auf Anhieb sympathisch. Und was soll ich sagen, die Sympathie bekam ich auch entgegen gebracht, denn die Frauen luden mich zu sich nach Hause ein. Sie gaben mir Milchtee, in den sie getrockneten Quark und irgendwelche Körner reingaben, sowie auch ziemlich viel Zucker. Es war super lecker, doch gerade in diesem Augenblick rief Edward an, ich sollte wieder zurück, da das Essen fertig sei. Ich musste mich von der Familie verabschieden, doch sie versicherten mir, dass ihre Tür mir immer offen stehe. Ich fand es so rührend. Ich habe mich etwa 100 mal bei ihnen bedankt und mich entschuldigt, dass ich nun gehen muss.
Obwohl ich mich wenig mit ihnen unterhalten konnte, da die Sprache und die Zeit fehlte fand ich die Leute sehr sympathisch und wäre gerne wieder gekommen mit wenigstens einem kleinen Geschenk in der Hand, aber dazu hatte ich keine Gelegenheit mehr.
Als ich wieder bei Edward in der Baracke angekommen bin, haben die fünf Männer schon gegessen und getrunken. Auch mir wollten sie das harte Zeug andrehen, das sie Wein nannten. Seit wann hat Wein 50%? Ich habe dankend abgelehnt, aber dem Bier habe ich nicht entsagt. Das war dann auch das Urteil schlecht hin für mich, denn nun musste ich mit jedem anstoßen und mein Glas leer trinken, während die an ihrem "Wein" nur nippten. Doch zum Glück sind die Trinkgläser hier nicht groß etwa 100ml. So dass das Exen etwas leichter fiel. Aber ein Liter Bier war ziemlich schnell weg auf diese Weise.
Aber das Vorurteil, dass man am einfachsten Männerfreundschaften mit Alkohol schließen kann, stimmt. Je mehr ich getrunken habe und mit jedem zugeprostet habe, desto gelöster waren die Männer. Mir war es gleich - solange ich noch nicht auf dem Boden liege. Und noch etwas löste deren Vorurteile gegen mich auf: Ich konnte mit Stäbchen essen und MahJongg spielen. - Das brachte dann so richtig das Eis zum Schmelzen.
Obwohl ich eigentlich in ein Hotel einquartiert werde sollten, hieß es auf einmal, ich soll in einem der Zimmer schlafen, die nicht besetzt waren. Das Zimmer war sauber, aber leider ohne Licht. Dem wurde jedoch bald Abhilfe geschaffen. Zunächst mit einer einfachen kleinen Glühbirne, doch schon kurz darauf kam eine große helle daher und ich konnte ohne Probleme im Bett lesen, während die Männer sich unterhielten. Soviel ich mitbekommen habe, wurde kein MahJongg gespielt.
Ich wachte am nächsten Morgen um 6.00 Uhr auf - stolz auf mich, dass ich nicht der Grund sein werde, weshalb die Männer nicht pünktlich zur Arbeit können. Ich machte mich fertig so gut ich konnte und dann ging ich etwas draußen spazieren. Leider war es sehr regnerisch, so dass ich nicht lange draußen bleiben konnte, und auch wollte ich nicht den Hof verlassen, da sich sonst Edward nur Sorgen machen würde, wo ich denn bleibe.
Edward schlief etwa bis 7 Uhr, bis man ihn weckte, weil ich unschlüssig mich im Gang herum trieb.
Ich wurde zum Frühstück gerufen, das wir zusammen einnahmen, danach fuhren Edward und ich auch schon wieder weg in die Kreisstadt: KeQi, wo sich Edward über den Störenfried beschweren wollte.
Danach fuhren wir nach LinXi, wo wir den Bürgermeister zum Essen ausführten. Und weil Edward als Fahrer nichts trinken wollte, musste ich für das Grobe herhalten und einen Liter Bier um 11.30 Uhr innerhalb kürzester Zeit austrinken, damit der Bürgermeister Gesellschaft beim Trinken hat. Gott sei gedankt für meine polnischen Gene!
Nach dem Essen/Trinken fuhren wir in en kleines Dorf, wo Edward noch etwas abliefern musste, und dann wieder zurück nach Chifeng.
Dort angekommen hat mir die Sekretärin hier einen Pulli als Geschenk gegeben. Super schön, wahrscheinlich ist sogar Cashmir mit eingearbeitet. Ich habe mich so richtig geschämt, dass ich ihr vorher nur Süßigkeiten aus Deutschland übergeben habe, aber wenigstens habe ich das davor getan (also zwei Tage vorher). Später mit paar ollen Gummibärchen anzukommen wäre echt beschämend!
In der Inneren Mongolei wird so ziemlich alles in zwei Sprachen beschriftet
(Hier ist die mongolische Schrift über den chinesischen Zeichen zu sehen)
Dann fuhr mich Edward zur Schule, wo meine Mädchen mich schon sehnlichst erwartet haben. Zwei Stunden verbrachte ich in ihrer Klasse. Alle möglichen Schüler, die von draußen mich gesehen haben, wollten ein Foto mit mir haben und ich kam kaum dazu etwas mit dem Mädels zu sprechen. Die Lehrerinnen überließen mir vollkommen ihren Unterricht und ich konnte beinah alles machen, was ich wollte. Also sprach ich etwas mit den Mädchen. (Seltsamerweise habe ich während der ganzen Zeit nur drei Jungen gesehen, und das bei 40 Mädchen.)
Zuerst war das noch ganz okay mit ihnen paar Vokabeln zu üben, doch dann sollte ich singen. Oh, mein Gott - ich sang. Und nicht zu glauben!!! - sie wollten noch mehr. Doch dann sangen sie für mich und dann tanzten sie sogar. Einfach klasse. Es haben sich in Laufe der Zeit immer mehr Lehrerinnen angesammelt, unter ihnen auch die Englisch-Lehrerin, die wirklich schön Englisch sprach.
In der Schule in Chifeng, Innere Mongolei
Die Zeit, die ich dort in der Schule verbracht habe, gehört zu den seltsamsten Begebenheiten, die ich hier hatte. Aber es war super! Die Mädels wollten mir in allem recht machen und selbst die Lehrerin übergab mir ihren Teetrinkbecher.
Doch ich glaube, dass das ein ziemlich chaotischer Haufen ist - nix da mit Disziplin! Als die Lehrerin irgendwelche Hefte, wahrscheinlich korrigierte Arbeiten brachte, setzte ich mich nach hinten, um den Unterricht nicht zu stören, doch das half nicht. Immer wieder kamen Mädchen an, die von mir irgendetwas in ihr Heft geschrieben haben wollten. Und auf einmal sprach die Lehrerin mit Haiyan, die dann an meiner Seite stand und mir gebot aufzustehen und mit ihr nach Hause zu gehen. Die anderen blieben zum Unterricht. Echt seltsam!
Haiyan brachte mich zunächst in eine Einkaufsstr., in der wir viele kleine Fotos von uns machten, wie sie in Asien so beliebt sind. Dann wurden wir von Edward abgeholt, obwohl ich ihm wirklich nicht zu Last fallen wollte und mit dem Bus zum Hotel fahren wollte. Das hatte ich ihm zwar auch am Telefon gesagt, aber als er dann mit Haiyan sprach, wurde das dann doch anders entschieden.
Aber dafür wurden wir von Edward noch zum Essen ausgeführt.
Nach dem Essen fuhren wir ins Hotel zurück, wo ich seit drei Stunden diese Mail schreibe und währenddessen mit dem sehr langsamen Internetcomputer kämpfe und die angefallenen E-Mails beantworte. Das hat mich eigentlich mehr als die Hälfte der Zeit gekostet und vielleicht klingt diese Mail etwas abgehackt.
Die letzten Tage waren verrückt irgendwie aber auch schön, auch wenn ich immer noch nicht weiß, ob ich einen Job hier habe oder nicht. Morgen muss ich mit David telefonieren und ihm sagen, wie wichtig das ist. Denn sonst muss ich nun doch früher nach Shanghai und das beste hoffen.
Heute war ein seltsamer Tag..
Gestern Abend habe ich an Edward noch erzwungen, dass ich im Buero schlafe, da er total erschoepft aussah und ich mich irgendwie echt mies dabei fuehlte, ihn aus seinem Bett zu werfen. Es ist ja nicht so, dass es in dem Hotelzimmer nur ein Bett gibt, aber er weigert sich, bzw. will es erst gar nicht in Betracht ziehen, mit mir in einem Zimmer zu schlafen. Er denkt wahrscheinlich, dass es irgentwie mein Schamgefuehl verletzten wuerde. - Jetzt nicht alle aufschreien: Du hast doch eh keins, denn das stimmt nicht! Aber ich finde nichts Schlimmes dran mit einem Mann in einem Zimmer zu schlafen, sogar in manchen Jugendherbergen ist das Gang und Gaebe. Naja, was soll es! Ich konnte so lange die Mails beantworten, die ich bekommen habe - an dieser Stelle danke an alle, die an mich denken!
Gegen Mitternacht bin ich dann schlafen gegangen. Auf dem Fussboden im Buero. Ich hatte es eigentlich ziemlich gemütlich und konnte sogar recht lang noch Musik hören.
Ich habe mir den Wecker auf kurz nach 7 Uhr gestellt, da ich ungern von der Sekretärin überrascht werden wollte. Kommt nicht gut, wenn sie herausfindet, dass Edward mich auf dem Boden schlafen lässt. Und außerdem wollte er früh am Morgen nach Beijing fahren. Gegen 7.20 Uhr habe ich an der Hoteltür geklopft (habe ich eigentlich erwähnt, dass das Büro gleich gegenüber dem Hotelzimmer ist?!?!). Edward hatte noch geschlafen und hat sich auch gleich wieder ins Bett gelegt. Was mich veranlasst hat, mich auf das andere Bett zu legen. Er hatte den Fernseher eingeschaltet, so sah ich mir die Nachrichten an, während er wieder eingepennt ist. Nach 8 Uhr gedachte er aufzustehen. Wir sind dann also zum Frühstück gefahren und danach ist er nach Beijing aufgebrochen.
Ich habe mich zuerst mal geduscht, da ich das nach zwei Tagen so richtig vermisst habe und dann habe ich mich an die Wäsche gemacht, da so ziemlich alles nun getragen ist. Die nächsten zwei Stunden habe ich mit dem Dreck und dem Abflussverschluss gekämpft. Der Abflussverschluss war schwieriger. Dieses Ding - so ein Ding, das in den Abfluss eingebaut ist um man es drehen muss, wenn man im Waschbecken das Wasser anstauen möchte - hat mich wahnsinnig gemacht! Wenn ich es dicht haben wollte, hat es sich einfach so geöffnet und als ich dann das Wasser ablaufen lassen wollte, klemmte es fürchterlich! Woher weiß das Ding denn, wie es mich am besten wahnsinnig machen kann!?!?!?! Zum Schluss hat es so richtig sein Können gezeigt und bewegte sich gar kein Stück mehr. Da half kein Drücke, Ziehen oder Anschreien! Ich musste eine der Hotelangestellten holen, da ich mir keinen Rat mehr wusste und hoffte, sie hätte einen Trick auf Lager. Den hatte sie: Sie nahm eine der Hotelzahnbürsten, die in den Hotelbadezimmern immer ausliegen und dreschte erst mal gekonnt auf den Verschluss drauf. So nach 30 gekonnten Schlägen hat das Ding endlich beschlossen wieder lieb zu sein! Ich freue mich schon auf die Wäsche morgen. - Aus Platzmangel konnte ich heute nur die Unterwäsche waschen, die T-Shirts kommen morgen dran! Juhaisa!
Nachdem ich da endlich fertig war, wollte ich mich eigentlich nur bei der Sekretärin abmelden und in die Stadt auf Erkundungstour gehen. Doch irgendwie kam alles anders als geplant. Die Sekretärin kam mit mir. Sie ließ sich es nicht ausreden, mich zu begleiten. Ich dachte am Anfang noch alles harmlos, sie liefert mich in der Stadt ab und dann gehe ich meine eigenen Wege, doch nix da. Ich hatte einen Babysitter, mit dem ich weder diskutieren noch verhandeln konnte, da mein Chinesisch leider dafür nicht ausreichte. Und so geschah es, dass ich in den nächsten drei Stunden mit ihr nach einer Handtasche suchte, da meine alte kaputt gegangen ist und ich mich mir meiner Laptoptasche auf Tour begeben musste. Ich wollte aber nicht mehr, dass die Leute diese als solche erkennen und womöglich noch denken, dass ich meinen Laptop dabei habe.
Wir besuchten auch eine Moschee, die hier in der Innenstadt steht. Ich habe diese zunächst nicht als solche erkannt, da sie in einem alten, traditionellen Gebäude, von denen es hier nicht viele gibt, untergebracht ist. Überrascht hat mich nur zunächst die arabische Inschrift auf den Dächerbalken und das hat mich stutzig gemacht und dann sah ich den Gebetsraum und schämte mich, dass ich nicht den nötigen Respekt den Leuten da angedeihen lassen habe. Normalerweise benehme ich mich in religiösen Einrichtungen nicht wie ein Tourist, der jedes Detail fotografiert und dafür auf alle möglichen Mäuerchen klettert. Doch da habe ich es gemacht. Was ich aber sofort eingestellt habe, als mir das Licht aufgegangen ist!
Neben dieser Moschee befindet sich ein kleines bisschen schäbiges Restaurant. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich nicht da rein gegangen, da ich zur Zeit es irgendwie mit dem Magen habe - irgendwas schlechtes gegessen. Doch da ich mit der Frau da war, bin ich ihr gefolgt - wie gesagt Diskussionen waren nicht möglich. Und dann hat sie mir ihren Mann vorgestellt, dem vielleicht sogar das Restaurant gehört. - Oh Gott, bin ich froh, dass ich nichts gesagt habe! Das wäre echt blöd geworden.
Die Leute dort haben mich alle angestarrt und die Küchenjungen haben sogar Fotos mit ihren Handys gemacht, als sie dachten, dass ich es nicht merke. (Übrigens das tun die Leute hier ständig.) Da mich die Frau schon einmal von Jungs, die den Mut gefasst haben und mich auf der Strasse angesprochen haben, was ich eigentlich sehr sympathisch finde, weggezerrt hatte, habe ich die Küchenjungen nicht aufgefordert zu mir zu kommen, um ein gemeinsames Foto zu machen. - Das tue ich hier nämlich auch. Wenn ich bemerke, dass ich heimlich fotografiert werde, dann rufe ich die Leute zu mir, die sich zunächst erschrecken und dann sehr widerwillig, aber neugierig, zu mir kommen und demütig das Foto zeigen, was sie von mir gemacht haben. Ich drücke, dann jemand anderen die Kamera in die Hand, stelle mich dann neben sie und lächle. Die sind dann überglücklich und ich froh, dass ich nicht mit einem total verpeilten Schnappschuss in irgendwelchen Fotoalben lande.
Nach dem Essen haben wir endlich eine Handtasche gefunden, die mir einigermaßen gefallen hat Ausschau gehalten und nicht allzu teuer war. Wäre ich alleine gewesen, dann hätte ich sofort nach solchen Läden, aber die Frau (Zhang Xiaomei) hat wohl angenommen, dass ich reich bin und mich in die Läden geschleppt, in denen eine Tasche 50 bis 100 Euro kostet! - Ja, bin ich denn Krösus! So viel bezahle ich nie im Leben! Für eine Fake-Tasche! Denn keiner kann mir erzählen, dass das nicht eine geschickte Kopie einer Tasche war, sondern Original. Nee, so blöd bin ich nicht. Jetzt habe ich eine Fake-POLO-Tasche, die auch nach Fake aussieht und sich auch so anfühlt. Trotzdem war sie mit etwa 14 Euro noch zu teuer, aber ich wollte endlich eine haben und ich glaube die Frau war schon ein wenig genervt, dass ich mich nie entscheiden konnte.
Dann fuhren wir wieder ins Hotel. Ich traute mich gar nicht mit meiner neuen Handtasche aus dem Zimmer, da ich dachte, dass die Frau sich wieder genötigt sieht, ihre Arbeit zu unterbrechen, um mit mir spazieren zu gehen. Deswegen blieb ich auf dem Zimmer, bis ich mir eigentlich sicher sein konnte, dass sie schon Feierabend gemacht hat. Ohne nachzusehen, bin ich wieder raus, habe alleine den Bus bestiegen und wieder in die Stadt gefahren. Dort habe ich Waschmittel und Weichspüler gefunden für meine morgige Wäsche und habe sogar Obst gekauft. Alles Sachen, die ich mich traue in Anwesenheit anderer zu kaufen, da die Leute mich nie dafür bezahlen lassen. Ich fühle mich schlecht dabei, wenn man für mich alles bezahlt. Ich weiß, dass sie das gut meinen und dass es so in China Brauch ist, dass der Reichere oder der Gastgeber alles bezahlt, doch wenn ich nicht mal mein Waschmittel selber bezahlen kann, frustriert mich das etwas.
Heute morgen habe ich wenigstens an Edward erzwungen sich von mir in ein wirklich teures Restaurant einladen zu lassen. Naja, noch belächelt er das, doch er wird schon merken, dass ich es ernst meine... Bis jetzt konnte ich nämlich noch keine meiner Mahlzeiten selber bezahlen. Und das nur weil ich eine gute Freundin vom Chef bin...
Seit paar Stunden bin ich schon zurück, habe meine selbstgekaufte Pomelo gegessen, Mails gelesen und beantwortet und dieses hier getippt. Alles total in Ruhe und ungestört. Ich kann hier in dieser Stadt nämlich leider nicht lange ausgehen, denn die meisten Geschäfte schließen schon um 18 Uhr. Und dann gehen hier auch schon die Lichter aus. Nur wirklich sehr wenige von Restaurants bleiben an. Zwar fühle ich mich hier nicht bedroht oder in Gefahr, wenn ich alleine durch die Strassen laufe, aber was soll ich denn außer Laufen denn machen, wenn alles zu hat. Ich kann ja schließlich nicht in jedem kleinen Restaurant einkehren und ne Nudelsuppe verzehren. Deswegen bin ich auch so früh wieder zu Hause und lasse im Büro die Sau raus. Die Musik laut aufgedreht tanze ich zwischen meinem Laptop und dem Internetcomputer hin und her. Jupp, so schön kann die Arbeit sein!
Ein sehr ruhiger Tag in Chifeng.
Kinders, Kinders... Es ist Samstagabend und ich bin nicht unterwegs... Ich weiß nicht, wann das zuletzt vorgekommen ist!
Edward ist gestern nach Beijing aufgebrochen und deswegen hatte er ja Haiyan gebeten sich um mich am Samstag und Sonntag zu kümmern - ja, er ist der Überzeugung, dass eine 28-jährige mit Auslandsreisenerfahrung noch einen Babysitter braucht! (Über das Alter wird in Zukunft nun geschwiegen!)
Also bin ich heute morgen um 8 Uhr aufgestanden und habe mich fertig gemacht, da ich angenommen habe, dass Haiyan etwa so gegen 9 oder 10 Uhr kommen würde. Ich wartete. Die erste Stunde dachte ich mich noch nichts dabei. Die zweite Stunde begann langweilig zu werden und auf lesen hatte ich eigentlich keinen Bock. Also ging ich über den Flur ins Büro, wo ich Musik aufgedreht habe und mich den Mails gewidmet habe. Nach eine Stunde, ich war extra langsam, war immer noch nichts von Haiyan zu sehen oder zu hören. Das Blöde ist, dass das Mädchen, wahrscheinlich das einzige in ganz China, kein Handy besitzt und somit weder für mich noch für Edward erreichbar ist. Also wartete ich brav weiter. Gefrühstückt habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da ich Haiyan nicht verpassen wollte, aber was auch gut war, da mein Bauch immer noch was gegen mich hat. Gegen 13 Uhr bin ich auf der Couch eingepennt - ungewollt! Als ich aufgewacht bin, hat es mir gereicht! Es war 14.30 Uhr und ich habe noch nicht wirklich was vom Tag gesehen. Ich habe Edward eine SMS geschrieben, ob er denn wisse, wann Haiyan ankommen wollte, doch die blieb die nächsten Minuten unbeantwortet - wahrscheinlich hatte der Kerl Arbeit, die ich immer noch nicht habe. Gott, was hätte ich in dieser Zeit alles übersetzen oder vorbereiten können...
Um 15 Uhr bin ich mit dem Bus aufgebrochen, in die Innenstadt. Mal wieder. Eigentlich wollte ich was anderes sehen, aber ich brauchte erst mal was zu Essen, das weder sauer, noch irgendwas seltsames enthielt, noch sonst irgendwie experimentierfreudig daher kam, also bin ich in den KFC. Okay, das ist teuer und auch nicht absolut lecker, aber an Pommes ist mein Magen eigentlich gewöhnt und Cola soll ja gegen jedes Wehwehchen helfen. (Nur mein OABWW weiß noch nicht davon.)
Nachdem Essen bin ich noch in einen Buchladen rein. Daran gewöhnt, dass ich sowieso angestarrt werde, habe ich zunächst das kleine Mädchen, dass mir zunächst mehr oder weniger unauffällig gefolgt ist, ignoriert. Doch irgendwann mal hat es mir gereicht. Ich bin absichtlich so gegangen, dass sie mir nicht folgen konnte. Ich konnte sie abhängen, doch irgendwann stand sie da und sagte: "Hello". Das gebietet mir schon die reine Höflichkeit, das nicht zu ignorieren, also antwortet ich ihr auch "Hello". Und dann sprach die kleine Englisch: "Where are you from?" Juhu, dachte ich mir, so was habe ich gesucht. Ich antwortet ihr, aber merkte bald, dass das einer der wenigen Sätze war, die sie sprechen konnte. Trotzdem gedachte ich mich ihrer Hilfe zu bedienen und fragte sie, wo denn die englischsprachigen Bücher seinen - natürlich auf Chinesisch. Sie nun im selben Irrglauben wie ich kurz vorher, dachte schon, dass ich Chinesisch sprechen kann und antwortet mir in dieser Sprache. Doch pfiffig hat sie schnell kapiert, das ich so etwas nur vortäusche. Sie erkundigte sich bei der Verkäuferin nach den Büchern und führte mich dann zum entsprechenden Regal. Und was soll ich sagen: nur Klassiker. Also alles nicht meins! Ich hatte keine Lust mit sieben den "Kleinen Prinzen" auf Polnisch weiter zu lesen, auf Deutsch hat er mich auch nicht interessiert, Französisch lese ich nicht und in Englisch werde ich ihn gar nicht erst versuchen! Goethes Gedichte waren sogar auf Deutsch zu haben und dann fanden sich auf Englisch: Jane Austin, the christmas stories, the man and the sea, the univisiable third und all sowas, was mich nicht wirklich interessierte. Da das Mädchen mir nicht von der Seite wich, unterhielten wir uns noch etwas und dann log ich, dass ich alle diese Bücher schon gelesen habe und ich sie deswegen nicht kaufen werde. Ich bedankte mich brav bei dem Mädchen für ihre Hilfe und ging weg. Ich habe wirklich gehofft, dass ich noch ein Buch fände, da ich nächste Woche wieder mit Edward unterwegs sein werde und da ist ein Buch überlebensnotwendig, da sich der Typ einfach darauf verlässt, dass ich mich selber beschäftigen kann. Dann beschloss ich nach Hause zu laufen. Der Weg, den der Bus nimmt, habe ich mir eigentlich gemerkt, was nicht wirklich eine Schwierigkeit ist, bei nur drei mal abbiegen und sonst nur geradeaus.
Ich lief aber natürlich einen anderen Weg, als den den der Bus immer nimmt, das wäre ja langweilig. Ich ging an vielen kleinen Geschäften vorbei. Und aus jedem starrten mich Leute an. Auch die Leute, die an mir vorbei liefen glotzten. Und die, die an mir vorbei fuhren, sahen auch immer wieder zu mir rüber, wobei diese noch am ehesten den Mut aufbrachten, mir aus dem vorbeifahrenden Auto "Hello" zu rufen. Klar hat man da weniger Angst, wenn man weiß, dass man nicht von der Fremden angesprochen wird. Ich rief aber brav "Hello" zurück. Doch die Leute an denen ich vorbei ging, starrten nur und dann unterhielten sie sich mit dem Nebenmann über mich - das konnte man an den ausgestreckten Fingern sehen und an der leiseren Tonlage, die sie anschlugen, ganz so als ob ich doch verstehen könnte. Ganz ehrlich nach einer Stunde hat mich das etwas genervt und so hatte ich mich in den Bus gesetzt und die letzten drei Stationen bin ich damit zum Hotel gefahren.
Doch nicht ohne vorher noch mal in einem Buchladen mein Glück zu versuchen. Ein sehr netter Verkäufer hat sich meiner Angenommen und mir das noch kleinere Angebot an englischen Büchern gezeigt. Ich konnte wählen zwischen "Pride and Prejudices" and "Jane Eyre" - ich habe mich für das zweite entschieden. Mal gucken wie das wird...
Unterwegs habe ich wieder super viele Männer Karten spielen sehen und ich wollte schon wirklich fragen, ob sie mich wenigstens zugucken ließen, doch ich habe mich dagegen entschieden, da sie sich sonst vor Gaffern gar nicht mehr retten könnten. Und so bin ich immer wieder schweren Herzens an ihnen vorbei gegangen, obwohl ich gesehen habe, dass sich Leute einfach so dazustellen und zugucken. Vielleicht werde ich es einfach mal riskieren, das nächste mal, wenn ich wieder Kartenspieler sehe.
Als ich im Hotel angekommen bin, habe ich noch etwas von meiner Wäsche erledigt - aus Platzmangel kann ich nicht alles auf ein mal waschen und dann habe ich im Fernsehen Musikshows mir angeguckt. Auch mal lustig, wie sich hier die Stars oder Sternchen zum Affen machen.
Ich hoffe, dass morgen Haiyan vor 10 Uhr kommt, denn sonst ziehe ich ohne sie los. Ich möchte schließlich nicht meine ganze Zeit hier in Chifeng im Hotel verbringen. Auch wenn es Edward so lieber sehen würde, da er mich gebeten hatte, als er mich anrief, als ich unterwegs war, so schnell wie möglich ins Hotel zu gehen und auf gar keinen Fall, wenn es dunkel ist raus zu gehen.
Ich bin zwar wirklich nicht leichtsinnig, aber was soll mir hier passieren, wenn ich mich immer von Menschen umgeben, bewege. Ich gehe ja nicht in irgendwelche zwielichtige Gassen oder werfe mich unangenehmen Typen an den Hals... Doch Edward ist sehr besorgt um mich! Ich kann es ihm nicht begreiflich machen, dass ich kein naives Kind mehr bin!
Naja, wir werden sehen, was der Morgen bringt...
Ich habe wieder die Sonne geniessen koennen...
Gestern war nicht mein Tag, aber heute...
Doch alles begann heute etwas anders... - auf einmal wurde ich von lauten Gewährschüssen geweckt, na ja, jedenfalls dachte ich das im ersten Augenblick! Aber welcher normale und vernünftig denkende Mensch denkt schon daran, dass mit dem Morgengrauen um Punkt 5:18 Uhr tonnenweise Sylvesterknaller vor dem Fenster abgefeuert werden? Ich nicht! Zum Glueck habe ich das ziemlich schnell begriffen, dass es sich hierbei um eine relativ harmlose Sache handelt, denn wenn ich ehrlich sein soll - ich war noch nie um 5 Uhr morgens so schnell auf den Beinen. Aus dem Fenster konnte ich nichts sehen, bis auf die Rauchwolke, die langsam vor meinem Fenster emporstieg, sowie der Duft von verbranntem Schießpulver. Was für ein wunderbarer Morgengruß! Mehr davon, bitte!
Ich legte mich wieder schlafen, in der Hoffnung, dass wenn es etwas Weltbewegendes sein sollte, dann werden die Hotelangestellten, die ich vorsorglich immer nett angelächelt habe und immer nett mit "Nihao" begrüße, an die seltsame Blondine im Zimmer 303 denken. Um 8 Uhr morgens habe ich bemerkt, dass entweder die Taktik nicht aufgegangen ist oder die Welt immer noch in Ordnung ist. Ich machte mich fertig. Nun, im wachen Zustand, hörte ich immer wieder in der Ferne Feuerwerk bzw. die Knaller. Manche dauerten wirklich lange, manche etwas kürzer. Eigentlich ist das ein Zeichen, das es etwas zu feiern gibt, doch ich weiß beim besten Willen nicht was - ich konnte es nicht herausfinden. Vielleicht hat das aber auch mit den 60-Jahr Feiern zu tun, dass die Innere Mongolei nun zu China gehört oder weil nächstes Jahr Olympia ist...
Die Chinesen sind total jeck wegen Olympia. - Im Fernsehen laufen Shows, deren Sinn ich absolut nicht verstehe, da es nichts mit Sport zu tun hat, aber dabei wird immer wieder das Wort "Olympia" erwähnt und die Begriffe "Bejing 2008" fallen immer wieder. Ich denke, nächsten Winter werden die Chinesen nichts mehr im Fernsehen zu sehen bekommen, außer Olympia 2016 geht wieder nach China...
Ich habe heute beschlossen, nicht mehr so lange auf Haiyan, das Schulmädchen, zu warten. Ich gab ihr Zeit bis 10 Uhr und dann hieß es für mich - ab in die Stadt!
Ich fuhr wieder zu meinen beliebten KFC... - ehrlich... ich kann das Zeug nicht mehr sehen, aber ich traue mich immer noch nicht mit meinem Bauchweh an das experimentierfreudige chinesische Essen. Ich verspreche, wenn diese Sache überstanden ist, werde ich euch wieder von allerlei Widerlichkeiten berichten, die meine Speiseröhre passiert haben. Doch nun braucht mein Verdauungstrakt etwas Beruhigung. (Woher das kommt, ist mir total schleierhaft, da ich nie wirklich damit Probleme hatte. Vielleicht fehlen mir die guten Milchprodukte aus den Jurten... So etwas getrockneten Quark könnte ich nun gut gebrauchen!)
Nach dem absolut schmackhaften Frühstück... bin ich erst mal etwas durch die Stadt gelaufen, wieder mal. Diesmal aber mit einem Ziel! Ich habe eine Einladung zu einer Familie in Chifeng, vermittelt durch meine MeiMei-Haiyan und ihre Freundin, bekommen. Um dort nicht mit leeren Händen anzukommen, habe ich beschlossen Tee zu kaufen, in der Hoffnung, dass sich das als Gastgeschenk eignet. Ich habe auch Tee erstanden und hoffe nun, dass er wirklich so gut schmeckt, wie er riecht.
Dann habe ich beschlossen mal was ganz anderes zu machen: Busfahren. Aber nicht das simple von A nach B (beides bekannte Größen), sondern einfach mal ins Blaue hinein. Erst bin ich in die Nummer 2 gestiegen, bin zwei Haltestellen vor Ende ausgestiegen, habe dann in die 9 gewechselt, dann in die 3, weil die 10 nicht an der Haltestelle angehalten hatte, und dann in die 5 und dann bin ich wieder am Ausgangspunkt gelandet. Das war echt lustig. Vier Stunden hat mich das gekostet, da ich zwischendurch auch noch zu Fuß unterwegs war, und ich habe tatsächlich was von der Stadt und vor allem von den Randgebieten gesehen. Besonders zum Ende der Route, wenn ich ausgestiegen bin, haben mich die Leute angestarrt. Die konnten sich nicht vorstellen, was ich, eine Ausländerin, alleine in dieser Gegend suchen sollte. Doch heute haben mich die Blicke gar nicht gestört. Die Sonne schien, ich war unterwegs - ich war glücklich.
Paar Leute haben sogar ihren ganzen Mut aufgebracht und mich angesprochen. Oft wurden kleine Kinder von den Müttern vorgeschickt, da diese mir "Good morning" sagen konnten. Und außerdem hatten sie oft den Satz: "Where are you from?" drauf. Mehr oft nicht, aber wenn sich die Leute Mühe gegeben haben, dann habe ich es auch und habe so gut es ging, mich mit ihnen auf Chinesisch verständigt. Die Kinder haben mir auch brav immer die Hand zur Begrüßung gereicht - doch an dem Händedruck müssen sie noch arbeiten...
Manche haben noch mehr gesprochen. Ein Mädchen, das von einem Rikschafahrer vorgeschickt wurde, fragte mich, wohin ich denn fahren möchte. Sie hat es nicht wirklich verstanden, dass ich eigentlich gar kein Ziel hatte. Wer sollte denn das auch verstehen? Welcher vernünftige Mensch setzt sich ohne Sinn in den Bus und fährt damit die nächsten 20 Stationen? Ich hätte auch gerne eine Rikscha genommen, aber leider konnte ich dem Menschen nicht begreiflich machen, dass ich ohne Ziel durch die Gegend fahren möchte, um mir so viel wie möglich anzusehen, solange ich das noch alleine machen kann, also bevor Edward auch Beijing wiederkommt.
Ein paar andere Mädchen fragten, nachdem sie von mir erfahren haben, dass ich nicht weiß wohin ich fahren möchte, sogar danach, ob ich mich verloren hätte. Das witzige ist, dass ich mich keinesfalls verloren fühlte, was ich ihnen auch sagte und sie mich daraufhin mit großen Augen anstarrten. Ich wusste zwar nie in welchem Teil der Stadt ich mich gerade befand, wenn ich in die Vororte kam, aber ich wusste immer, wo die Innenstadt, also mein Ausgangspunkt war. Von dort aus, weiß ich welchen Bus ich Richtung Hotel nehmen muss. Zur Not hätte ich immer noch das Taxi nehmen können.
Übrigens ein guter Tipp am Rande von mir: Nehmt euch immer die Visitenkarte des Hotels, in dem ihr wohnt, mit, wo die Adresse in chinesischen Zeichen aufgeschrieben ist. So könnt ihr sie immer den Taxifahrer zeigen und er wird euch zum Hotel bringen.
Gegen Mittag habe ich einen Zwischenstopp im Hotel eingelegt und wusch wieder eine Ladung Wäsche. Am Abend bin ich wieder in die Innenstadt, ja und wieder KFC... Doch danach habe ich Einkäufe gemacht. Mir sind leider die Schlappen, die ich von David, der sie hier gelassen hatte, ausgeliehen hatte, gerissen und ich wollte ihm neue kaufen. Außerdem brauchte ich unbedingt was gegen den Durst und ein Deo. Ich ging also in alle möglichen Geschäfte rein.
Eins war jedoch ziemlich blöd - na ja jedenfalls für mich. Immer kam eine Verkäuferin zu mir und fragte, was ich denn kaufen möchte. Damit ich ihr das nicht erklären musste, sagte ich immer, dass ich kein Chinesisch verstehe. Sie blieb trotzdem bei mir und wich nicht von meiner Seite. Wenn ich einen Schritt nach rechts machte, dann sie auch und das funktionierte in alle beliebigen Richtungen. Jedes mal, wenn ich etwas in die Hand, um es mir genauer anzusehen, schaute sie besonders auf meine Hände. Ich weiß nicht, ob sie das bei jedem machen würde oder ob sie grundsätzlich alle Ausländer des versuchten Diebstahls bezichtigt, aber es war schon ein wenig blöd. Ich konnte mir nichts genauer angucken, da mich diese Blicke immer verfolgten. Grundsätzlich waren sie aber nie wirklich böse oder schienen es jedenfalls nicht so zu sein.
Apropos Ausländer... Ich habe in den sechs Tagen (sind es wirklich erst so wenige?!?!) noch keinen einzigen Ausländer gesehen. Heute früh dachte ich schon, dass ich einen gesehen habe, dann stellte sich der Weißschopf als ein Albino-Chinese (darf man das überhaupt so schreiben oder wird man gleich wegen Beleidigung verklagt?) heraus. Der Arme - der hat hier bestimmt kein leichtes Leben. Wenn er genauso schlimm angestarrt wird wie ich, oder wenn kleine Kinder ihre Mütter und Väter immer lautstark auf ihn aufmerksam machen, dann ist das echt nicht immer schön. Ich werde das bald verlassen. In Shanghai wird sich keine Menschenseele um mein Aussehen scheren, außer wenn ich halbnackt durch die Gegend laufe (was ich keinesfalls vorhabe der Menschheit anzutun!). Aber dieser arme Kerl muss hier leben. Und selbst ich habe dorthin geschaut.
Ich habe mir sowieso heute 'ne ganz andere Strategie überlegt: Wenn mich die Leute länger als 10 Sekunden anstarren, dann lächle ich breit oder winke. Ich habe es relativ häufig machen müssen, aber dann haben die Leute immer ganz nervös und aufgeregt zur Seite geschaut und als sie mich wieder angeschaut haben, dann haben sie wenigstens auch gelächelt und nicht nur mit offenen Mund gestarrt. - Sehr viel angenehmer und entspannter für mich.
Und wieder kann ich es nicht glauben, dass ich mich Edwards Bitte beuge und mit dem Dunkelwerden zum Hotel zurückgekehrt bin. Aber ganz ehrlich, was soll ich hier alleine machen, wenn alles schon um 18.30 Uhr schließt? Kein Geschäft mehr offen...Karaokesingen alleine ist doof - das kann ich auch billiger im Büro haben.
Jetzt laufen im Flur aber seltsame Gestallten. Ein paar Männer klopfen an verschiedene Türe. Ich weiß nicht, ob sie auch an meiner versucht haben, es hörte sich aber so an. Aber so lange sie es nicht hier an der Bürotür versuchen, werde ich mich nicht unnötig darüber sorgen. Aber seit 15 Minuten machen sie nichts anderes, außer vielleicht sich lautstark darüber zu unterhalten. Na ja, was man davon halten soll, weiß ich nicht.
Morgen oder übermorgen soll Edward wieder zurückkommen und dann nimmt er mich wieder mit aufs Land. Ich freue mich schon riesig drauf, aber ich möchte mir noch nicht viel davon versprechen, da es sowieso nicht so werden wird, wie ich es mir erhoffen möchte.
Ich bin jetzt voll "China-stylish"!
Der Morgen begann ohne Gewährschüsse! Jahu! Nur mein Handy-Wecker klingelte mich wach. Langsam habe ich mich fertig gemacht und diesmal schon gegen 9.30 Uhr das Hotelzimmer verlassen.
Ich beschloss ganz spontan nicht meinen gewohnten Bus Nr. 6 zu nehmen, sondern die 9. Ich dachte mir, dass es nicht schaden kann, wenn ich mal sehe, wohin mich diese bringt. Ich habe paar mal gestern die Route der Linie 9 gekreuzt, so dass ich wusste, dass die irgendwo in der Innenstadt auch Halt machen würde. Na ja, der Bus ist nicht ganz den Weg gefahren, den ich erwartet habe, aber was soll's? Wozu habe ich Ferien?
Ich bin irgendwo ausgestiegen und da ich wusste, wo ungefähr die Innenstadt sein sollte, habe ich mich in diese Richtung aufgemacht. Ich passierte allerlei Geschäfte und Restaurant und heute beschloss ich wieder etwas mutiger zu sein, also bin ich in eins dieser kleinen Restaurants reingegangen. Ich war der einzige Gast, und wie immer in solchen Fällen, die Attraktion schlechthin für die Angestellten. Sie alle kamen zu mir und versuchten wieder mir etwas mitzuteilen. Ich habe ihre, wahrscheinlich sehr nett gemeinte, Fragen mit einem niederschmetternden: "Ich verstehe kein Chinesisch. Ich sprechen kein Chinesisch." abgeblockt. Da waren sie erst mal ruhig. - Wie immer in solchen Fällen. (Eigentlich ist das alles nun Routine... - Na, nicht ganz so schlimm!)
Ich bestellte mein Essen einfach per Zeichensprache, das was in der Auslage war. Und das waren irgendwelche Teigteilchen. Erst später, beim Essen, habe ich festgestellt, dass das eine Fleischfüllung hatte - lecker - und das andere trocken war - nicht ganz so lecker, da ich zu wenig Sojamilch zum Nachspülen hatte. Ja, ich habe endlich hier Sojamilch gefunden! Sonst habe ich hier nur Kuhmilch bekommen. Auch lecker, aber ich wollte mich doch hier mit Sojamilch voll laufen lassen...
Nach dem Essen ging ich weiter. Und siehe da... Ich kam an der Schule vorbei, in die meine Mädchen gehen. Tja, nur hatte ich meine Orientierung vollkommen wieder. Ich bin nicht in die Schule gegangen, da ich den Unterricht nicht stören wollte, aber jetzt weiß ich, wie ich dahin komme, wenn Edward mich wieder so lange hier zurück lässt.
Da ich schon mal den Weg mit Haiyan abgegangen bin, habe ich mich die kleinen Seitenstrassen begeben, die voller kleiner Geschäfte waren und dem wonach ich auf der Suche war... - dem Fotoladen, wo man diese kleinen Fotos machen kann, die so ne jecke Umrandung haben. Ich habe nämlich beschlossen, manche von euch mit meiner Visage zu beglücken... - Keine Angst, nicht jeder wird das ertragen müssen, aber einige schon. Und ich glaube, dass diejenigen schon wissen, um wen es sich da im Spezielen handeln wird! (Wehe, ich werde dann das kleine Foto bei der nächsten Geldbeuteldurchsuchung nicht an einem Ehrenplatz vorfinden! Ich habe extra den "Hello Kitty"-Rahmen gewählt. - Oh, ja, da kommt Freude auf. Ich kann sie hier schon förmlich hören!)
Die Fotos zu machen war schon ein kleiner Akt:
Nachdem ich das mit den Fotos soweit geklärt habe, bin ich weiter gegangen. Ich bin wieder zu der großen Einkaufsstr. im Zentrum gegangen, da ich diesmal nach Geschenken für Edward und Cristalline auf der Suche war. Ich habe mich daran erinnert, dass meine chinesischen Freundinnen mit erzählt haben, dass man chinesischen Männern: Alkohol, Zigaretten, Gürtel oder Krawatten schenkt. Das mit dem ersten beiden hat sich erledigt, da Edward nicht raucht und nur mit Kunden trinkt. Die letzten beiden wurden von meinen Freundinnen unter Gekicher geäußert, aber ich beschloss es trotzdem zu riskieren und als ich sie sah, kaufte ich Edward eine Krawatte. Mal sehen, was er dazu sagt. Für Cristalline weiß ich leider nicht, was ich kaufen soll und deswegen habe ich noch nichts gefunden.
Als ich gerade so auf meiner Bummeltour war, wurde ich von einem netten Chinesen angesprochen mit einer sehr auffälligen Frisur. Diese Jungs und Mädels laufen hier zuhauf und verteilen Visitenkarten von Friseurgeschäften, wo sie gerade eine Ausbildung machen. Aber dieser junge Mann, hat sich getraut und mich auf Englisch angesprochen, also beschloss ich mich etwas mit ihm zu unterhalten. Schon kurze Zeit später wollte er mir an die Haare. In seinem recht schlechten Englisch meinte er, dass er gerne meinen Haaren den chinesischen Pep verpassen möchte. Ich habe mich da echt gefragt, ob ich so schlimm aussehe und habe ihn das auch gefragt - selbstverständlich in meinem schlechten Chinesisch. Er meinte daraufhin, dass mein Haar ganz toll aussieht, aber er möchte es schneiden.
Ich habe daraufhin panisch in mein Haar gegriffen und gesagt, dass ich es lang eigentlich ganz gerne mag! (Gott bewahre, dass meine Mutter noch Recht bekommt und sie mir einen Kurzhaarschnitt verpassen! - Oh, wie grausig!)
Er meinte, dass nur ganz wenig und ich wieder: Ich mag es lang. Und so weiter und so fort und auf einmal stand ich mit ihm vor dem Friseurladen, den ich mir hatte nur ansehen sollen. Und dann war ich drin und dann habe ich mich hingesetzt.
Habe ich schon erwähnt, dass ich zu den Kurzentschlossenen gehöre?!?!?!?!?!?!?!
Ich habe mir gedacht, dass es gar nicht wirklich wehtun kann, wenn sie mir etwas die Haare frisieren. Also habe ich es zugelassen. Und dann begann der Spaß erst! (Bitte dabei immer bedenken, dass in dem Laden etwa 15 Angestellte und vielleicht 6 Kunden, die im Laufe der Zeit gekommen sind, waren und immer wieder zu mir rüber geschaut haben. Manche der Angestellten, wahrscheinlich die Auszubildenden, sind immer wieder zu mir gekommen und haben sich men Haar angeschaut. Erst später trauten sie sich das auch anzufassen und allen möglichen Proben zu unterziehen. Es wurde festgestellt, dass ein chinesisches Haar doppelt so dick ist wie meins.)
Meine Haare wurden gewaschen... - nein, nicht so wie in Deutschland! - Das wäre ja langweilig!
Nein, ich saß im Stuhl, habe ein Jäckchen um bekommen. Dann mehrere Handtücher um meinen Hals und dann hat der Junge, David, sich an das Shampoo gemacht. Ich habe die Waschbecken schon in Reichweite gesehen, aber da er sich nicht darum geschert hat, habe ich es unterlassen, ihn darauf aufmerksam zu machen. Er nahm eine Handvoll Shampoo in die rechte Hand und ein Fläschchen mit Wasser in die linke. Und dann verteilte er das Shampoo in den Haaren auf meinem Hinterkopf. Immer wieder tröpfelte er etwas Wasser dazu, so dass das Shampoo sich immer mehr schäumte. Das ging etwa so 5 Minuten. So langsam dachte ich mir, dass die 1.000 Haare an dieser Stelle schon ganz schön sauber wären und es nun eigentlich an die anderen Haare gehen sollte, aber er schäumte weiter gemütlich vor sich hin, aber immer mit Bedacht, dass es mir gut ging. Dann, nach 8 Minuten, legte er das Fläschchen weg und massierte den Schaum in die anderen Haare. Das dauerte auch noch mal 4 Minuten. Und dann ging es zum Spülbecken...
Der Sitz davor, war aber kein Sitz, sondern eine Liege - also legte ich mich zum Ausspülen hin. Seltsames Gefühl...
Dann wurde ich auf einen anderen Sitz gesetzt und dem Meister, Zach, vorgestellt. Dieser versuchte sich erst mal durch mein Haar durchzukämmen, das nun aber hoffnungslos verknotet war. Aber er gab nicht auf. Und dann zückte er die Schere... Und ich: große Augen! Und dann fragt er aber doch noch einmal nach: nur so wenig? Und zeigt mit etwa die Länge, die ich vorher immer wieder David gezeigt habe: etwa 1,5 cm. Und ich war erleichtert, dass er das genauso sieht wie ich, dass es schade um die langen Haare wäre. Und dann schnitt er. Er fragte erst gar nicht wirklich wie er schneiden sollte, was vielleicht auch besser war, da ich es ihm sowieso nicht hätte erklären können. Während des Schneidens zeigte mir David irgendeine Haarkur, die gut für mein Haar sei. Ich sagte ihm, dass ich das nicht brauche. Dann händigte David mir ein Handy aus und da war eine weibliche Stimme am Telefon, die gut Englisch sprach. Das Mädel übersetzte mir, dass David mein Haar noch schöner machen möchte, als es jetzt schon ist. (Ist das nicht geil! - Ich habe nicht hässliches, schlapp herunterhängendes Haar, das sehr schön ist, aber man könnte es ja noch schöner machen! Hihihi! Das ist Verkaufstaktik!) Das Mädel meinte dann, dass David meinem Haar den chinesischen Pep verpassen möchte. Ich habe ihr gesagt, das sie David sagen soll, das er so ziemlich alles machen darf, außer mein Haar noch weiter kürzen oder die Farbe ändern. (David, hat, es sei mal an dieser Stelle erwähnt, lila Haar!) Und dann meinte das Mädchen, dass man noch über den Preis sprechen sollte. Und ich dachte mir - Oh, ha! Jetzt kommen wir zur Sache. Sie hat mir vier Preise (48, 88, 188 und 249 Yuan) genannt. Und ich bin beinah vom Stuhl gefallen. Ich habe nicht gerechnet, dass ich auch 25 Euro für eine Frisur hier lassen kann. Ich habe sie ausgefragt, was ich denn für diese Preise bekomme. Sie meinte, das sei gut für mein Haar. - Okay, gut für mein Haar... Ich habe ihr noch mal gesagt, dass ich weder kurze Haare haben möchte, noch eine andere Farbe. Sie meinte daraufhin, dass das egal ist und das werden sie auf gar keinen Fall machen. Aber ob ich denn nicht was Gutes für mein Haar machen möchte. Ja, klar, dachte ich mir, aber was denn?
Dann zeigte mir David Fotos zu den Produkten mit den Preisen und erst da wurde mir klar, dass es sich hierbei um Spülungen und ähnliches handelt. Ich lehnte wieder dankend ab. Und dann hat das Mädel noch gefragt, ob David noch etwas mit meinem Haar machen könnte. Das Wort dazu habe ich nicht verstanden, aber da David mir schon vorher Lockenwickler gezeigt hatte, dachte ich mir schon, dass es sich um Locken handeln sollte. Ich habe dem Mädel gesagt, dass solange meine Farbe sich nicht ändert oder entscheidend die Haarlänge, dann darf er so ziemlich alles machen.
(Habe ich schon erwähnt, dass ich um meine blonden Locken gefürchtet habe... Alle in dem Laden hatten sehr ausgefallene Frisuren, wie jeder Friseur, und die unterschiedlichsten Haarfarben. Aber vielleicht traue ich bloß den Friseuren mit lila Haaren, auch wenn David das wirklich gut gestanden hat, nicht über den Weg!)
Als Zach mit den Seiten und dem Hinterkopf fertig war, war ich etwas über den Pony enttäuscht, und zeigte ihm, dass er den auch noch schneiden soll, aber nix da. Zach ließ sich nicht beirren und David übersetzte, dass das Haarschneiden nun fertig ist. Na ja, aber die Lockenwickler sollten noch kommen und deswegen habe ich mir gedacht, vielleicht wird das noch was.
Die Lockenwickler durften wieder die Auszubildenden machen und so machte sich David ans Werk. Er feuchtete aber mein Haar dabei ziemlich stark an. - Schlechte Idee, aber ich sagte nicht. Und dann kam er wieder mit etwas an: "Good for your hair!" - Ich las mir diesmal die Beschreibung auf Englisch durch und es handelte sich um irgendwelche Flüssigkeit für Dauerwelle. Ich lehnte wieder dankend ab. Er schaute etwas skeptisch, aber ich ließ nicht nach. Keine Ahnung, was das Zeug wirklich mit meinem Haar macht.
Und dann ging es ans Haaretrocknen... Doch die wollten nicht trocken werden. Das komische Tuch, was er mit eingewickelt hatte, hatte zu viel Flüssigkeit aufgesaugt. Der Fön alleine reichte nicht aus, selbst, nachdem wir zwischendurch einen Fotomarathon von etwa 10 Minuten mit allen Angestellten durchgemacht haben.
Einige der Angestellten und ich mit den Lockenwicklern
(Der mit lila Haaren ist der Friseur meines Vertraues: David)
(Ich möchte zum Protokoll geben, dass ich es mir eigentlich niemals im Traum ausgemalt habe, dass ich jemals mit Lockenwicklern auf dem Kopf in fremden Fotoalben verewigt sein werde. Es hat sich so ergeben! Ich bin unschuldig!)
Da der Fön es nicht brachte, begab ich mich auf einen anderen Stuhl. Dort wurde ein Heizstrahler auf mein Haupt gerichtet. Diese Ding war seltsam: Ein Oval, in dem eine Heizspirale versteckt war und das um meinem Kopf kreiste. Damit meine Kopfspitze nicht vor Hitze überlief, wurde mir ein Handtuch auf dem Kopf gelegt. - Eins sage ich euch, wäre ich nicht zur allgemeinen Belustigung dort, hätte ich spätesten da gemerkt, dass irgendwas faul ist mit dem Laden.
David kam dann zu mir und setzte sich hinter mich. Zuerst wachte er über die Kreisbewegungen, dann holte er einen Fächer hervor und fächelte mir Luft von hinten zu. Ich nehmen stark an, dass es jedoch die heiße Luft vom Heizstrahler auf meine nassen Haare wedeln sollte.
Und was soll ich sagen, auch das hat es nicht gebracht. Doch Zach meinte, dass es nun gut sein und ich wurde auf einen anderen Stuhl gesetzt.
Dort wurden mir die Lockenwickler aus den immer noch feuchten Haaren entfernt. Und weil das ja so nicht gehen konnte, wurde erst mal mein Pony abgeschnitten. Auch hier, das lobe ich mir ganz besonders, hat Zach wirklich auf meine Vorgabe gehört! Nicht wie in Deutschland: Bitte nur etwa 3 cm; und dann hat man ne Glatze! Nein, Zach war sehr gewissenhaft, auch Millimeter genau. Und ja, es ist ganz alleine meine Schuld, dass ich nun einen Pony habe. Das Ding, was ich eigentlich nicht noch mal in meinem Gesicht hängen haben wollte. Doch nun ist es wieder soweit - das Ding ist wieder da. Noch sieht es gut aus, mal sehen wie lange noch.
Doch da ich Locken haben wollte, wurden nun härtere Geschütze aufgetragen: Der Lockenstab! - Das heiße Eisen! Und diesmal gehorchten meine Haare und lockten sich so, wie Zach es haben wollte. Und dann war ich fertig! - Nach nur drei Stunden!
Es wurden wieder einige Fotos gemacht.
Der Meister, Zach, und das Endergebnis...
Als es an die Bezahlung ging, habe ich schon mit dem Schlimmsten gerechnet und war über den Preis von 20 Yuan sehr erstaunt! 2 Euro für drei Stunden Haartortur!
Natürlich wurde ich gebeten wieder zu kommen und mir wieder die Haare schneiden zu lassen. Ganz ehrlich - wahrscheinlich würde ich das sogar noch mal durchmachen wollen, aber ich werde keine Gelegenheit dazu haben, da ich hoffentlich am WE auf dem Weg nach Shanghai sein werde.
Mit meiner neuen schicken China-style Frisur bin ich auf den Heimweg. Doch zuerst wollte ich noch meine restlichen Euro in Yuan umtauschen. Und das ist in China ein Akt. Zum Glück werde ich das nicht noch einmal machen müssen, aber jetzt werden die Bankautomaten meine besten Freunde!
Die verlangten von mir, dass ich zwei Formulare ausfülle, mit Angabe meiner Passnummer. Außerdem wurde eine Kopie meines Passes dabehalten. Und ich musste angeben, weshalb ich das Geld umtauschen möchte. Die ganze Prozedur hat geschlagene 10 Minuten gedauert, da die den Grund für den Umtausch nicht lesen konnten. Hallo?!?! -Ich wollte nicht gleich ganz China kaufen!!! - Ich wollte nur paar Euro dalassen und dafür paar rote Scheinchen mitnehmen!!! Schließlich haben die selber einen Grund eingetragen, den ich niemals erfahren habe. Na ja, wenn demnächst mir die Ausreise verweigert wird, dann weiß ich wieso!
Als ich dann im Bus zum Hotel saß, rief Edward an, um mir mitzuteilen, dass er wahrscheinlich morgen Abend in Chifeng ankommen wird. Aber er wird versuchen jemanden zu finden, der mich zum Abendessen ausführt. Weil ich schon wieder das Schlimmste befürchtet habe, sagte ich ihm, dass er sich keine Umstände machen soll. Er war etwas verdutzt und fragte, ob ich denn nicht zu Abend essen möchte. Ich fragte ihn, ob die Person, die er fragen möchte, denn Englisch spräche, wenn nicht, dann isst das immer so schwierig und ich möchte die Leute nicht vor den Kopf stoßen. Ich glaube, er nahm mir das übel, denn obwohl er gesagt hat, dass es sich darum kümmert, ist keiner in den nächsten zwei Stunden im Hotel erschienen. Und ich hatte Hunger. Also begab ich mich alleine auf den Weg.
In dem neuen Teil der Stadt, wo ich wohne, war ich alleine eigentlich noch nicht unterwegs, also beschloss ich, dass das mein heutiges Abendziel sein würde. Ich fand auf eine lange Strasse mit vielen Restaurants, so dass ich mich nicht entscheiden konnte, welches ich nehmen sollte. Dann ging ich einfach in ein rein.
Das Mädchen dort führte mich an einen Tisch, legte die Karte auf den Tisch und wartete auf meine Bestellung, wohlwissend, dass ich kein Wort verstehe. Ich nahm demonstrativ die Karte in die Hand und sagte ihr, dass ich Zeit zum Lesen brauche, aber diese Andeutung verstand sie nicht. Sie blieb weiterhin da.
Ich nahm mein Wörterbuch in die Hand und versuchte eins der Zeichen zu finden. Sie fragte mich, nach welchem ich suche und als ich drauf zeigte, wollte sie es schon aufschreiben. Ich konnte sie gerade noch bremsen. Ich erklärte ihr, dass ich die Lesung wissen möchte. Sie sagte mir diese, aber im Wörterbuch fand ich das Wort nicht, da das ein Eigenname ist, wie sie mir erklärte. Also bestellte ich es einfach. Als ich nachfragte, ob das Gemüse sein, sagte sie: ja. (Eine glatte Lüge, denn es waren Fleischstreifen mit einem Knoblauchteig, scharf und einigen Stangen Staudensellerie.) Dann dachte ich mir, dass ich noch etwas dazu haben möchte und dreht die Karte um und zeigte auf den Namen mit den schönsten Zeichen. Als sie es vorlas, hörte ich Dofu. Juhu, Tofu. Ist mir sehr recht. (Der Tofu war mir den schwarzen Eiern versetzt und mir Petersilie bestreut. Geschmeckt hat es nur, wenn man es mit der Petersilie gegessen hat, denn ansonsten war es so ziemlich geschmacksneutral.)
Da die Portionen wirklich riesig waren, habe ich nicht mal die Hälfte geschafft. Und dann hörte ich Musik von der Straße her. Als ich aus dem Fenster schaute, so sah ich, dass eine größere Gruppe von Menschen auf der anderen Straßenseite zu der Musik auf und ab läuft und dabei mit Fächern wedelt.
Jeh, eine Dancecombo! Also beschloss ich mir das anzusehen. Da auch andere Leute da rum saßen und zuschauten, dachte ich mir, dass es keinen stören würde, wenn ich auch da mal sitzen würde. Gesagt, getan!
In Laufe der Zeit kamen zu der Gruppe immer mehr Leute dazu. Manche hatten Fächer, manche Wedelten mit Tüchern. Die Dancecombo hatte auch eine Choreografie. Wenn sie in die eine Richtung gingen so machten sie immer wieder eine bestimmte Bewegung, die sich nach jedem Durchgang änderte, auf dem Weg zurück gingen sie rhythmisch zur Musik.
Es war schon lustig, denen zu zu sehen. Doch gewundert hat es mich schon, dass ich immer noch die Blicke auf mich zog, obwohl die Leute doch so eine Unterhaltung dargeboten hatten und ich auch noch auf der anderen Straßenseite saß.
Und auf einmal gingen die Lichte aus. Stromausfall in einem Straßenabschnitt von etwa 2 km. Und meine Dancecombo mitten drin. Zunächst herrschte etwas Verwirrung, aber weil die Band weiter spielte, wurde weiter getanzt. Jemand stellte sein Auto mit eingeschaltetem Fernlicht so ab, dass der Straßenabschnitt beleuchtet wurde und die Leute sehen konnten, welche Choreo grade dran ist. Ich saß noch etwas auf der anderen Straßenseiten, während alle meine "Nachbar" gegangen sind. Ich beschloss mich nun auf die andere Seite zu setzten, so dass ich die Dancecombo besser sehen konnte. Nach etwa insgesamt einer Stunde Tanzen hörten die auf und ich machte mich auf dem Weg ins Hotel. Nachdem ich auf dem dunklen Straßenabschnitt heraus ins Licht getreten bin, sah und hörte ich wieder Musik und eine weitere Dancecombo. Ich also hin, setzt mich hin und schaute wieder zu. Diese Gruppe habe eine bessere Choreo drauf und die Musik war nicht so eintönig, aber leider waren die gerade am Ende des Tanzen angelangt, so dass ich nur etwa 5 Minuten zu sehen konnte.
Dann begab ich mich nun endgültig ins Hotel, von wo ich nun euch schreibe.
Ich weiß gerade nicht, was schlimmer ist: meine Knoblauch- oder Bierfahne. Aber nach 3 Litern Bier und fünf Knoblauchzehen dürft ihr euch das nun selber vorstellen und froh sein, dass es noch keine Riech-E-Mails gibt...
Und dabei hat der Tag so harmlos angefangen...
Wie immer (naja, jedenfalls in letzter Zeit) habe ich das Hotelzimmer um 9.30 Uhr verlassen und bin wieder Richtung Innenstadt gefahren, um dort nach Essen zu suchen. Ich habe zwei "alte Bekannte" getroffen: David, der mich natürlich sofort erkannt hat und einen anderen angehenden Frisur, dem ich das Modelsein verweigert habe. War wirklich lustig, endlich mal auf bekannte Gesichter zu treffen und sich mal so wie zu Hause zu fühlen! Richtig schön!
Und dieses Gefühl habe ich behalten, bis ich mal wieder (ich gebe meine Vergehen wenigstens zu!) zum KFC gelatscht bin, um mein Frühstück zu essen. Vorbei mit der Diät! Nieder mit der schlanken Figur! Nie wieder gutaussehend! - Bis auf die Haare natürlich!
Aus dem Fenster sah ich wieder eine dieser Dancecombos und mich hat es magisch hingezogen. Schnell aufgegessen und nichts wie raus. Da sich wirklich viele Leute schon versammelt haben, konnte ich gerade noch den letzten freien Platz auf dem Mäuerchen ergattern, an dem die Dancecombo vorbei Tanzte: Und wieder wurde ich angestarrt. Seltsam... Diesmal hat man echt gute Tänzer (okay, keine jünger als 60 Jahre, aber dafür gut!) und die haben sich auch noch in einen schicken Fummel geschmissen (nicht wie ich im T-Shirt und Hose) und doch starrt man mich an... Chinesen! Muss man nicht verstehen!
Die Dancecombo auf dem Hauptplatz in Chifeng - noch ohne meine Unterstützung
Als ich da so saß und die Combo selber an mir vorbei tanzte, sahen mich diese an sehr interessiert an. Aber weil ich die einzige (ja! Wirklich! Die einzige!) war, die wenigstens ihren Kopf zur Musik bewegt hatte, lächelten sie mich an. Sehr schön! Und auf ein mal kam da eine echt verrückte Nuss (ich hoffe, ich liege nicht allzu falsch, aber vielleicht war die Dame schon über 70 Jahre...) aus der Gruppe auf mich zugerannt und umarmte mich stürmisch! Ich kannte sie bis dato nicht! Aber ihr hat es Spaß gemacht mich in den Arm zu nehmen, also habe ich mitgemacht. Und ab da, jedes mal, wenn sie an mir vorbei tanzte, grinste sie schon vom weitem und dann nahm sie mich wieder in den Arm! Ich ließ es mir gefallen und lächelte sie auch meinerseits breit an. Die Leute um mich herum starrten währenddessen mich an und verstanden die Welt nicht mehr.
Ich saß da so etwa 15 Minuten, und als die Musik sich dem Ende zuneigte, kam ein älterer Herr zu mir und sprach mich an. Er war definitiv über 80 Jahre, aber hatte als einziger den Mut aufgebracht mich anzusprechen. Ich versuchte mich mit ihm zu verständigen. Und dann waren da plötzlich ganz viele Leute... Auf einmal kamen sie alle! 30 Leute standen da und der ältere Herr erzählte ihnen, was er bisher in Erfahrung bringen konnte: also meine Nationalität, mein Alter und das ich nichts verstehe. Lustig!!!
Als der Tanz vorbei war, kam meine verrückte Nuss zu mir und wollte nun auch alles über mich wissen. Auch ihr erzählte der Herr alles, was er wusste.
Dann passierte alles ziemlich schnell. Ich hatte einen Fächer in der Hand und sollte vorführen, wie gut ich damit umgehen kann, dann stand ich mitten auf dem Platz (habe ich schon erwähnt, das es sich dabei um den zentralen Platz in Chifeng handelte?!?!?!) und dann ging die Musik wieder los und ich sollte mittanzen. Und ich habe mir gedacht, dass wenn mich schon alle Leute anglotzen, dann kann ich genauso gut Spaß dabei haben! Also tanzte ich mit! Man wollte mir meine Handtasche, die beim Tanzen gestört hatte, abnehmen, doch ich ließ es nicht zu, auch wenn ich durchaus glaubte, dass sie mir keiner stehlen würde, da sich eine Dame bereit erklärt hatte auf sie aufzupassen. Aber sicher ist sicher!
Und dann hatte ich auf einmal auch noch einen langen Gürtel um, mit dem ich in der anderen Hand wedelt konnte. Und so versuchte ich es meiner Vorderfrau nachzumachen, die nächsten 30 Minuten lang. Echt geil! Falls ihr jemals hier seid, dann macht da unbedingt mit! Es ist eine Riesengaudi! Ich habe die Blicke der umstehenden 200 Personen ausgeblendet, denn sie wären trotzdem da, ob ich tanze oder nicht. Und ich habe mich an meine verrückte Nuss gehalten. (Leider erinnere ich mich nicht an ihren Namen, und das was sie aufgeschrieben hat, kann ich nicht lesen!)
Zwischendurch kamen dann einige und holten mich aus dem Tanz heraus, da sie ein Foto mit mir haben wollten und da bemerkte ich auch die unzähligen Handykameras auf mich gerichtet. - Ich werde noch zum Star hier! Wehe, ich komme ins Fernsehen! Ohne Provision läuft hier gar nichts!
Nach den 30 Minuten, in denen ich wirklich viel Spaß hatte, wurde ich wieder von einer Scharr Menschen umgeben, die alles Mögliche von mir wissen wollten. Ich versuchte mich wirklich mit ihnen zu verständigen. Meine verrückte Nuss und ihre Freundin waren da sehr geduldig mit mir. Wir tanzten auch auf einmal einen Walzer mitten auf dem Platz und manche andere komische Verrenkungen kamen auch noch dazu. (Ganz ehrlich, wenn man vergisst, dass einen 100 Augenpaare oder gar mehr zusehen, kann es ziemlich lustig sein, auf ein mal einen Walzer mitten auf der Straße zu tanzen!)
Dann musste die Dancecombo mit dem Zug in die nächste Stadt fahren und ich musste mich von den beiden Frauen verabschieden.
Ein paar der Damen aus der Dancecombo, bei der ich die Ehre hatte auch teilnehmen zu dürfen
Aber da kam schon wieder der alte Mann und da waren noch die 100 anderen. Sie alle bildeten auf einmal eine Kreis um mich, die ich auf dem Mäuerchen saß und dann sprach der alte Mann mit mir. Wenn er etwas nicht weiter wusste, dann sprachen die anderen. Die Kinder wurden nach vorne geschickt, damit sie mehr von der seltsamen Fremden mitbekamen und ich waren erschlagen von den Fragen und Stimmen, die auf mich eindroschen. Nach 20 Minuten war ich wie erschlagen und musste da weg! Und ich verabschiedete mich von allen.
Ich ging noch etwas bummeln und genoss es, alles in Ruhe angucken zu können, ohne etwas dabei kaufen zu müssen!
Als es dann angefangen hatte zu regnen, bin ich wieder zum Hotel gefahren, auch in der Hoffnung, dass Edward endlich wieder zurück sei. Doch dem war nicht so. Und auf meine Anrufe reagierte der Kerl nicht. Nach zwei Stunden beschloss ich die ausstehende Einladung zu den Eltern der Freundin (Yanhui) einer Freundin (MeiMei -Haiyan) anzunehmen. Dazu möchte ich anmerken, dass ich weder Yanhui noch ihre Eltern kenne. Mit Yanhui habe ich einmal telefoniert und sie versicherte mir, dass ihre Eltern mich gerne kennen lernen würden. Ich wusste nicht so recht, was mich da erwarten würde, da ich aber schon den Tee für sie gekauft habe, beschloss ich mal dahin zu gehen.
Ich fragte Yanhui, ob es den Eltern recht wäre, wenn ich in zwei Stunden kommen würde. Sie sagte ja und so wartete ich wieder. Zwischendurch schaffte ich, Edward zu erreichen und er sagte mir, dass er vielleicht erst morgen nach Chifeng kommen würde. Ich fand das sehr schade, da ich nun keinen Übersetzer für Yanhuis Eltern haben würde, aber tja, das ist nun mal der Lauf der Dinge. (Yanhui ist übrigens gerade in Hangzhou, in der Nähe von Shanghai, wo sie gerade studiert.)
Und da beschloss ich etwas Dramatisches zu machen. Da Edward mich so lange hier alleine gelassen hatte, ohne mir eine Arbeit hier zu lassen, noch irgendwie zu sagen, wann er zurückkommt, so dass ich hätte versuchen können auf eigene Faust die Umgebung zu erkunden, beschloss ich früher nach Beijing und damit nach Shanghai zu reisen. Ich schrieb an Shirley. Die freute sich riesig, dass ich nun drei Tage früher in Shanghai ankommen würde. Die gab mir dann die Nr. einer Freundin in Beijing, wo ich übernachten sollte. Ich rief dort an und fragte sie, ob das in Ordnung wäre. Sie war einverstanden. Und so begab ich mich zum Bahnhof, wo ich es wirklich recht schnell schaffte, ein Ticket zu kaufen - für den nächsten Tag Abend, so dass ich im Zug schlafen werde.
Der Fahrkartenkauf war eigentlich kein großer Akt, auch wenn ich nicht wirklich fragen konnte, welche Züge denn nach Beijing fahren und so nahm ich das erste, was mir angeboten wurde.
Dann rief ich, kurz nachdem ich ein Taxi bestieg, Yanhuis Eltern an, damit diese dem Fahrer erklären könnten, wohin er mich fahren soll. Und da war ich. Bei fremden Leuten, die sich offensichtlich gefreut haben, mich bei sich zu Hause zu Gast zu haben.
Als erstes wurde ich mit Tee und allerlei Obst begrüßt. Ich bekam meine heißgeliebten Jujubis (frische Datteln) und auch riesige Trauben angeboten. Dann wurde eine Melone aufgeschnitten, die ich zur Hälfte alleine essen musste.
Ich versuchte mich mit den Eltern auf Chinesisch zu unterhalten. Am anfang war das echt schleppend und ich traute mich kaum, aber in Laufe der Zeit tauten wir so richtig auf. Der Vater verlor etwas die Geduld mit mir, weil ich sein schnelles Sprechen nicht sofort verstand, aber seine Frau war ein Schatz. Sie sprach sehr langsam und wenn ich ein Wort nicht verstand suchte sie nach anderen Wörtern, die ich vielleicht kennen würde. Außerdem verstand sie meine absolut ungrammatikalischen Sätze und übersetzte sie für ihren Mann. Der guckte die ganze Zeit etwas skeptisch, aber er freute sich, dass er etwas über mich erfahren konnte.
Nach etwa 20 Minuten wurde Yanhui angerufen und sie bat mich, ihrer Mutter in der Küche zu helfen. Natürlich sagte ich es zu, da ich erstens gerne etwas in der Küche dazu lerne und zweitens ein durchaus hilfsbereiter Mensch bin.
Nur leider ergab sich diese Gelegenheit nicht wirklich für mich. Der Brokkoli war schon fertig gekocht - nur die fünf oder sieben (wer zählt da schon mit...) Knoblauchzehen mussten gestampft werden und über diesen verteilt werden. Als es dann ans Schälen der Gurken ging, konnte ich die Arbeit an mich reißen. Doch das Schneiden ging wieder an die Hausfrau. Das war es eigentlich, denn plötzlich klingelte es an der Tür und der Essensbote brachte sechs weitere Gerichte - insgesamt hatten wir Essen für mindestens 10 Leute! Als wir uns zu Tisch setzten, fragte der Hausherr, ob ich denn Bier trinken möchte und ich beging den Fehler und sagte: ja. Und so begann es: Das große Fressen und Saufen!
Die Eltern von Yanhui, nur ein Teil des Festmahls und das Bier
Das Essen war super lecker! Das Bier war okay - ist halt chinesisch, aber dafür aus Chifeng und ich habe erfahren, dass der Hausherr für diese Brauerei arbeitet. Und wieder Glück für mich, dass ich mich nicht negativ geäußert habe. Aber Unglück, denn ich musste in der Stunde, in der wir gegessen haben, 3 Liter davon trinken!!! Ich konnte dem Herrn nicht begreiflich machen, dass ich nicht mehr trinken sollte, wenn ich noch aufrecht nach Hause kommen möchte. Und da boten sie mir auch noch an, bei ihnen zu übernachten. - Jetzt mal ganz ehrlich: Sind das nette Leute oder sind das nette Leute! Ich fühlte mich bei ihnen sauwohl, auf wenn meine Wangen geglüht haben, als ob schon Weihnachten wäre.
Und da wurde mir auch klar: Versuch niemals einen Chinesen, der in einer Brauerei arbeitet unter den Tisch zu trinken - Du kannst nicht gewinnen!
Nach dem Essen saßen wir noch weiter zwei Stunden zusammen und unterhielten uns. Ja, wirklich, wir unterhielten uns. Mein Chinesisch ist mit 10 Promille echt klasse! Nach insgesamt fünf Stunden bei ihnen zu Hause, sagte ich ihnen, dass ich nun ins Hotel muss. Die Mutter brachte mich ins Taxi und dann bin beinah an die Hoteltür.
Und nun sitze ich im Büro und schreibe an dieser Mail. Heute ist sie nicht so ausführlich, da ich echt jetzt schlafen gehen möchte. Morgen wird definitiv nicht um 9.30 Uhr das Hotelzimmer verlassen! Komme, was da wolle!
Da ich morgen Abend nach Beijing fahre, weiß ich nicht, wann ich mich wieder melden kann. Ich weiß nicht, ob Freya (das ist die Freundin von Shirley bei der ich bleiben werde) Internet zu Hause haben wird.
Was habe ich gestern gemeint mit: komme, was da wolle, ich bleibe im Bett... Ich habe nicht mit der Sekretärin gerechnet...
Und überhaupt war alles nicht so wie ich mir das vorgestellt habe...
Am Abend konnte ich nicht einschlafen und habe deswegen meinen englischen Schnulzenroman bis 2.00 Uhr nachts gelesen. Dann bin ich irgendwann mal in der Nacht aufgewacht, weil etwas nicht stimmte und da spürte ich, wie meine Lippe anfing anzuschwellen, nur partiell. Zunächst dachte ich mir, ich bilde mir da was ein, aber es wurde schlimmer und innerhalb von vielleicht zwei Minuten hatte ich eine Beule in der Unterlippe auf der linken Seite. - Schön und gut - ich wollte schon immer mein Aussehen verändern, aber wieso zum Nachteil??? Und wieso jetzt??? Ich habe die leise Befürchtung, dass ich von irgendeinem Tier gebissen worden bin.
Nur ich weiß wieder nicht, was schlimmer ist: Das ein Tier mich in der Nacht, während des Schlafs, in die Lippe beißen kann oder das es überhaupt so ein Tier in meinem Zimmer gibt. - An Schlaf war erst mal nicht zu denken. Und weil es schon mit dem unsichtbaren Hund so gut geklappt hatte, habe ich das Licht gar nicht erst angemacht, um das Tier nicht erblicken zu müssen.
An dieser Stelle geht meine Frage an die Biologen: Können Tausendfüssler so etwas machen? Ich hatte nämlich vor paar Tagen eine unangenehme Begegnung mit einem Tausendfüssler unter der Dusche...
Ich sag euch: zwei Beine sind okay; vier gehen auch; bei sechs wird es echt brenzlig; bei acht ist es schon hart auf der Kante, aber tausend... - das sind entschieden einige zu viel!!! Da wird mir die Sache nicht mehr ganz so geheuer...
Wenn es also nicht der Tausendfüssler war, dann weiß ich auch nicht. Die Mücken, von denen es mir gesagt worden ist, dass sie sich in Chifeng nicht aufhalten sollen, habe sich bisher nur auf meine Arme, Beine und Hals beschränkt.
Naja, kurz nachdem ich eingeschlafen bin, jedenfalls schien es so, weckte mich ein Klopfen an der Tür. Da ich aber keinen anderen Lärm von draußen hörte, wollte ich es wirklich ignorieren, doch leider war dieses sehr penetrant. Also ging ich an die Tür. Und es war nicht das Hauspersonal, das mich evakuieren wollte, sollten die Sekretärin. Sie sagte mir, dass Edward am Telefon sei und mich sprechen möchte. Da ich absolut nicht für einen Gang außerhalb meines Zimmer bekleidet war, sagte ich ihr, dass ich von meinem Handy ihn anrufen werde. (Wieso hat der Typ es da nicht sowieso schon probiert????)
Doch er nahm nicht ab. Also zog ich mir eine Jacke über und ging ins Büro. Dort wählte die Sekretärin die Nummer für mich und Edward erzählte mir, dass er heute nicht kommen kann, da sein Auto eine Panne hat. - Ich hätte mich eigentlich freuen können, da er endlich daran gedacht hatte, mich über seinen Verbleib zu informieren, aber wieso muss er das ausgerechnet an diesem Morgen machen???
Dann sagte er mir, dass die Sekretärin mit mir CD's für Shirley kaufen gehen wird. Irgendwie hat er es nicht wirklich zur Kenntnis genommen, dass ich schon die CD's gekauft habe. Und so musste ich mich schnell Duschen und dann mit Mrs. Zhang in die Stadt fahren. Das war's mit meinen einzigen freien Vormittag, den ich faul im Bett verbringen wollte! Zum Glück hatte das Bier nicht wirklich Nachwirkungen auf meinen Kopf. Aber mit Mrs. Zhang kann ich mich irgendwie nicht unterhalten. Sie spricht zu schnell und benutzt seltsame Wörter. Und ich kann ich auch nichts sagen, denn mein Chinesisch ist ihr zu schlecht. Deswegen zeigte ich ihr alle CD's, die ich schon gekauft habe. Doch sie ließ sich nicht beirren und wir fuhren los.
Als wir in der Stadt ankamen, da hat sie mal wieder uns fotografieren lassen. Diesmal waren es drei Posen an drei verschiedenen Orten auf dem Hauptplatz. Die Fotos sollte sie später abholen.
Wir gingen dann in genau die selben Geschäfte, die ich auch aufgesucht habe und sahen genau die selben CD's, die ich auch schon gekauft habe. Es handelt sich zwar zum Teil um mongolische Instrumente, aber leider nicht um mongolische Sprache, was sehr schade ist.
Dann sprach sie wieder mit mir und da ich es nicht verstand, zückte ich mein Wörterbuch. Sie deutete auf das Zeichen, das Brüste bedeutet und fragte mich, ob ich das kaufen möchte. Ich war sprachlos! Wollte sie jetzt mit mir einen BH kaufen gehen? Hier in China...??? Na, dann viel Spaß beim Suchen! Als ich wieder zu mir kam, sagte ich, dass ich genug davon mit mir hätte, doch sie sprach weiter auf mich ein. Ich sagte immer wieder nein, aber die Frau wollte nicht verstehen!
Dann gingen wir in einen Laden, der gar nichts mit Unterwäsche zu tun hatte und ich war froh. Es handelte sich um einen Zigaretten- und Alkoholladen. Ich dachte sie muss etwas für ihre Kunden kaufen. Und dann fragte sie nach mongolischem Schnaps und als sie es mir hinhält, kapiere ich, dass sie das für mich kaufen möchte. Ich schüttle entschieden den Kopf, aber die Frau lässt sich auch hier nicht beirren und kauft gleich vier Flaschen davon. Ich denke mir, dass es nun wirklich etwas für die Kunden ist. (Da es auch andererseits nichts mit Brüsten zu tun hat, oder?) Wir verlassen den Laden und kehrten dann, ohne dass ich gefrühstückt hätte, wieder zurück zum Hotel nach zwei Stunden.
Vor meinem Hotelzimmer drückt sie mir dann die Flaschen in die Hand und ich erbleiche beinah! Nicht nur, dass die Chinesen mich zum Säufer machen möchten! Nein, sie wollen auch noch, dass ich mir einen Bruch hole! Die Flaschen sind noble Flaschen und müssen als solche auch ein nobel Gewicht habe - also ungelogen! Fünf Kilogramm mindestens! Und das soll ich nun alleine durch die Gegend schleppen: zusätzlich zu meinem Rucksack, der mit den neuen Büchern jetzt etwa 25 kg wiegt, der Laptoptasche mit etwa 7 kg und meiner Handtasche etwa 3 kg. Ich melde mich nächstes Jahr zur Olympia nicht als Freiwillige sondern bei Gewichtstemmen an!
Da ich nicht wirklich wusste, ob ich denn noch mal mit Mrs. Zhang hätte ausgehen sollen, blieb ich die nächste Zeit in meinem Zimmer. Zunächst noch Fernsehen schauend, dann aber packend. Und ich habe lange gebraucht. Das Ding will einfach nicht gepackt werden. Ich habe gar keinen Platz mehr. Ich werde heute Abend vier Taschen tragen dürfen. Ich will jetzt schon nicht mehr. Besonders, wenn ich mir überlege, dass das der einfachere Part sein wird. Der schlimme wird sein, wenn ich in Beijing ankomme, erst mal mich in die Warteschlange anstellen darf, um das Ticket nach Shanghai zu kaufen und dann zwei km laufen muss, um aus dem Bahnhofsbereich rauszukommen, um mir dort ein Taxi schnappen zu können, das auch bezahlbar ist. (Die Taxis direkt am Bahnhof rechnen schon mit doofen Touristen und verlangen unrealistische Preise, bis zu fünf mal so hoch wie normal. So was bezahle ich nicht.
Nachdem Packen fuhr ich wieder in die Stadt. Ich wollte noch zwei Geschenke für die Leute kaufen, die ich nun in Beijing treffen werde. Und da sah ich sie: Ausländer! Gleich eine ganze Familie, die Mutter von zwei echt süßen kleinen Jungen und wahrscheinlich deren Eltern und einem Mädchen im Alter von etwa 14 Jahren. Ich wollte mich aber nicht, wie die Chinesen aufführen und weil sie mich nicht gesehen habe, habe ich nicht auf mich aufmerksam gemacht. Ich wollte sie nicht auch noch mit meiner Aufmerksamkeit überfordern, auch wenn ich gerne gewusst hätte, woher sie kamen.
Als ich wieder im Hotel ankam, überreichte mir Mr. Zhang eine CD, die sie doch noch gefunden hatte mit tatsächlich mongolischer Musik in mongolischer Sprache. Da wird sich Shirley aber freuen! Sie meint, dass sie die Musik zum Autofahren haben möchte, was ich sehr gut nachvollziehen kann, da man unglaublich gut zu dieser Musik im Auto grölen kann. (Fragt da Ramesh, er hat diese Erfahrung schon mit mir machen können!)
Ich hoffe, dass ich die Chance haben werde, mich aus Beijing zu melden.
Die bisherige Reiseroute