Allgemeine Informationen zm Ungarischen




Die ungarische Sprache gehört zum finnisch-ugrischen Zweig der uralischen Sprachfamilie. Ungarisch ist die Staatssprache der Republik Ungarn, wo es von über 10 Millionen Sprechern gesprochen wird. Ausserdem leben viele Sprecher des Ungarischen als nationale Minderheiten ausserhalb der Staatsgrenze. Es sind etwa 2 Millionen Sprecher in Rumänien, ca. eine halbe Million im Norden Serbiens, ca. 700 000 in der Slowakei, 15-20000 in der Karpatoukraine und ca. 50 000 in Österreich.
In den historischen Quellen erscheinen die Ungarn in dem 5. Jh. n. Ch. am Schauplatz der Geschichte. Die selbstständige Existenz der ungarischen Sprache beginnt jedoch wesentlich früher: sie fängt mit dem Ausscheiden aus der ugrischen Gemeinschaft an, das in das 1. Jahrtausend v. Chr. zu datieren ist.

Die dialektalen Unterschiede im heutigen Ungarisch sind nicht groß und haben in erster Linie phonetischen Charakter. Natürlich gibt es auch einige Unterschiede im Wortbestand, doch sind diese so klein, dass sie das gegenseitige Verstehen der Sprachteilhaber nicht gefährden.

Die ungarische Rechtschreibung bedient sich des lateinischen Alphabets. Das Prinzip 'ein Laut - ein Buchstabe' ermöglicht es für die Ungarisch-Lernenden, dass sie ungarische Wörter, die sie hören, relativ leicht auch schreiben können bzw. geschriebene Wörter mit gehörten Wörtern identifizieren können.

Als Grundprinzip der Wortbildung wird im Ungarischen das Anhängen von Endungen (Suffixen) an den Stamm gebraucht. Dieses Phänomen ist sowohl in der Nominalmorphologie als auch in der Verbalmorphologie zu beobachten. Dementsprechend werden viele Sachverhalte, die in anderen Sprachen durch Präpositionen, Artikeln oder gar Hilfsverben ausgedrückt werden, durch Suffixe markiert. So hat das das Ungarische etwa 27 Kasusendungen, Possession wird statt Possessivpronomina durch Endungen markiert, z.B.: ház -am 'mein Haus'. Sogar werden teilweils Hilfsverben durch Suffixe ausgedrückt: me-het -ünk 'wir können gehen'.

Ein weiterer wesentlicher Charakterzug des Ungarischen ist, dass es kein grammatisches Geschlecht (Genus) gibt. Demzufolge gibt es nur zwei Formen des bestimmten Artikels: vor vokalisch anlautenden Substantiven steht az, vor konsonantisch anlautenden a.

Eine syntaktische Besonderheit im Ungarischen ist, dass im Indikativ Präsens in der 3. Person Singular und Plural das nominale Prädikat ohne Kopulaverb gebildet wird, z.B.: Péter tanár. 'Peter ist Lehrer.'

Die Art der haben-Konstruktion ist auch anders als in den indogermanischen Sprachen. Es wird dafür im Ungarischen eine dem Dativ ähnliche Konstruktion gebraucht: nekem van egy könyvem etwa 'mir ist ein Buch'.

Vielleicht am schwierigsten im Ungarischen ist für den Ungarisch Lernenden die Aneignung der sog. subjektiven und objektiven (auch indeterminierten und determinierten) Konjugation. Es gibt nämlich im Ungarischen zwei verbale Paradigmen. Die eine wird gebraucht, wenn das Verb kein Akkusativobjekt haben kann, da es intransitiv ist, oder wenn es transitiv ist, aber einen unbestimmten Akkusativobjekt hat. Wenn dagegen das Objekt bestimmt ist, wird das Verb anders, nach der objektiven Paradigma konjugiert.





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© 2005 Reinhold Greisbach / Gabriella Kornberger (Institut für Phonetik)
JWG-Universität Frankfurt am Main